Henrik Freischlader

"Geboren in Memphis bei Wuppertal..."

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Interview

Reviewdatum: 04.09.2007

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Redakteur(e):

Joachim Domrath


Henrik Freischlader
"Geboren in Memphis bei Wuppertal...", Interview

Hooked on Music: Dein letztes Album "The Blues" erschien erst letztes Jahr. Kaum ist das Jahr vorbei, stehst Du mit einem neuen Werk in den Plattenregalen. Bist Du ein Komponisten-Junkie oder hat die F?lle der Einf?lle einfach nicht auf "The Blues" im Jahre 2006 gepasst.
Henrik Freischlader: Och, ich habe eigentlich st?ndig irgendwelche neuen Ideen, die sich relativ schnell in fertige St?cke umwandeln lassen, und f?r die aktuelle CD war es eben schon wieder an der Zeit.
HOM: Auff?llig ist wieder die sehr gute Produktion von "Get Closer". Erz?hl doch bitte einmal etwas ?ber den Ablauf der Aufnahmen und welche Technik zum Einsatz kam.
H.F.: Ja, erstmal Danke f?r das Kompliment! Viel Technik kommt bei uns eigentlich gar nicht zum Einsatz, da unser Live-Equipment ja haupts?chlich f?r den guten Sound sorgt. Im Studio benutzen wir zus?tzlich nur sehr gute Mikros, die diesen Sound optimal transportieren. Das Grundger?st der Songs haben wir zu dritt in einem Raum eingespielt, um den Live-Charakter zu erhalten. Dann kamen noch Gesang und ein paar Overdubs dr?ber und nat?rlich wurde noch an dem einen oder anderen Solo herumgefeilt. Sp?ter hat Sascha K?hn dann wieder einmal brillante Orgeltracks eingespielt und zum Schluss hat Brenda Boykin souver?n in einem Take Blues Music eingesungen. Zum Abmischen und Mastern haben wir uns dann zusammengesetzt, Milchkaffee getrunken und am endg?ltigen Sound herumgefeilt.

HOM: Auf "Get Closer" erleben wir einen ungewohnt funkigen und teilweise auch souligen Henrik Freischlader. Selbst die wenigen Balladen klingen recht feurig. Ist das mehr Zufall oder hattest Du irgendwelche Visionen bzw. haben Dich andere K?nstler in letzter Zeit inspiriert.
H.F.: Am meisten inspiriert mich meine Band. Bei den Soundchecks sind wir nach den langen Fahrten mit nervenden Staus immer besonders spielfreudig und probieren viel aus, machen einfach Session. Dabei, und auch bei den Konzerten selbst, entstehen viele neue Ideen. Wir versuchen immer, kein Konzert wie das andere zu spielen und lassen uns gegenseitig alle Freiheiten, so entstehen immer wieder neue Songs. Nat?rlich inspirieren mich dar?ber hinaus viele andere K?nstler, ich h?re privat sehr viel und bin immer auf der Suche nach guter Musik. Johnny Guitar Watson, Gary Moore, Lucky Peterson, Keb Mo, Doyle Bramhall II, John Mayer etc. sind nur wenige die mir spontan einfallen...

HOM: Zeitgleich zu "Get Closer" erschien ja auch Gary Moores neuester Longplayer. Und hier tun sich musikalische Welten auf. Auf der einen Seite der junge, ideenreiche und hungrige Blueser - auf der anderen Seite die Blues-Legende, die nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Wie siehst Du das?
H.F.: Das sehe ich total anders. Gary Moore ist der Grund daf?r, dass ich ?berhaupt irgendwann zum Blues gefunden, und zur Gitarre gegriffen habe. Mit 14 habe ich in einem Lokal zuf?llig Cold Day In Hell von seinem Album "After Hours" geh?rt und war wie elektrisiert von diesem Sound. Durch ihn und seine vielen gro?artigen Alben, die ich mir dann nat?rlich so schnell wie m?glich besorgt hatte, bin ich nach und nach auf die anderen gro?en Bluesmusiker gesto?en wie B.B. King, Albert King, Albert Collins und Peter Green.
Erst vor kurzem war ich auf 3 seiner 5 Deutschland Konzerte und bin wie immer fasziniert. Er ist wieder derma?en gut drauf, spielfreudig, mit neuen Ideen, interessanten Arrangements und beeindruckendem Gesang. Was sein neues Album betrifft, k?nnen die Meinungen sicherlich auseinander gehen. Es ist immer schwer es jedem oder auch nur den meisten recht zu machen. Viele erwarten wahrscheinlich wieder ein Album wie "Still Got The Blues" oder "After Hours", das ist nat?rlich wenig tolerant und diese Erwartung muss zwangsl?ufig entt?uscht werden. Gary Moore probiert eben immer wieder neue Dinge aus und inspiriert Leute wie mich ungemein.
Bei "Get Closer" fehlt auch vielen Fans der "brachiale" Bluesrock, es gibt mehr Balladen und Funk-Nummern, was nicht jedem gef?llt. Daf?r gibt es dann wieder neue H?rer, die ?ber die ruhigeren Nummern und durch frische, moderne Grooves an Blues und Bluesrock herangef?hrt werden.

