Harmful

"Kaffee ist wichtiger als Liebe"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 30.01.2007

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Harmful
"Kafee ist wichtiger als Liebe", Interview

Gem?tlicher Interviewtag bei Nois-O-lution in der Kreuzberger Cuvrystra?e. Diesmal gaben sich der S?nger, Gitarrist und Mastermind von HARMFUL, Aren Emirze, und das neue vierte Bandmitglied der Hessen die Ehre. Bei letzterem handelt es sich um keinen geringeren als Ex-FAITH-NO-MORE-Bassist Billy Gould, der das kommende HARMFUL-Album von nicht nur produziert hat, sondern als zweiter Gitarrist auch auf der kommenden Tour mitwirken wird. Zun?chst begannen wir das Gespr?ch in deutsch, da ich Aren ja erst vor kurzem auf der EMIRSIAN-Tour getroffen hatte und Billy noch am Laptop herumwerkelte, sp?ter stieg dann Billy auf Englisch mit ein.

Hooked on Music: Eure neue Scheibe ist sehr sch?n geworden, vor allem der Sound ist wirklich hammerm??ig. Einerseits reduziert, aber andererseits doch ziemlich fett und auch warm, finde ich. In Sachen Songwriting denke ich, dass Ihr ein paar Sachen von "Sis Masis" mitgenommen habt, so ein bisschen das sich ?ffnen, ein bisschen weicher werden und trotzdem dann wieder die H?rte, die HARMFUL immer auszeichnete, reingebracht habt. Diese Mischung fand ich gut.
Aren: Hast Du das auch so empfunden, dass es wieder etwas h?rter geworden ist?
HoM: Ja, wieder ein wenig weg vom Pop, in die Richtung ging ja "Sis Masis", wieder h?rter, aber eben auch die guten Seiten von "Sis Masis" mitgenommen. Und es ist auch wieder ein Album, das sich nicht schnell abnutzt, man kann es immer wieder h?ren und es gewinnt mit der Zeit noch dazu.
Aren: Ja, sch?n, dass Du das findest.
HoM: Jetzt habt Ihr es ja schlicht und einfach "7" genannt. Hatte das einen bestimmten Grund oder steckt ein neues Konzept dahinter?
Aren: Kein Konzept. Kein Grund. Einfach nur Fakt, die siebte Platte einer Band, die eben sieben Platten gemacht hat. Wir wollten da nicht gro?artig Bedeutung reininterpretieren, sondern einfach: "das ist unsere siebte Platte, hier habt ihr sie und nehmt es oder nehmt es nicht an."
HoM: Im Prinzip soll die Musik f?r sich selbst sprechen.
Aren: Genau. Die Platte verspr?ht auch dieses Selbstbewusstsein ein bisschen. Dass wir jetzt wissen, ok, das ist es. Viele Leute dachten nach "Sis Masis", vielleicht gehen die noch mehr in eine poppige Richtung, aber dann w?rde ich jegliches Gef?hl f?r HARMFUL verlieren. Darum sind wir diesen Schritt zur?ck gegangen, aber gleichzeitig einen Schritt nach vorne. Einen Schritt zur?ck nach vorne. Um diese HARMFUL-Komponente wieder mitzunehmen und weiter voranzugehen. "Sis Masis" hat uns schon wirklich weitergebracht, und ich denke, die beiden Platten passen auch gut zusammen.
HoM: Ja, sie erg?nzen sich insofern ganz gut. Die ganzen armenischen Einfl?sse hast Du ja zur?ckgenommen, es ist zun?chst eine geradeaus rockende Platte geworden, aber Euer Songwriting hat sich einfach ge?ffnet, wenn man mal mit "Sanguine" vergleicht. Und nat?rlich sind hier die beiden gro?en Namen, n?mlich Billy Gould und Flemming Rasmussen, die sicherlich auch f?r die Medien interessant sind. Wie kam es denn zu der Zusammenarbeit mit den beiden?
Aren: Bill ist befreundet mit einem Freund von mir, der hat den Bill mal angerufen und wir haben dann gemeint, das wird super passen, ich habe das Gef?hl, dass uns was verbindet, schon zu Zeiten von FAITH NO MORE. Billy hat sich von uns Sachen im Netz angeh?rt und hat gesagt, ok, das machen wir. Er hat dann den Kontakt zu Fleming Rasmussen vermittelt und alle hatten sehr viel Spa? an der Sache. Es war alles mit sehr viel Spa? und Realismus verbunden.
HoM: Ich glaube, das ist klar, dass es alleine die Musik war, die die Verbindung geschaffen hat. Wie lief die Produktion und das Abmischen?
Aren: Die Produktion, also wir haben 10 Tage in K?ln aufgenommen. Der Guido (Lucas; Anm. d. Red.) hat zusammen mit Christian Wagner das Engineering ?bernommen und Billy hat das produziert. Er hat in den 10 Tagen alles das aufgenommen, was wir haben wollten, und versucht, das, was ihm nicht gefallen hat, so umzu?ndern, dass es besser wird. Das hat sehr gut geklappt. Beim Mischen war es ?hnlich.
HoM: Es war also f?r alle Beteiligten eine Art Herzensangelegenheit und frei von irgendwelchen Marketinginteressen?
Aren: Ja, nat?rlich. Das k?nnten wir auch nicht. Sonst w?re es nicht HARMFUL. Wenn wir jetzt eine Band w?ren, die ihre Deb?tplatte auf den Markt bringt und mit zwei Millionen Euro Vorschuss arbeiten kann. aber nach sieben Platten kannst Du so etwas nicht aus Marketinggr?nden machen. Das machst Du aus ?berzeugung. Wenn nat?rlich der Marketingeffekt mit drin ist, sage ich nicht nein. Aber in erster Linie verstehen wir uns einfach sehr gut, anders w?re es auch nicht m?glich gewesen.

