Contracrash

Sixth Alloy
Mantikor
Hatstik
Noplies

Hechingen, WOM, 11.09.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 17.09.2009
Stil: Modern Melodic Metal

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Contracrash, Sixth Alloy, Mantikor, Hatstik, Noplies,
Hechingen, WOM, 11.09.2009

2008 machten CONTRACRASH das erste Mal auf sich aufmerksam, als sie als Sieger eines Bandwettbewerbs das Bang Your Head-Festival in Balingen eröffnen durften. Jetzt, 15 Monate später, lud der Fünfer zur CD Release Party des überraschend guten offiziellen Debüts "Goddamn planet" ins WOM nach Hechingen.

Der Schauplatz der legendären BYH-Clubshows ist perfekt gewählt und die Idee die CD-Veröffentlichung mit einem kleinen Festival gemeinsam mit befreundeten Bands zu bestreiten hätte weitaus mehr Zuspruch verdient. Leider nehmen nur etwa 150 Besucher, die Meisten aus dem engeren Freundeskreis der beteiligten Bands, die Gelegenheit wahr den Abend mit CONTRACRASH und harten Klängen aus dem Underground zu genießen.

Den Auftakt bestreiten die Balinger NOPLIES, die bis auf den albernen Bandnamen, der eine Kirmes-Comedy-Kapelle vermuten lässt, einen guten Eindruck hinterlassen. Die bereits 1996 gegründete Band setzt auf Power Metal, der trotz einiger deutlicher IRON MAIDEN-Zitate vor allem im Gitarrenbereich und bei speedigen, älteren Stücken wie Destination oder Starlight, keineswegs altbacken oder gar unzeitgemäß wirkt. Die bisher unveröffentlichten Songs deuten allerdings an, dass eine stilistische Kurskorrektur ins Haus stehen könnte. Bei Century halten beispielsweise dezent moderne Groove-Parts Einzug, während New day hörbare SISTERS OF MERCY-Einflüsse aufweist.

Auf der Bühne wirkt das trotzdem in sich stimmig und man darf auf die vierte Veröffentlichung der Band durchaus gespannt sein. So langsam wird es Zeit, denn die letzte Scheibe "Escape" hat mittlerweile satte sieben Jahre auf dem Buckel. Insgesamt ein vielversprechender Auftakt des Abends.

HATSTIK, die 2009 CONTRACRASH als Sieger des Balinger Band Contests und Bang Your Head-Opener beerbten, kann man mögen, muss man aber nicht. Das liegt am recht eigenwilligen und bisweilen obskuren Sound, den die Reutlinger selbst als Psychedelic Nu-Metal bezeichneten. Das klingt manchmal nach KYUSS, SOUNDGARDEN oder KING'S X, und passt auf die kleine Clubbühne des WOM wesentlich besser als auf die große Bühne eines zudem noch eher traditionell ausgerichteten Metal Open Airs.

Doch auch in intimer Clubatmosphäre fällt auf, dass die HATSTIK-Performance reichlich statisch wirkt. Natürlich sind HATSTIK in Triobesetzung in erster Linie gefordert ihre dichten Soundwogen zu erzeugen, aber etwas mehr Bewegung würde optisch schon etwas her machen. Trotzdem, die Band hat Charisma. Gitarrist und Sänger Marvin verzichtet an diesem Abend auf sein Markenzeichen den Bowler und wirkt dadurch wie ein kleiner James Hetfield. Ein ums andere Mal klappt einem die Kinnlade angesichts des Mödergrooves herunter, den Drummonster Sven und Bassist Niko scheinbar mühelos aus dem Handgelenk schütteln.

HATSTIK polarisieren, aber das ist einfach der Preis dafür anders zu sein, als die anderen.

Tja und dann MANTIKOR. Der vornehm zurückhaltende Brite würde den Auftritt mit "not my cup of tea" umschreiben. Das ganze firmiert unter dem Schlagwort "Metalcore" und hat zwar ganz schön Power, ist aber bei näherer Betrachtung nicht mehr als uninspiriertes und unmotiviertes Gekloppe, Gehüpfe und Gebrülle. Das DIO-Cover Holy diver mag als Partygag zu fortgeschrittener Stunde und mit relativ niedrigem Blutanteil im Alkohol sogar prächtig funktionieren, heute sorgt es zumindest für einige Minuten für etwas Struktur und kompositorische Finesse.

