Heart

Red Velvet Car

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.08.2010
Jahr: 2010
Stil: Rock

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Redakteur(e):

Nachgehakt

Epi Schmidt

Frank Ipach

Kay Markschies

Ralf Frank


Heart
Red Velvet Car, Eagle Records, 2010
Ann WilsonVocals, Flute
Nancy WilsonVocals, Guitars, Mandolin, Autoharp, Dobro
Ben SmithDrums, Percussion
Ric MarkmannBass Guitar
Ben MinkGuitars, Gypsy Fiddle, Viola, Lap Steel, Programming, Vocals, String Arrangements
Gäste:
Craig BartockDobro on "Safronia's Mark"
Geddy LeeWhistle on "Death Valley"
Produziert von: Ben Mink Länge: 45 Min 11 Sek Medium: CD
01. There You Go08. Death Valley
02. WTF09. Sunflower
03. Red Velvet Car10. Sand
04. Queen City
05. Hey YouBonus Tracks:
06. Wheels11. Bootful Of Beer
07. Safronia's Mark12. Closer To The Sun

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Die Wilson Sisters sind wieder zurück !
Auch wenn der Abstand zum letzten Studioalbum nicht mehr ganz so groß ist wie zwischen "Desire Walks On" und "Jupiter's Darling" ( 13 Jahre), so hat es diesmal trotzdem sechs Jahre gedauert, bis die beiden Grazien aus Seattle uns in dieser Woche mit "Red Velvet Car" beglücken.

12 Songs haben es auf das neue Album geschafft, wobei die amerikanische Version der CD auf die Tracks Bootful Of Beer und Closer To The Sun verzichtet und so unter eine Spielzeit von 40 Minuten kommt.
Doch lassen wir diese äußeren Umstände mal beiseite und kümmern uns um die inhaltliche Seite von "Red Velvet Car".
Denn die CD wird die Fanschar von HEART ziemlich spalten. Meiner Meinung nach hat die Band in ihrer über 35-jährigen Geschichte selten so rauh und bluesig geklungen wie auf dieser Platte.
Während auf dem ersten Track There you go und auf Queen City schon kräftig die Bluesakkorde herausgeholt werden, kommen die Track WTF, Wheels und Death Valley mit einer LoFi-Abmischung und Sperrigkeit daher, wie man sie zuvor auch nie vom Geschwisterpaar zu hören bekam.

Und wenn es einen roten Faden durch "Red Velvet Car" gibt, dann den, dass Ann und Nancy Wilson sich von ihrer Vergangenheit gelöst und ein Album hingelegt haben, dass weitesgehend ohne Hits und Ohrwürmer auskommt. Ledig der Titletrack des Albums und das ruhige Sand erinnern noch an die 70er-Jahre, als HEART neben ihren Rocknummern auch zahlreiche Folksongs auf ihren Alben veröffentlichten.
Möglichkeiten einer Singleauskopplung ergeben sich eigentlich nur bei Hey You, das von Nancy Wilson gesungen wird, auf den typischen HEART-Gesangsmelodien basiert und mit einem einfachen wie tollen Mitsing-Refrain aufwarten kann.

Interessant ist auch, dass man im Vergleich zur letzten CD wieder vermehrt auf akustische Instrumente setzt, doch dies kann auch einfach eine Momentaufnahme sein. Leichter konsumierbar wird "Red Velvet Car" dadurch jedenfalls nicht.

Und so wird es letztendlich zu der bereits angedeuteten Spaltung in der Bewertung des Albums kommen. Musikfans, die HEART hauptsächlich während und für ihre Haarspray-Phase geliebt haben, die brauchen sich eigentlich gar nicht weiter mit diesem Review und der Platte auseinander setzen.
Blues-Fanatiker und Musikfreunde, die HEART früher für ihren LED ZEPPELIN-Sound mochten, werden hingegen eher frohlocken.

