Hungrytown, Listen Here Records, 2008 | ||||
Rebecca Hall | Vocals, Guitar | |||
Ken Anderson | Vocals, Guitars, Bass, Keyboards, Organ, Percussion, Harmonica, Glockenspiel | |||
Jeff Vogelsang | Guitar, Mandolin | |||
Michael Merenda, Zack Deming | Banjo | |||
Ruth Ungar Merenda, Eric Lee | Violin | |||
Cynthia Hughes | Celtic Harp | |||
Susanne Mueller | Cello | |||
Donnie Shifflett | Bass | |||
Charles Frazier | Guitar | |||
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01. Lucille Lucille | 07. On The Other Side | |||
02. One Morning In May | 08. Weep Not For Me | |||
03. Sylvie | 09. Troubles Change Direction | |||
04. Rose Or The Briar | 10. Hungrytown Road | |||
05. Every Day | 11. November Song | |||
06. Solid Ground | 12. With Tomorrow | |||
Die beiden Protagonisten des Duos HUNGRYTOWN scheinen tatsächlich aus der Zeit gefallen. Schaut sie euch an: Sind Rebecca Hall und Ken Anderson etwa per Zeitmaschine aus den Sixties zu uns gereist, um uns mit alten Folkweisen zu beglücken? Nein, eine Zeitmaschine besitzt das traute Ehepaar nicht, doch sie fahren seit zig Jahren gemeinsam mit ihrem kleinen, umgebauten Wohnmobil (namens 'Blue Meanie') quer durch die USA, um sich mit einem eklektischen Mix aus Folk, Country, Bluegrass und Celtic Sounds ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Scheinbar altmodisch und nostalgisch, aber auf sehr liebenswerte Art, zeigen sich die beiden als Nachlassverwalter vermeintlich verstaubter Harmonien, die sie offenbar während ihrer langen Reisen auf den Dachböden verlassener Häuser entdecken. Doch erstaunlicherweise haben wir es hier keineswegs (bis auf eine Ausnahme: Gene Clarks With tomorrow) mit Jahrzehnte alten Songs zu tun, sondern mit ganz aktuell komponierten Tracks, die entweder aus Rebecca Halls Feder stammen oder aber als Gemeinschaftsarbeit mit Ehemann Ken daherkommen. Ken Anderson übernimmt zudem die Produktionsarbeit und eine Heerschar von Instrumenten wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Orgel, Mundharmonika, sowie die ganz wunderbaren Harmony-Vocals, die er gemeinsam mit Rebecca zu einem wahrhaften HUNGRYTOWN-Trademark stilisiert.
Die zeitweise mehrfach übereinander geschichteten Vocals erinnern dann tatsächlich auch schon mal an Frühsiebziger CARPENTERS- Gesangsakrobatik (z.B. Every day): sehr weich, sehr mild, mit verführerisch süßem Beigeschmack. Andererseits finden sich auf "Hungrytown" auch Titel mit sparsamerem Gesangsarrangement, z. B. das keltisch inspirierte, ganz wunderbare Folkstück Sylvie, das mit fabelhafter Instrumentierung aufwartet und mit Oboe, Celtic Harp und Cello verzaubert.
Rebecca Hall und Ken Anderson verstehen es, sehr variabel zu singen, vermählen Folk und Pop-Anleihen wie selbstverständlich miteinander, passen sich den wechselnden Stimmungen ganz mühelos an und machen aus "Hungrytown" ein sehr anschmiegsames, gemütliches Wohlfühlalbum, das ausgesprochen gut zu einem stillen und friedlichen Sonntagmorgen passt, wenn man sich mit einer dampfenden Tasse Kaffee entspannt ins Sofa flegelt und einem die Welt dort draussen für eine Dreiviertelstunde völlig egal wird. Ein gelungenes Folk-Album der besonderen Art.