Besucht man die Myspace-Site von MANTIKOR erlebt man allerdings eine Überraschung. Die dort platzierten Songs hinterlassen einen recht ordentlichen Eindruck. Da scheint die Band aber auch einen anderen, wesentlich besseren Sänger am Start zu haben, wie auf der Bühne des WOM. Tja, was ist nun das wahre Gesicht von MANTIKOR? Ich kann es euch beim besten Willen nicht sagen, hoffe aber, dass die Myspace-Site eher MANTIKOR in Normalform repräsentiert, wie der derb missratene Live-Auftritt, den ich über mich ergehen lassen musste.

Dann wird es zu ersten und einzigen Mal an diesem Abend etwas voller vor der Bühne. CONTRACRASH will sich natürlich keiner entgehen lassen.

Die Band hat sich in den letzten fünfzehn Monaten enorm weiter entwickelt. Mit "Goddamn planet" hat man ein gutes Album eingespielt, das mit seinem fesselnden Songwriting zu überzeugen vermag. Stücke wie Because of you verfügen über echte Hitqualitäten und haben zudem das Zeug dazu auch noch in ein paar Jahren genau so frisch und unverbraucht zu klingen wie anno 2009. Der modern-groovende, harte Melodic Rock dem sich die Balinger verschrieben haben ist zudem ein Sound, der unterschiedlichsten Fanschichten ansprechen kann.

Vor allem aber als Liveact haben CONTRACRASH einen gehörigen Schritt nach vorne gemacht. Die lockere Unbekümmertheit auf der Bühne, diese 'wir können hier heute Abend nur gewinnen'-Attitüde erinnert ein wenig an die Anfangstage von PINK CREAM 69, und man braucht nicht viel Fantasie um CONTRACRASH eine ähnlich steile Karriere wie den Karlsruhern Melodic Rockern zuzutrauen.

Die Show ist stark auf Sänger Walter Schneider zugeschnitten, was durchaus Sinn macht. Der Sonnyboy ist ein starker Frontman, der mit seiner Ausstrahlung ein Publikum für sich gewinnen kann. Dennoch dürfte der Rest der Band durchaus noch etwas mehr aus sich herausgehen, aber schon jetzt sind CONTRACRASH eine Band, der man gerne zusieht und -hört.

Voller Energie und Spielfreude rockt man sich durch die Songs des Debütalbums. Für eine kurze Verschnaufpause sorgen lediglich die dem Anlass angemessene Dankesrede der Band für die bisherige Unterstützung und ein kurzer Akustikset, bei dem Walter Schneider und Gitarrist Matt Carviero die Ballade Open your eyes als Duo zum Besten geben.

Viel zu früh ist der Auftritt dann auch schon vorbei und trotz fortgeschrittener Stunde hätte das Publikum sicher gerne noch den einen oder anderen Song mehr mitgenommen.

Eine gute Liveband mit einem guten Album, da fällt das Fazit leicht: Mit CONTRACRASH ist in Zukunft zu rechnen und dann kann sich Walter sicher auch einen Gürtel leisten, damit seine Hose nicht ständig in Boygroupmanier auf Halbmast rutscht. Solche Pille-Palle-Aktionen, die die Ernsthaftigkeit der gesamten Band in Frage stellen, haben weder er noch CONTRACRASH nötig.

Während sich CONTRACRASH unter das Partyvolk mischen absolvieren die Elmshorner SIXTH ALLOY noch eine öffentliche Probe. Zu Schade, dass nur noch eine Handvoll Besuchern den Nordlichtern die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zukommen lässt. Neben CONTRACRASH sind SIXTH ALLOY die mit Abstand musikalisch reifeste Band des kleinen Festivals und auch hinsichtlich ihrer Bühenpräsenz erteilen die Elmshorner den schwäbischen Underground-Acts eine kostenlose Lehrstunde.

Bei SIXTH ALLOY treffen Powermetal und Thrash aufeinander und mit der unangepassten Räudigkeit, die Bands wie RHINO BUCKET oder frühen ZODIAC MINDWARP inne wohnt, entsteht daraus ein mitreißender Livecocktail. Die Musiker lassen sich trotz der beschämend geringen Resonanz aus dem Publikum den Spaß nicht verderben und erwecken nie den Eindruck, dass sie deswegen mit angezogener Handbremse agieren würden. Im Gegenteil: SIXTH ALLOY haben definitiv verstanden, dass eine gute Live-Band sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass sie vor fünf Fans genau so aufs Ganze geht wie vor Fünfhundert. Ein überzeugender Abschluss einer insgesamt gelungenen Veranstaltung.

Martin Schneider, 11.09.2009

 

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