Ich - als Liebhaber des HEART-Gesamtwerkes - habe anfangs angesichts des ungewohnten Sounds und der mutmaßlichen Altersdepressionen während des Songswritings mit der Nase gerümpft und brauchte einige Zeit, um mich mit "Red Velvet Car" anzufreunden.

Inzwischen hat mich die Platte allerdings weitestgehend gepackt und Songs wie Death Valley habe ich inzwischen in mein Herz geschlossen.
Auf demselben Song soll übrigens Geddy Lee die Rolle eines Gastmusikers durch einen Pfiff und eine Pfeife einnehmen. Ich habe immer wieder versucht, diesen Pfiff herauszuhören ... mir ist es nicht gelungen. Hoffentlich musste Geddy für diese Aufnahme nicht extra von Toronto nach Seattle fliegen ;-)

Mein abschließendes Urteil ist versöhnlich. Die Wilson Sisters können es noch, sie haben sich lediglich ein ganzes Stück von ihrer früheren kommerziellen Ausrichtung entfernt.
Herausgekommen sind dabei Songs, die ich auch gerne mal wieder live in Deutschland präsentiert bekommen würde.

Kay Markschies, 24.08.2010


Erleben da meine Lieblingskanadierinnen gerade ihren dritten Frühling, oder was ist da los? Vor Jahren schon fast abgeschrieben und auch wenn "Jupiter's Darling" keine üble Platte war - so oft hab ich sie dann doch nicht mehr gehört. Waren doch irgendwie nicht so die HEART, die mir am Herzen liegen.
Anscheinend hat's aber mit der Aktion "Dreamboat Annie Live" auf die Bühne zu bringen eine kleine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln gegeben und so klingt "Red Velvet Car" so folkrockig wie die Schwestern in den 1970er Jahren.
There You Go Again brodelt so unterschwellig und Swamp-mäßig, dass einem fast der Schweiß ausbricht. Fast nur mit akustischen Instrumenten zelebriert die Band hier eine tolle Eröffnungsnummer und Ann Wilsons fasziniert wie in alten Zeiten. Klar, die Power und Schärfe wie vor 30 Jahren hat sie nicht mehr, aber sie ist immer noch eine verdammt tolle Sängerin. Damit nicht zu viel Beschaulichkeit aufkommt, schieben sie gleich mal eine richtig rockige Nummer hinterher: W.T.F. Akustikgitarren haben hier immer noch hohen Anteil und trotzdem hat der Song eine ungeheure Energie. Es wäre ein Leichtes gewesen mit brutalen Heavy-Sounds für Power zu sorgen - die Band schafft das auch so. Leicht psychedelisch färbt und schwurbelt es sich zum Ende hin.
Je öfter ich die Scheibe höre, desto mehr gefällt sie mir. Toll das balladeske Red Velvet Car. Pendelt zwischen Folk-Blues und Folk-Rock, mit effektvoller Violinenunterstützung. Geht schon gut ins Ohr.
Queen City hätte problemlos auf eins der ersten HEART-Alben gepasst. Dieser leicht schleppende Stil, irgendwo zwischen BEATLES und LED ZEPPELIN war schon damals unwiderstehlich.
Das Zeug zu einem kleinen Sommerhit hätte Hey You gehabt. Leider ist der Sommer schon fast herum. Nancy Wilson ist hier am Leadgesang zu hören und schafft hier den Country-Folk-Spagat zwischen Sheryl Crow (erinnert nicht unwesentlich an deren Strong Enough) und FLEETWOOD MAC - wobei der ja eigentlich nicht so groß ist.

