Huey Lewis
Live At 25, Warner Music Group, 2005
Huey Lewis Lead Vocals, Harmonica
Johnny Colla Guitar, Saxophone, Vocals
Bill Gibson Drums, Vocals
Sean Hopper Keyboards, Vocals
John Pierce Bass
Stef Burns Guitar, Vocals
Marvin McFadden Trumpet
Ron Stallings Tenor Saxophone
Rob Sudduth Tenor & Baritone Saxophone
Produziert von: Huey Lewis & Johnny Colla Länge: 74 Min 54 Sek Medium: CD
1. The Heart Of Rock & Roll9. It's All Right
2. So Little Kindness10. Bad Is Bad
3. Thank You #1911. Heart And Soul
4. I Want A New Drug / Small World12. But It's Alright
5. If This Is It13. (Too) Hip To Be Square
6. Power Of Love14. We're Not Here For A Long Time (We're Here For A Good Time
7. Do You Believe In Love15. Back In Time
8. Some Of My Lies Are True (Sooner Or Later)16. Doing It All For My Baby

Allzu gern werden von Bands/Künstlern Live-Alben veröffentlicht, die a) sich längst auf dem absteigenden Ast befinden (wenn nicht gar schon an dessen Ende angekommen) und b) es zu ihren Glanzzeiten versäumten ein entsprechendes Dokument ihrer Konzerttauglichkeit zu pressen.
Das läuft dann im Allgemeinen unter "Greatest Hits Live" und reiht halt jene Songs, meistens nicht mal sonderlich gut, vom soundsovielten Aufguss der Band gespielt, aneinander. Die Nostalgie hilft da über vieles hinweg.

Jetzt trifft dieses ja in gewisser Weise auch auf HUEY LEWIS und seine NEWS zu und man kriegt schon Bedenken beim Titel "Live At 25". Bedenken allerdings auch bezüglich des eigenen Alters angesichts der Tatsache, dass es schon 25 Jahre her sind, seit die erste Platte dieser Band erschien und mit ihrem wunderbar unverkrampften, lockeren R&B, Rock'n'Roll und Soul die Ohren der Hörer mit Songs wie Some Of My Lies Are True oder Trouble In Paradise verwöhnte.
Mittlerweile sind ja immerhin Konzerte der Band als Rockpalast-Mitschnitt erhältlich, aber zu einer ordentlichen Live-Scheibe hat's bisher nicht gereicht. Ausgerechnet jetzt? Kommen die oben genannten Faktoren zum tragen?

Nun ja, es ging also darum den 25. Geburtstag der Band zu feiern und das tat man am 14. und 15. Dezember letzten Jahres in Chico, Kalifornien.
Von der Original-Besetzung sind noch Johnny Colla (Gitarre, Saxophone), Bill Gibson (Drums) und Sean Hopper (Keyboards) zusammen mit dem Chef an Bord. Also leider kein Mario Cipollina mehr am Bass, aber auch zu verschmerzen.
So ein Abend muss mit dem Heart Of Rock & Roll, das "still beatin'" ist, beginnen. Und mit einem absolut perfekten Sound sorgt es für den gewünschten Schub. Die zusätzlichen Bläser tragen da natürlich ihren Teil für diesen druckvollen Sound bei. Das Saxofon-Solo übernimmt aber, wie gewohnt, Johnny Colla.
Zu der Faszination von Huey Lewis gehört auch diese gut abgewägte Art, die auch Leute sich als Rock'n'Roller fühlen lässt, die sonst mit dieser Art Musik nichts am Hut haben. Entsprechend lässt Huey auch heute noch das "Ass" in der Zeile "that same old back beat rhythm that really, really kicks 'em in the..." aus.
Funky-Reggae-mäßig geht's in So Little Kindness und Huey kann auf einen mehr souligen Gesang umschalten. Seine Stimme ist übrigens noch bestens in Form. Hier und da fehlen natürlich mal ein paar der früheren Höhen, aber in den meisten Fällen bekommt das den Songs sogar gut. Andere haben da schon längst eine Handvoll Background Sängerinnen auf der Bühne stehen. Die Intensität gegen Ende des Songs erinnert an Bruce Springsteen in den frühen 80ern - und das schon beim zweiten Song!

Wäre natürlich schön gewesen, wenn man hier ein komplettes Konzert rausgebracht hätte, aber für so einen alten Recken reicht's bei den Plattenfirmen wohl nur noch zu Einfach-CD.
Nach dem Soul-Groove von Thank You #19 geht's mit I Want A New Drug wieder in die Vollen. Hat ein bisschen "Ghostbuster"-Charakter der Song, nicht? Egal, jedenfalls bleibt der Sound spitzenmäßig, die Gitarren kommen gut durch, für lange Soli ist reichlich Platz und die Rhythmusabteilung groovt auf den Punkt.
Fast fühlt man sich von der Masse der nun folgenden Hits überfordert: If This Is It, Power Of Love (die Publikumsantwort auf Huey's "can you feel it?" kann man sich vorstellen), Do You Believe In Love (in einem neuen Arrangement, an welches man sich schnell gewöhnt und bei dem man gern mitsingt) und Some Of My Lies Are True.
Aus den angekündigten "couple of a cappella songs" wird hier nur einer, aber der kommt auch richtig gut! Bei Curtis Mayfield's It's Alright zeigt sowohl Huey als auch der Rest der News, bei welch guter Stimme sie sind und sie stehen früheren Besetzungen dieser Band in keinster Weise nach.
Darüber legt auch Bad Is Bad Zeugnis ab. Wieder liegt ein perfekter Satzgesang über diesem schwer groovenden Song. Huey Lewis zückt die Blues-Harp und zeigt unprätentiös, dass er dieses Instrument nach wie vor bestens beherrscht.

Die Hitschreiber Mike Chapman und Nicky Chinn, die in den 70ern Heerscharen von Musikern mit Songs versorgten (und Karrieren wie die von SMOKIE und SWEET praktisch im Alleingang auf den Weg brachten) zeigten auch in den 80ern noch ihre Qualitäten. U.a. mit Songs wie Heart And Soul, der zu Huey's besten Titeln gehört. Der wird denn hier auch gehörig zelebriert und gut gerockt.
Da braucht's zur Auflockerung wohl den funkigen R&B von But It's Alright, bevor mit Hip To Be Square wieder an Drive zugelegt wird und sich die Band entsprechend reinsteigert.
Locker swingt man dann durch We're Not Here For A Long Time, groovt durch den R&B von Back In Time und singt, Pop-Schnulze hin oder her, glücklich bei Doing It All For My Baby mit.

Ich war schon skeptisch, aber das Album gefällt mir wirklich gut. Huey Lewis macht heute noch gesanglich vielen was vor und die Band spielt perfekt. Diese Live-Aufnahme wird noch desöfteren durch meinen Player rauschen. Auch wenn Walkin' On A Thin Line und Workin' For A Livin' nicht vertreten sind...

Epi Schmidt, 08.07.2005

 

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