Herman Brood Live At Rockpalast 1978 & 1990, MIG, 2012 |
Herman Brood ('78 & '90) | Vocals, Keyboards | |||
Danny Lademacher ('78) | Guitar | |||
Freddi Cavalli ('78) | Bass | |||
Ani Meerman ('78) | Drums | |||
David Hollestelle ('90) | Guitar | |||
Ivo Severijns ('90) | Bass | |||
Roy Bakker ('90) | Drums | |||
Lies Schilp, Inge Bothond ('90) | Vocals | |||
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1978: | 1990: | |||
01. Hit | 01. Blue Ice Moon | |||
02. Pourin' It All Out | 02. Will You Still Love Me Tomorrow | |||
03. Too Slow | 03. It Ain't The Gun | |||
04. Street | 04. Crackin' Up | |||
05. Still Belive | 05. It's You | |||
06. Rock'n'Roll Junkie | 06. Home | |||
07. Lost | 07. Beefin' It Up | |||
08. Waiting For My Man | 08. Dope Sucks | |||
09. Back In Your Love | 09. The Talkin' | |||
10. Saturday Night | 10. Da Doo Run Run | |||
11. Doreen | 11. Cripple Without You | |||
12. Doin' It | 12. Rock'n'Roll Junkie | |||
13. Dope Sucks/Hot Talk | 13. What Becomes Of The Broken Hearted | |||
14. Turn It On | 14. Heatwave | |||
15. One More Dose | 15. Cut Me Loose | |||
16. Speedo | 16. Somethin' Else | |||
17. Phony | 17. Legal In Amsterdam | |||
18. Pop | 18. Hit | |||
19. True Fine Mama | ||||
20. Prisoners | ||||
21. Skid Row | ||||
22. Never Enough | ||||
23. Blue | ||||
24. Can't Stand It | ||||
Sex & drugs & rock'n'roll, so stellte man sich insbesondere in den 70's ein bewegtes Künstlerleben vor. Wenn jemand diese Maxime exzessiv ausgelebt hat, dann sicherlich der Holländer Herman Brood, der am 5. November 1946 zur Welt kam und sie am 11. Juli über die Abschussrampe des Amsterdamer Hilton Hoteldachs in suizidaler Absicht wieder verliess.
Ja, kaum zu fassen, aber das ist nun auch schon wieder satte 10 Jahre her. Um dem großen niederländischen Rockstar ein wenig Ehre zu erweisen, wurde dieser Tage über das MIG Label eine ansehnliche DVD veröffentlicht, die zwei Rockpalast-Mitschnitte aus den Jahren 1978 (Westfalenhalle 2, Dortmund) und 1990 (Köln, Live-Music-Hall) zeigen.
Der selbsternannte Rock'n'Roll Junkie, der als Teenager das Klavierspielen erlernte und als junger Erwachsener zur Kunstakademie nach Arnheim wechselte, um sein Wissen und seine Passion für die Malerei zu vertiefen, machte nach Anfangserfolgen in holländischen Rock'n'Roll Bands (Cuby & The Blizzards) in den Folgejahren tiefschürfende Erfahrungen mit Drogen allerlei Art, bis er 1977 endlich seine unvergessene Herman Brood & His Wild Romance gründete, um ein Jahr später seinen ersten fetten Trademark-Hit Saturday night vorzustellen.
Das 1978er Konzert aus der Westfalenhalle 2 zeigt ihn also mehr oder weniger auf dem Zenit seiner ersten Erfolgswelle, wild, ungestüm, unbekümmert, immer ein wenig neben der Spur, aber leidenschaftlich und voller Energie, ob als Sänger oder als Pianist. Seine damalige Band, allen voran Gitarrist Danny Lademacher zeigt sich in bester Verfassung. Die Combo nimmt kaum einmal das Tempo heraus und rast in einem echten Höllenritt durch ein Repertoire von 24 Songs. Fast alle Songs unterhalb der magischen Drei-Minuten-Grenze. Man findet natürlich Brood'sche 'all time greats' wie Still believe, Rock'n'Roll junkie, Saturday night und Dope sucks. Bezeichnend auch das Herman vor Velvet Undergrounds Drogenhymne Waiting for my man nicht halt macht. Ein Klasse-Konzert, bei dem, angesichts des geschichtlichen Hintergrunds, immer auch ein bisschen Wehmut mitschwingt.
1990, Brood zählt inzwischen 44 Lebensjahre, trifft sich eine namentlich völlig andere Band in der 'Live-Music-Hall' in Köln. Das Line Up aus Gitarre, Bass, Drums als Fundament bleibt natürlich bestehen, doch zwei Background-Miezen versüßen Hermans Musik ein wenig, was mitunter sogar für zusätzliche Reize bzw. Sicherheit sorgt, denn Hermans Stimme wirkt inzwischen schon ein wenig brüchiger als 12 Jahre zuvor in Dortmund. Rein äußerlich gibt Brood den smarten Rock-Star, sieht mit seiner gegelten Tolle und dem coolen Anzug sogar richtig gut aus. Die Setlist weist glücklicherweise nur wenige Überschneidungen zur 1978er Tracklist auf.
Aber das lodernde Feuer aus 1978er Tagen brennt hier verständlicherweise nicht mehr ganz so flackernd. Doch auch dieser Gig gerät nicht wirklich schlecht, die Band agiert musikalisch einwandfrei, professionell sozusagen. Letztlich wirkt das Ganze aber doch eine Spur zu routiniert, etwas zu formelhaft, eben ohne den Spaßfaktor und den Elan der frühen Tage.
Schließlich bleibt diese DVD für Herman Brood Freunde dennoch ein großer Spaß, eine wirkliche Freude, ein willkommenes Wiedersehen. Denn der Niederländer Brood war ein echter Künstler, ob auf der Bühne oder hinter der Leinwand. Irgendwie verdammt verrückt, aber immerhin zielsicher genug, um 2001 seinem kaputten Körper und sinnentleertem Leben ein rigoroses Ende zu setzen. R.I.P. Herman.