Julian Dawson

Hildesheim, Bischofsmühle, 04.05.2002

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 04.05.2002

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Redakteur(e):

Joachim Domrath


Hildesheim, Bischofsmühle, 04.05.2002Bildergalerie
Interview

Es war ein Tag, an dem man nicht einmal einen Hund vor die Tür schickt.
Dauerregen seit 24 Stunden. Die idyllische Innerste an der Bischofsmühle ist inzwischen zu einem reißenden Fluss geworden.
Heute spielen JULIAN DAWSON und ANDY METCALFE. Wettermäßig wäre ein Konzert der RAINMAKERS vielleicht passender gewesen.

Kurz nach 21 Uhr betraten die beiden sympathischen Engländer die kleine Bühne in der bis auf den letzten Platz gefüllten Bischofsmühle.
Ungewohnt war der hohe weibliche Besucheranteil im Publikum.

Julian begrüßte die Audience in perfektem Deutsch. Dankte allen, die sich für seine Musik interessieren und einmal Abstand vom alltäglichen Radiomist gewinnen wollen.

Dann ertönt auch schon der Loser's Blues vom aktuellen Album "Hillbilly Zen" (sh. Review). Andy Metcalfe spielt dazu auf seinem vierseitigen akustischen Bass.
So dynamisch, dass ihm schon nach wenigen Takten eine Saite reißt. Julian spielt unbekümmert allein weiter und bemerkt nur lakonisch "Who needs a bass player".
Eine zweite Saite sollte etwas später auch ihren Dienst aufgeben.
Beide wetzen die Scharte mit ihrem charmanten und trockenem englischen Humor aus. Andy gibt die Schuld ARSENAL LONDON. Die hätten so nervend gespielt, dass er seinen Frust an den armen vier Saiten ausließ.

Es ist unglaublich, was zwei Musiker mit akustischen Instrumenten für Power und Emotionen erzeugen. Das Publikum war von den ersten Takten an sofort gefesselt.
Ich habe selten einen besseren Bassisten als Andy Metcalfe gehört und gesehen. Sein Akkordeonspiel war ebenfalls genial. Dazu Julians Gitarrenkünste und der vorzügliche ein- und mehrstimmige Gesang.

Das Programm ist vollgespickt mit Julians melodischen Ohrwürmern. Sei es Uneasy Rider, Where Do Gurus Go, Brando's Perfect Girl, Freedom Of The Highway oder das selten gespielte She Rocks The Cradle vom "Headlines" Album.
Jeder Song ist ein Treffer.
Und als die beiden sich bei Cars And Showbiz Wedding eine witzige Gitarrenschlacht liefern, ist das Publikum nicht mehr zu halten. Das ist Spielkunst in Vollendung.

Zwischendurch widmet Julian einen Song seinem verstorbenen Vater und dem legendären Nicky Hopkins. You Are Listening Now hatte er mit Nicky zusammen kurz vor dessen viel zu frühen Tod komponiert und auf dem wunderschönen "Travel On" Album veröffentlicht.
Der Saal ist emotional voll bei der Sache und man hört kein Räuspern während Julian diesen Song allein ohne Andy spielt.

Comedy mit toller Musik präsentieren die zwei später mit Hillbilly Pills, diesem schwungvollen Country Abräumer vom aktuellen "Hillbilly Zen" Album.
Neben brillanten instrumentalen Leistungen begeistern sie erneut durch ihren trocken Humor.

Nach über 150 tollen Minuten neigt sich das Konzert leider dem Ende zu.
Als Zugabe gibt es eine Coverversion des Stones Klassikers Mother's Little Helper von deren "Flowers" Album. Natürlich in der Dawson-eigenen Interpretation. Wow - der Saal ist kurz vorm Abheben.

Als Einleitung gibt es noch einen Witz:
Was hat 14 Beine und kann nicht singen?
BOYGROUP!
Und die beiden bemerken witzig, dass sie künftig als Boygroup touren werden. N'SYNC und Co., zieht euch warm an!
Zwischendurch spielen Andy und Julian auch mal im Publikum, ohne Mikro. Das erlebt man auch nicht alle Tage und die Zuschauer sind mit Recht begeistert.

Nach fast 3 Stunden, es ist schon nach Mitternacht, beenden die beiden ein Konzert, dass zu einem der Besten gehört, was ich in den letzten 30 Jahren gehört und gesehen habe.
Hier sind zwei Musiker am Werk, denen die Spielfreude ins Gesicht geschrieben steht.
Julian und Andy sind voller menschlicher Wärme und Humor. Da stehen keine abgehobenen Showbizz-Zombies auf der Bühne, sondern Menschen wie Du und Ich.
Musikalische Virtuosität braucht keine aufwendige Light- und Bühnenshow.
Und das Zusammenspiel zwischen großartigem Songwriting und außergewöhnlicher handwerklicher Perfektion sollte als Lehrbeispiel für zukünftige Musiker-Generationen dienen. Dagegen wirken so manche Live-Erlebnisse der Vergangenheit regelrecht dilettantisch.
Der Sound war perfekt ausgesteuert. Alle Stimmen und Instrumente kamen klar und durchsichtig. Und zum ersten Mal hatte ich nach einem Konzert keinen Druck auf den Ohren. Großes Lob gilt hier auch dem Tonmeister der Bischofsmühle und der AUDIO COOP Hildesheim.

Jungs, kommt bald wieder!

Joachim Domrath, 05.05.2002

 

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