Helmet

Totimoshi

Stuttgart, Röhre, 12.02.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 20.02.2009
Stil: Postpunk

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Helmet, Totimoshi,
Stuttgart, Röhre, 12.02.2009

Mal wieder in der Röhre, direkt neben dem Wagenburgtunnel. Im Vorfeld durfte man gespannt sein ob des Zuschauerandrangs, da die clubeigene Webseite verdächtigerweise bekannt gab, dass noch reichlich Karten an der Abendkasse erhältlich seien. Letztlich war es dann aber doch recht ordentlich gefüllt, jedenfalls bei HELMET ging es dann schon ordentlich zur Sache. Aber der Reihe nach.
Den Support leisteten TOTIMOSHI aus Alameda, Kalifornien, was durchaus logisch war, wenn man weiß, dass ihr letztes Album, "Milagroso" von HELMETs Page Hamilton produziert worden ist. Ihr leicht psychedelischer Rock mit einem guten Körnchen Wüstensand und ein paar lateinamerikanischen Einflüssen entwickelte schon ordentlich Druck und eine gelegentlich etwas morbide Atmosphäre, insbesondere hervorgerufen durch Gitarrist und Sänger Tony Aguilar. Für den Groove sorgten die mit kolumbianischem Background versehene Bassistin Meg Castellanos und Schlagzeuger Chris Fugitt, der aber für mein Dafürhalten etwas mehr aus sich heraus gehen dürfte.

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So ganz traute sich das Publikum noch nicht an die Bühne heran, aber dennoch reagierte es sehr wohl wollend auf die etwas spröden, staubigen Sounds von Songs wie dem relativ eingängigen The Seeing Eye, dem mexikanisch angehauchten Viva Zapata oder dem abschließenden The Dance Of The Snakes. Und schlangegleich mäanderte sich auch immer wieder die Gitarre von Aguilar durch die Stücke. Ein durchaus sehr hörenswerter Support, dicht, intensiv und mit einem kleinen Hauch Wahnsinn versehen, was das Trio aus der Bay Area von anderen Wüstenrockern abhebt - diese gewisse unerklärliche Stimmung von Düsternis und latenter Bedrohlichkeit hinter der lodernden Leidenschaft und dem in Töne gegossenem Herzblut.

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Nach einer etwas enervierend langen Umbaupause, bei der ein Roadie gemächlich alle Instrumente durchcheckte, standen dann HELMET auf der Bühne, um aus dem Stand gleich mächtig auf die Tube zu drücken. Wobei von der ursprünglichen Besetzung nur noch Frontmann Page Hamilton übrig geblieben ist, der die Mitstreiter in der Geschichte der Band doch etwas häufiger gewechselt hat. Derzeit liefern Dan Beeman an der Gitarre, Jon Fuller am Bass und Kyle Stevenson am Schlagzeug die musikalischen Sidekicks für den sehr kommunikativen Hamilton, der ja einige Zeit in Stuttgart gelebt hat und somit einiges mehr auf deutsch zu erzählen wusste als die üblichen Rockmusikerphrasen wie "Guten Abend", "Prost" und "Ihr seid geil". Nachdem die neueren Werke "Size Matters" und "Monochrome" doch recht zurückhaltend aufgenommen worden waren, lagen die Schwerpunkte der Setlist deutlich auf dem klassischen Material der mittleren neunziger Jahre.

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Zwar ging es mit dem neuen Swallowing Everything los, doch dann folgten recht bald Renovation, See You Dead, It's Easy To Get Bored oder Milquetoast mit den typischen HELMET-Ingredienzen: Ein bis auf die Knochen reduzierter, trockener, riffbetonter Sound mit der als Markenzeichen heruntergestimmten E-Saite und einem Gesang, der regelrecht perkussiv wirkt. Diese Mischung aus Hardcore und Postpunk war zu beginn der Neunziger einzigartig und hat nicht nur die nachfolgende Nu Metal Generation nachhaltig beeinflusst. Und als gut geölte Livemaschine hat HELMET bis heute nichts von seiner Faszination verloren., auch wenn der Innovationspreis inzwischen damit nicht mehr gewonnen wird. Sehnig-muskulöses Powerfeuerwerk mit immer wieder lustvoll eingeflochtenen Noiseattacken und Feedbackorgien ließen das Publikum ordentlich anspringen.

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Auch wenn der gute Page Hamilton nicht mehr der Allerjüngste ist, hat er die Sache mit seinem Charme gut im Griff. Die Rhythmussektion, allen voran Drummer Kyle Stevenson, schiebt und drückt gewaltig, Songs wie Diet Aftertaste oder Wilma's Rainbow besitzen noch immer und gerade live einen ordentlichen Punch. Schnörkellos und direkt auf die Zwölf, ohne dabei simpel oder stumpf zu sein, das war und ist die Kunst von HELMET, die damit so viele Bands wie zum Beispiel die DEFTONES inspiriert haben. Der wirklich gute Sound trägt seinen Teil dazu bei, dass diese Rückkehr Hamiltons nach Stuttgart zu einer runden Sache wird. Mit zwei umfangreichen Zugabeblöcken unter anderem mit In The Meantime, Unsung und Iron Headsorgt das kalifornische Quartett für glücklich erschöpfte Gesichter allenthalben. Das war die Demonstration einer immer noch formidablen Liveband (auch wenn man HELMET als Page Hamilton mit Begleitmusikern bezeichnen mag), die weitgehend auf aktuelles Material verzichtet hat und vielmehr auf ihre Substanz, ihre eigentlichen Wurzeln und Stärken zurückgegriffen hat.

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Ralf Stierlen, 12.02.2009

 

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