Hubert Von Goisern

Im Jahr des Drachen

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.07.2013
Jahr: 2013
Stil: Alpen-Rock Live
Spiellänge: 91:00
Produzent: Wolfgang Spannberger

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Hubert Von Goisern
Im Jahr des Drachen, Sony Music, 2013
 
Hubert von Goisern Zieharmonika, Gitarre, Keyboard, Mundharmonika, Maultrommel, Haupstimme
Alexander Pohn Schlagzeug, Stimme
Severin Trogbacher E-Gitarre, Glockenspiel, Stimme
Helmut Schartlmüller Bass, Stimme
     
CD 1:  
01. Üouö 06. Goisern
02. Nit Lang Her 07. Neama Viel Zeit
03. I Kenn Oan 08. Lebwohl
04. Neama Bang 09. Wann I Durchgeh Durch's Tal
05. Mercedes Benz  
CD 2:  
01. Suach Da An Andern 06. Der Unterseer
02. Indianer 07. Brenna Tuats Guat
03. I Versteh Di Nit 08. Koa Hiatamadl
04. Heidi Halt Mi 09. Oben Und Unten
05. Halt Nit An  

"Seemann, trag mich weit übers Meer ...", möchte es einem entgleisen, wenn die ersten Weisen aus Hubert von Goiserns Akkordeon anheimelnde Stimmung verbreiten und er sein neues Live-Album damit einleitet. Alsbald mischen sich aber schon leichte Misstöne in die Szenerie und man ahnt, dass es nicht so beschaulich bleiben wird. Das liegt nicht an den eher alpenländischen Tönen, die sich dazugesellen, sondern an gewollt-schrägen E-Gitarren-Klängen, die jedem Bierzeltler den Radi im Schlund stecken lassen.
Und auch der Abschluss der Üouö (Überunteroberösterreicher) betitelten Ouvertüre - harmonisch und irgendwo zwischen Ambros und Biermösl Blosn - kann ein ungutes Gefühl nicht ganz verscheuchen. Sprachlich tut man sich selbst als Nordbajuware hier und da schwer. Weiter drobn in der Bundesrepublik wird’s wohl noch problematischer.
Was man über die Musik jetzt nicht sagen kann, denn "der Hubert" ist längst nicht mehr nur der querschießende Alpenrebell, sondern gefällt sich auch in verträumt-ruhigen Stücken wie Nit Lang Her, dass man sich - komplett mit Dylan-Mundharmonika - auch von einem rheinischen Gesangskollegen namens Niedecken vorstellen könnte.

Es bleibt auch weiterhin ruhig und fast zu gleichförmig plätschert die Musik unter den Texten dahin, liefet die Musik nur das Transportmittel für die Geschichten, denen das Publikum - welches oft erst nach den Liedern mit Applaus auf sich aufmerksam macht - gebannt lauscht. "I muaß eh nit all's verstehn, aber a wengal was wär schon schön", singt Hubert von Goisern in Neama Bang, womit wir wieder bei der Sprache wären: a wenig (ein bisschen) Alpenraumdialekt sollte man schon abkönnen.
Bei der steiermärkisch-jamaikanischen Version von Janis Joplins Mercedes Benz braucht's dann weniger Sprachverständnis als gute Nerven, denn da zeigt sich das andere Gesicht von Goiserns und er lässt den Gitarristen schon mal grob dazwischenjaulen.
Die österreichische Variante von Georgia On My Mind heißt ganz einfach Goisern (Bietet sich ja fast schon an. Bochum wäre rein phonetisch auch gegangen, aber gibt's, glaub ich, schon ...) und ist textlich eine Liebeserklärung an die Heimatgegend des Sängers und musikalisch - natürlich - der verjazzte Blues, der auch zum Originalsong gehört.
Neama Viel Zeit ist dann die dritte "Coverversion" in Folge und hierbei geht’s um Steve Winwoods (oder BLIND FAITH' meinetwegen) Can't Find My Way Home, hier Neama Viel Zeit. Sehr schön nur zu Akustikgitarre vorgetragen.

Auf der zweiten CD wird’s dann gleich deutlich lauter und rauer. Die hochkarätigen Musiker schwurbeln, rocken, rappen, integrieren Elemente von Polka bis Funk und bringen auch schon mal ein Kuhglocken-Solo zum staubigen Desert-Rock, wie in Indianer.
In I Versteh Di Nit "spuin" die Österreicher einen lupenreinen Chicago-Blues, während sie in Heidi Halt Mi Reggae dem Walzer nahe bringen. Was sie auch tun, es hat immer hohe musikalische Qualität und steckt voller Überraschungen. Langeweile taucht hier garantiert nicht auf. Eher ist man mit den vielen Stilen überfordert. Lässt man dieses Potpourri unvoreingenommen auf sich wirken und sich mittragen, kommt man bald in die Stimmung des Publikums, welches Songs wie Halt Nit An (erinnert entfernt an Wild Thing) rhythmisch klatschend begleitet.
Natürlich ist auch Goiserns Aushängeschild, das Akkordeon, oft genug präsent, wenn auch nicht immer so im Vordergrund wie in dem Parforceritt Der Unterseer. Da stieben in der Band förmlich die Funken.
Jo mei und gegen Ende gibt's natürlich auch das - in süddeutschen Bierzelten leider schon zu Tode gegrölte - Koah Hiatamadl. Hier allerdings in einer recht schnellen, fast punkigen, Version, welches das "Madl" in meinen Ohren wieder zum Leben erweckt. Erfrischend dargeboten, mit teils virtuosen Beiträgen.
Das trifft eigentlich auf das komplette Album zu, welches mit Oben und Unten nahezu heavy-metallisch endet.
Ein Live-Album, welches nicht nur ein regional begrenztes Publikum ansprechen dürfte und - koane Angst! - die Texte sind im Booklet abgedruckt..
Habe die Ehre.

Anmerkung: Wie uns von einem engagierten Fan (Danke Beate!) zugetragen wurde, legt Hubert von Goisern Wert auf die Feststellung, dass es sich bei seiner Quetschkommode nicht um ein profanes Akkordeon handelt, sondern um eine Steirische Harmonika. Dem wollen wir uns selbstverständlich nicht verschließen und haben der guten Ordnung hiermit Genüge getan. Die Red.

Epi Schmidt, 14.07.2013

 

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