Das dynamisch-pulsierende Wheels treibt einen hektisch durch die Nacht und steigert sich ständig, sodass man das Gefühl bekommt, das Herz würde schneller schlagen.
Ein weiterer Höhepunkt ist Safronia's Mark. Beginnt wieder leicht verhalten, akustisch untermalt in bestem 70's Stil und nimmt auch immer mehr Fahrt auf. Da wippt man umgehend mit und lässt sich von diesem Song mit- und wegtragen. Klasse.
Fast möchte ich mich bei Ann entschuldigen, denn was für eine kraftvolle Stimme sie immer noch hat, beweist sie in dem kernigen Death Valley beeindruckend.
Sunflower bewegt sich erneut zwischen - fernöstlich angehauchten - BEATLES und ZEPPELINesquen Tönen. Darin sind die Kanadierinnen ja schwer zu schlagen.
Leicht schräg klingt Bootful Of Beer, aber das passt ja auch zum Text. Hat was von psychedelischem Country-Rock., wieder mit Geige und diversen vibrierenden Klängen.
Mit der gefühlvollen Ballade Closer To The Sun endet das Album. Man sollte dem Album wirklich ein paar Durchläufe gönnen, denn diesen Stil ist man heutzutage unter Umständen nicht mehr gewohnt, aber dann erschließt sich hier eine richtig tolle Scheibe.
Welcome Back "Dreamboat Ann" und Schwester Nancy, natürlich.

Epi Schmidt, 23.08.2010


So richtig wohl, geborgen und sicher fühle ich mich in HEARTs "Red Velvet Car" nicht. Was der Titelsong (textlich) verspricht, hält das von Ben Mink (k.d. lang, Barenaked Ladies) co-produzierte neue Album der Geschwister Wilson nur bedingt. "I'm comin' for you, I'm comin' for you", singen sie linde und sacht zu akustischen Gitarren, die einen Großteil des Werkes ausmachen. Ben Mink gibt sich neben Nancy Wilsons altbekannten Gitarrenfähigkeiten zudem noch sachkundig in Sachen Gitarren und Mandolineund Fiddle. Da kommt einiges Wohlklingendes zusammen. Weniger inspirierend klingt allerdings das Schlagzeug. Wenn mich nicht alles täuscht, ist selbiges programmiert (oder der Drummer ist ein Zombie) und das tut der Produktion einfach nicht gut. Manche arg hineingewurschtelte Strings wirken auch eher störend als nutzbringend.

Die wenigen elektrifizierten Tracks lockern das Album ein wenig auf, ohne wirklich Eindruck zu schinden. Dafür halten sich die Wilson-Kompositionen einfach zu sehr an der vom Erwachsenen-Rock-Mainstream infizierten Standardstruktur. Allgemeiner Wohlklang, leider jedoch keine zwingenden Hooklines, wenig Tiefe, aber zum Glück jedoch kein Versacken in nichtsagendem Schmus. So hält "Red Velvet Car" die Waage zwischen gepflegter Langeweile und angenehmer Unterhaltung einigermaßen stabil.
Man muss es einfach konstatieren: Die alten HEART Alben hatten einfach mehr Charme und Pfiff. Ein solides Album dennoch.

Frank Ipach, 24.08.2010


Nach dem teils recht rockig ausgefallenen Vorgänger "Jupiter's Darling" (2004) erinnert das neuste Werk der beiden Wilson Herzchen eher an das ruhige, leicht folkige Soloalbum von Schwester Ann "Hope & Glory" (2007), welches natürlich auch nicht ohne Beteiligung von Schwester Nancy entstanden ist. "Red Velvet Car" bluest und groovt überwiegend recht gemächlich, oft akustisch bestimmt, ab und zu mit einer Priese Folk und/oder Country gewürzt, teils balladesk, immer melodiös, getragen durch den unverkennbaren Gesang, Ann normalerweise vorneweg und Nancys backing vocals hintendrein.

Das Album ist nett anzuhören aber auch nach mehreren Durchgängen bleibt kein Song wirklich hängen, der einen in Zukunft daran erinnern sollte, das Album mal wieder aufzulegen. Als Background- oder Chillout Untermalung jederzeit bestens geeignet (selbst getestet), die ein oder andere gestandene H(e)artwurst (Achtung: Wortspiel), die sich jetzt sechs Jahre auf das Album gefreut hat, könnte allerdings enttäuscht werden.

Ralf Frank, 19.08.2010

 

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