Helloween

Stratovarius
Pink Cream 69

Saarbrücken, Garage, 12.04.2011

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 15.04.2011
Stil: Power Metal, Melodic Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Helloween, Stratovarius, Pink Cream 69,
Saarbrücken, Garage, 12.04.2011

“Aufgeschoben ist nicht aufgehoben”, weiß der Volksmund zu berichten. Und getreu dem Motto gaben sich HELLOWEEN, STRATOVARIUS und PINK CREAM 69 die Ehre in der saarländischen Landeshauptstadt, nachdem der erste Anlauf Anfang Februar krankheitsbedingt leider verschoben werden musste. Aber kurz vor ihrem Aufbruch nach Mexiko (der Flug ging am nächsten Tag) schafften es die Bands dann doch noch zum Abschluss ihrer Europa-Tour den Gig nachzuholen. In der Vergangenheit musste man leider bei manchen traditionellen Metal-Konzerten feststellen, dass die Garage nicht so stark besucht wurde, wie es das Angebot eigentlich verdient gehabt hätte. So mussten zum Beispiel STRATOVARIUS vor etwas mehr als einem Jahr vor spärlichen rund 300 Leuten (leider keine Spartaner) auftreten. Aber an diesem Abend dürften es rund 900 bis 1000 Besucher gewesen sein, die sich versammelten, um ein Billing der Metal-Spitzenklasse zu bewundern. Hier entsprach der Zuspruch wirklich mal dem Angebot.

Den Anfang bestritten dabei PINK CREAM 69. Die Ex-Band von HELLOWEEN-Fronter Andi Deris legte denn auch direkt gut los und zeigte einen Auftritt, der sich in Anbetracht der Möglichkeiten (extrem kleine Bühne, wenig Licht und Lautstärke) durchaus gewaschen hatte. Nicht nur bewies David Readman, dass er zu den besten Sängern im Bereich Melodic Metal gehört. Er legte mit seiner Gesangsleistung die Latte für die beiden anderen Fronter extrem hoch. Musikalisch präsentierte die Band ein abwechslungsreiches Set, das alle Phasen der Band-Geschichte abdeckte. Angefangen von neueren Songs wie Children Of The Dawn bis hin zu Klassikern der Marke Do You Like It Like That und Talk To The Moon. Wer allerdings auf einen Überraschungs-Gastauftritt von Deris mit seiner alten Band gehofft hatte, wurde enttäuscht. Etwas enttäuschend waren auch die Reaktionen des Publikums. Lediglich in den ersten Reihen wurden die Pinkies gefeiert. Zudem füllte sich der Saal erst im Laufe des Sets, zu Beginn mögen so etwa 300 bis 400 Besucher dagewesen sein. Da war der frühe Beginn um 18.45 Uhr sicherlich auch nicht hilfreich. Dafür konnten die Jungs mit dem besten Sound des Abends punkten. Denn auch wenn STRATOVARIUS und HELLOWEEN später lauter waren, konnte man nur bei PINK CREAM 69 jedes der Instrumente sowie den Gesang klar und deutlich hören. Das sollten sich mal die Mixer zu Herzen nehmen: lauter ist eben nicht besser. Nach knapp 40 Minuten war der Auftritt der Band dann leider schon beendet und zum Schluss konnten sich die Badener zumindest über einen ordentlichen Schlussapplaus freuen. Sie hätten mehr verdient gehabt, denn das war ein überzeugender Anheizer-Gig.

Nach einer angenehm kurzen Umbauphase (PC69-Drummer Kosta Zafiriou hatte auf dem Set von STRATOVARIUS-Schlagzeuger Jörg Michael gespielt) ging es dann schon mit dem deutsch-schwedisch-finnischen Konglomerat STRATOVARIUS weiter. Es ist sicherlich ein großer Gewinn für HELLOWEEN gewesen, zwei solche exzellente Bands mit auf Tour nehmen zu können, denn an diesem Abend waren einige STRATOVARIUS-Fans wieder in der Halle, um ihre Lieblinge „abzufeiern“. Und Timo Kotipelto und Co. enttäuschten sie nicht. Ausgestattet mit einer Auswahl ihrer besten Songs brannten sie ein Feuerwerk auf der Bühne ab, das im ersten Teil nur von einigen Sound-Problemen (zu viel Bass und Schlagzeug, zu wenig Gitarre und Keyboard) gebremst wurde. Aber spätestens ab Paradise und bei den folgenden Klassikern The Kiss Of Judas, Hunting High And Low sowie dem abschließenden Black Diamond stand ein Großteil der Halle Kopf. Zumal die Fan-Gesänge bei Hunting High And Low deutlich lauter waren als auf der Headliner-Tour zum “Polaris“-Album. Auch auf der Bühne wurde es etwas dynamischer, denn neben Kotipelto war auch Bassist Lauri Porra fast ständig in Bewegung und verbreitete gute Laune. STRATOVARIUS nutzten die Stunde, die ihnen zur Verfügung stand, um bei den HELLOWEEN-Fans noch einmal nachdrücklich auf sich aufmerksam zu machen. Und auch die neueren Stücke von “Elysium“ fügten sich an diesem Abend wunderbar in die Setlist ein und konnten mit den Stücken aus der Tolkki-Ära mithalten. Zudem hat sich Neu-Gitarrist Matias Kupiainen mittlerweile vollständig etabliert und beweist auch live mit Nachdruck, dass er ein gleichwertiger Tolkki-Ersatz ist. Nach diesem Auftritt waren die Metal-Fans in der Garage wirklich gut angeheizt für den Headliner.

