Hellsingland Underground

Hellsingland Underground

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.11.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Hellsingland Underground, Killed By Records/Rough Trade, 2008
Charlie GranbergVocals, Harmonica
Mats OlssonGuitars, Backing Vocals
Peter HenrikssonGuitars, Backing Vocals
Mathias StensonPiano, Organ
Martin KarlssonBass
Patrick JanssonDrums, Percussion
Produziert von: Hellsingland Underground Länge: 50 Min 35 Sek Medium: CD
01. Ill Wind06. Child Of Another Time
02. A Shadow Of The Old You07. Blue Mountain Blues
03. Slipping Through The Hands Of Time08. Hard Falls
04. Northern Country Boy09. Lost In The Woods
05. Ljusnan Riverside Jam10. God Only Knows

Klarer Fall von 'aus der Zeit gefallen'. HELLSINGLAND UNDERGROUND, eine neuformierte Band aus Schweden, deren Debutalbum schon seit einigen Monaten die Rock-Fans in Skandinavien begeistert, schwelgen derart in nostalgischen Gefühlen, verlassen sich dermaßen konsequent auf die Soundvorgaben der Siebziger Jahre, dass sie wohl nur als spinnerte Zeitreisende durchgehen können. Wäre da bloß nicht die eigene Sehnsucht nach vergangenen Tagen, als alles einfacher, alles besser, alles beschaulicher zuging, die Welt noch in Ordnung war, die einem diese Combo so schnell ans Herz wachsen lässt.

HELLSINGLAND UNDERGROUND, die sechsköpfige Truppe des 37-jährigen Musikers, Filmemachers, Graphikers Charlie Granberg (siehe auch unser Six-Pack mit Charlie), spielt mit ihrer sympathischen, gitarrendominierten Rock-Mixtur denen in die Karten, die gerne behaupten, die Musik der Siebziger sei die beste die jemals entworfen wurde. Wenn Granberg dann noch Namen wie ALLMAN BROTHERS, MARSHALL TUCKER BAND, AC/DC, THIN LIZZY, AEROSMITH als persönliche Inspirationsquellen zitiert, dann kann man sich ungefähr vorstellen, was die Stunde geschlagen hat. Ein Sammelsurium aller möglichen Einflüsse, die immer wieder kleine Momentaufnahmen dieser oder jener Band vorbeihuschen lassen, mal scharf konturiert, mal etwas verschwommen, wie durch einen wabernden Marihuananebel. Für diejenigen unter uns, die ca. zwischen 1955 und 1972 geboren wurden also ein willkommener Fluchtpunkt.

Nichts anderes will dieses Album sein: Eine verklärte Hommage an längst vergangene Zeiten, als Rockmusiker neben aller Geschäftstüchtigkeit auch noch Tonnen von Idealismus (und Drogen) mit sich trugen, den Rock'n'Roll Lifestyle exzessiv durchlebten, auch wenn sie manchmal Gefahr liefen zur Karikatur ihrer selbst zu werden. Alles völlig egal, wenn dabei eine so liebenswerte Musik herauskommt. Da sieht man schon mal gerne über das eine oder andere Klischee hinweg.

Charlie Granberg hat hier eine echte Gang geschmiedet. Fast alles alte Kumpels, mit denen er seit Jahren hie und da lose musizierte, ohne sich in größeren Ambitionen zu verstricken. Der bekannteste Buddy dürfte womöglich Mats Olsson sein, den eingeweihte Hard-Rock Fans von MARYSLIM kennen sollten. So kam eins zum anderen: Charlie kannte Mats und Drummer Patrick Jansson, Patrick brachte dann plötzlich Keyboarder Mathias Stenson mit zu den Proben, Mats wiederum erinnerte sich an seinen Jugendkumpel Peter Henriksson als ein zweiter Klampfer gebraucht wurde und den vollbärtigen Bassmann Martin Karlsson lernte Granberg zufällig auf einer Party kennen. So einfach kann das gehen.

HELLSINGLAND UNDERGROUND's Debut tritt uns als echtes Album alter Schule entgegen, mit feinem Flow, genügend Abwechslung und vor allen Dingen mit keinem einzigem Lückenfüller. Dafür aber mit fünf oder sechs wahrhaftigen Topsongs, die gleich hängenbleiben und mit fortschreitender Zeit zu vermeintlichen Klassikern mutieren .
Gleich der Opener Ill wind mit fetten Twin-Lead Guitars erinnert an selige Southern-Rock Zeiten bis der griffige Chorus plötzlich STEVE MILLER BAND meet SPIN DOCTORS Geister heraufbeschwört. Überhaupt, für gelungene Refrains besitzt Songwriter Granberg ein feines Händchen. Der Chorus des eher Westcoast angehauchten A shadow of the old you erinnert z.B. beiläufig an die sonnenverwöhnten BYRDS. Das nachfolgende country-fizierte Slipping through the hands of time steht zweifellos in bester Dickey Betts-Tradition, wobei Betts die nach BEATLES klingende Bridge ("pictures just like polaroids come back into my head") wohl nie so angelegt hätte. Allemal sehr interessant, diese Hybriden auf sich wirken zu lassen.
Ein Song für die beinharte Southern-Rock-Jam-Gemeinde darf natürlich auch nicht fehlen: Ljusnan Riverside Jam, eine furiose Instrumental-Ode der Skandinavier an ihren Heimatlandstrich in Nordschweden. Könnte durchaus der Mittsiebziger Chuck Leavell ALLMAN BROTHERS Ära zugeordnet werden.
Apropos schöne Refrains, die mit unterschwelligem Pop-Appeal kokettieren: Mein Lieblingssong auf dieser Scheibe ist das herrliche, ein klein wenig an THE BAND gemahnende Child of another time. Ein fast hymnisches Lied, das auch den Geist der Platte, so nostalgisch und naiv er auch erscheinen mag, exakt widerspiegelt: "Seems like no one here really knows me, I am a child of another time. I welcome anyone to show me what this modern life is all about".

Gäbe es noch vernünftige Plattenläden, würde ich empfehlen: Leute, rennt zum Plattenhändler eures Vertrauens und kauft euch dieses Album, ihr werdet es lieben. Und vergesst nicht, eure Freunde einzuweihen. HELLSINGLAND UNDERGROUND sind die Band der Stunde.

Frank Ipach, 23.11.2008

 

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