HOM: Die Klasse der beteiligten Musiker auf "Get Closer" ist unbestritten. ?berrascht hat mich allerdings Schlagzeuger Dirk Sengotta. Mir scheint, da trommelt einer der besten deutschen Drummer. Selten hab ich auf einer Bluesscheibe solch vertrackte und gleichzeitig filigran volumin?se Drums geh?rt. Dave Weckl und Dennis Chambers lassen gr??en. Wer war f?r die tollen Arrangements verantwortlich?
H.F.: Die Arrangements kommen in der Regel von mir und waren nat?rlich beabsichtigt! Genau auf die Qualit?ten von Olli und Dirk zugeschnitten. Das ist eben ein gro?er Teil meiner Inspiration, f?r keine andere Band h?tte ich die neuen Songs schreiben wollen.

HOM: Eure Live Termine haben sich ja seit "The Blues" mehr als verdreifacht. Ist das Stress oder mehr Inspiration f?r Dich. Hast Du ?berhaupt noch gen?gend Zeit f?rs Songwriting?
H.F.: Ich freue mich in erster Linie ?ber das gro?e Interesse und bin dankbar f?r diese tolle Entwicklung. Wir spielen sehr gerne live und k?nnen eigentlich nicht genug davon bekommen. Aber zugegeben, es wird immer stressiger f?r mich, ich mache ja noch alles selbst, das komplette Management incl. Booking. Das ist nicht immer ganz einfach. Besonders Anfang des Jahres, als unsere CD noch nicht fertig, aber die Bonamassa-Tour bereits beschlossene Sache war, da bin ich doch etwas ins Schleudern geraten, weil ich zum Schluss f?r die ganzen Texte praktisch nur zwei Tage Zeit hatte.
Wahrscheinlich braucht meine Inspiration diesen Schaffensdruck, und ich h?tte anderenfalls vielleicht zwei Monate vor einem leeren Blatt Papier gesessen, haha.

HOM: Erz?hl etwas ?ber den Ablauf eines normalen Gigs. Wer baut auf, wer ist der Meister des Soundchecks und wer h?lt die Groupies (haha) bei Laune.
H.F.: Das ist manchmal recht heftig und auch echte Knochenarbeit. Als wir den Gig im Quasimodo in Berlin hatten, standen wir hoffnungslos im Stau, kamen viel zu sp?t und mussten den Soundcheck quasi als Ouvert?re zum Gig gestalten. Nach 10 Stunden Autofahrt, schleppen, aufbauen, Sound checken... sind wir alle drei ziemlich k.o., aber kaum haben wir angefangen zu spielen, ist die M?digkeit wie weggeblasen. F?r uns ist so ein Gig wirklich eine Energiequelle. Das Publikum nimmt diese Energie immer dankbar auf und dadurch entwickelt sich meistens eine super Stimmung mit viel Feeling und guter Laune, sodass wir immer ein sehr gutes Feedback erhalten.

HOM: Hast Du inzwischen wieder einige neue Gitarren in Deiner Sammlung?
H.F.: Seit unserem letzten Interview sind eine total "abgerockte" Fender Telecaster von 1969, eine Fender Stratocaster von 1976 und eine Gibson ES-335 aus den Neunzigern mit einem reparierten Kopfplattenbruch dazu gekommen. Alle drei kommen auf dem neuen Album zum Einsatz.

HOM: Welche CDs der letzten Monate sind Deine pers?nlichen Favoriten. Welche Musiker haben Dich in letzter Zeit besonders beeindruckt.
H.F.: Gary Moore. In letzter Zeit haben mich auch alle 4 CDs von Doyle Bramhall II auf meinen Fahrten immer begleitet, er gef?llt mir sehr. Er spielt Bluesrock im Stil von Hendrix und SRV, trotzdem sind es richtige Songs. Besonders gef?llt mir auch der offene und ehrliche Sound. Sehr empfehlenswert, unbedingt reinh?ren oder blind kaufen. Keb Mo ist immer schon einer meiner Favoriten gewesen, besonders seine Texte und die ulkigen Ideen machen seine Musik so besonders, und gerade auch wieder der nat?rliche Sound. Ich habe ihn vor kurzen erst auf dem North Sea Jazz Festival in Rotterdam live gesehen und war unwahrscheinlich begeistert.

HOM: Gibt es Pl?ne f?r eine Live-DVD? Das Songmaterial reicht ja inzwischen (Coverversionen nicht ber?cksichtigt) locker f?r ein 3 Stunden Werk.
H.F.: Das stimmt, jetzt haben wir ein sch?nes Programm mit haupts?chlich eigenen St?cken, das sich gut f?r eine Live CD mit DVD eignet. Das ist auch unser Plan f?r das dritte Album. Wir w?rden uns freuen, wenn es klappt.

HOM: Zum Schluss. Wie sieht die musikalische Zukunft aus. Ein neues Album im n?chsten Jahr und eine Tour durch die Staaten. Und vielen Dank f?r das Gespr?ch.
H.F.: Eine Tour durch die Staaten w?re nat?rlich sch?n, aber ich glaube, auch ein bisschen zu hoch gegriffen. Da m?ssen wir wohl realistisch bleiben und erst einmal auf eine Einladung warten. Allerdings haben wir gerade erst in Frankreich gespielt und wurden sehr enthusiastisch empfangen. Wir konnten viele neue Kontakte kn?pfen, sodass es mit etwas Gl?ck in 2008 eine Frankreich-Tour geben wird.

Joachim Domrath, 04.09.2007

 

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