Das nichts über gute Organisation geht wurde auch hier deutlich. Denn obwohl einiges auf der Bühne umgebaut werden musste, gingen nach nur dreißig Minuten Wartezeit die Hallen-Lichter in der Garage erneut aus, und es erklang AC/DCs For Those About To Rock (We Salute You). Aber hier ging es nicht um Rock, an diesem Abend stand der Metal im Vordergrund und das machten HELLOWEEN mit ihrem Opener klar: Are You Metal? Na und ob lautete die einstimmige Botschaft der Fans, denn von der ersten Sekunde an herrschte Party-Stimmung und die Band wurde frenetisch gefeiert. Denn HELLOWEEN gehören nach wie vor zu DEN Vertretern des Qualitäts-Metal „Made in Germany“. Und wer als nächstes Stück dann Eagle Fly Free und das selten gespielte March Of Time vom zweiten “Keeper“-Album nachschiebt hat eigentlich schon gewonnen. Oder? Naja, außer er nimmt sich selber den Wind aus den Segeln. Denn bei der Stimmung im Publikum hätte es Schlag auf Schlag mit Klasse-Songs weiter gehen müssen. Stattdessen kam schon zu diesem frühen Zeitpunkt ein aus meiner Sicht vollkommen überflüssiges Gitarren-Solo von Sascha Gerstner. Also wenn eine Band in fast jedem Song zwei Solo-Spots für ihre Gitarristen bereithält, dann brauche ich als Zuschauer und Hörer wirklich kein weiteres minutenlanges Solo. Das kann sich die Band (und eigentlich alle anderen Metal-Bands) in Zukunft sparen. Spielt mehr Songs! Deswegen sind die Leute da und nicht um eine Gitarrenstunde zu bekommen. Binnen der nächsten zwei Stücke hatten HELLOWEEN das Publikum aber wieder bei der Stange, um dann die Bühne Schlagzeuger Daniel Loeble für ein Drum-Solo zu überlassen. Um mich kurz zu halten: hier gilt das Gleiche wie bei Gitarren-Solos. Wir sind nicht auf der Frankfurter Musikmesse, wo die Instrumentalisten ihr Können zur Schau stellen.

Ich würde mir das Ganze sogar noch gefallen lassen, wenn im späteren Verlauf eines zweieinhalb Stunden dauernden Konzerts die Musiker mal eine Pause brauchen, aber vor der Halbzeitpause bereits zwei Solo-Spots und später noch eine Akustik-Ballade (bei der nur Gerstner und Deris auf der Bühne waren) finde ich ein wenig zu viel des Guten. Aber zum Glück haben HELLOWEEN Mittel und Wege eine absinkende Stimmung wieder zu ihren Gunsten zu kippen. Dann spielt man mal eben schnell I’m Alive oder aber ein Medley aus den drei “Keeper Of The Seven Keys“-Teilen Halloween, Keeper Of The Seven Keys und The King For A Thousand Years. Und schon ist die Fan-Seele wieder versöhnt. Und im Zugabenblock haben HELLOWEEN ohnehin die Qual der Wahl. Welchen Klassiker lassen wir heute raus? An diesem Abend wurden die saarländischen und zahlreiche französische Fans mit der heiligen Metal-Dreifaltigkeit I Want Out, Futureworld und Dr. Stein verabschiedet. Allerdings fällt dabei manches Mal auf, dass Deris’ Stimme trotz zahlreicher technischer Hilfe nicht ganz mit den hohen Tonlagen der Kiske-Original-Melodien mithalten kann. Aber was Kiske bei Halloween bot, war eben auch schon fast erschreckend hoch. Nach knapp 105 Minuten war dann schon Schluss und nicht nur der Rezensent hätte sich das ein oder andere Lied mehr gewünscht. Zumal man sagen muss, dass die Setlist weite Teile der HELLOWEEN-Historie mit Andi Deris am Mikrofon ausspart. Neben den aktuellen Songs gab es gerade noch mal A Handful Of Pain (von “Better Than Raw“) und die Akustik-Nummer Forever And One (Neverland) (stammt von “The Time Of The Oath“). Da wäre noch mehr drin gewesen – gerade angesichts der zwei Solo-Spots und der etwas eingeschränkten Spielzeit von weniger als zwei Stunden.

Dennoch bleibt unter dem Strich ein überaus gelungener Metal-Abend mit drei hervorragenden Bands, die ein ziemliches Feuerwerk (mit kleineren Mängeln) abbrannten. Dabei ist es doch ein wenig überraschend, dass bei PINK CREAM 69 das Gesamtpaket aus Songs, Darbietung und Sound am stimmigsten war. STRATOVARIUS konnten sich mit ihrem Auftritt bei einigen HELLOWEEN-Fans wieder deutlich in Erinnerung rufen und die Headliner machten ihre Sachen souverän, wenn aber auch mit ein paar Schönheitsfehlern. Zu denen gehörte auch der Auftritt von Gitarrist Michael Weikath mit Zigarette bei I Want Out. Schließlich herrscht im Saarland ein strenges Rauchverbot in Kneipen und Clubs. Aber es war wahrscheinlich auch niemand vom Ordnungsamt dabei.

Zum Abschluss an dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an das Garage-Team für die problemlose Akkreditierung.

Marc Langels, 12.04.2011

 

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