HoM: Es geht ja noch einen Schritt weiter, Billy hat ja nicht nur die Platte produziert, sondern nimmt auch an der Tour teil und spielt Gitarre. Wie wird das Ganze aussehen, nur bei einigen Songs oder das komplette HARMFUL-Repertoire?
Billy: Das komplette Programm.
HoM: Wie fand Deine erste Begegnung mit der Musik von HARMFUL statt?
Billy: Zuerst habe ich einfach die Musik geh?rt und wusste absolut gar nichts ?ber die Band. Es war also im Prinzip ein echter Blindflug. Ich h?rte Songs ?ber das Internet ohne irgendwelche Hintergedanken oder eine irgendwie geartete Absicht. Ich mochte es sofort, ich fand es sehr geschmackvoll und stimmig. Ich vergleiche das gerne mit dem Kochen: ich mag es nun mal geschmackvoll.

HoM: Noch mal zur Live-Konzeption. Billy wird dann eine zweite Gitarre spielen, um den Sound an die Platte anzun?hern?
Aren: So ist es. Wir sind immer schon eine dicke Band gewesen und jetzt wird es ein richtiger Panzer. Auf der neuen Platte ist der Sound sehr massiv. Billy hat vorher gesagt, das ist wie so ein Steak.
HoM: Was war Dein Hauptaugenmerk bei der Produktion in Bezug auf den Sound?
Billy: Nun, ich habe mir einfach erst einmal die Aufnahmen angeh?rt. Ich habe mir angeschaut was sie komponiert haben, habe versucht zu verstehen was sie damit ausdr?cken wollen und ob ich ihnen dabei helfen kann es richtig r?berzubringen, dann haben wir richtig als Team zusammengearbeitet. Letztendlich ist es aber das Album von HARMFUL, sie haben die meiste Arbeit daran verrichtet.
Aren: Aber Du hast schon auch einen wesentlichen Beitrag erbracht.
Billy: Hmm, ok, wir haben alle zusammengearbeitet.
Aren: Billy hat auch f?r uns gekocht.

HoM: Wie kam der Kontakt mit Fleming Rasmussen zustande?
Billy: Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren. Ich hielt ihn f?r geeignet, da er nicht der "typische" Produzent ist, der nicht nach irgendwelchen trendigen Sachen schielt. Ich sch?tze seine Arbeit sehr, au?erdem ist er einfach eine starke Pers?nlichkeit. Seine Pers?nlichkeit, zusammen mit der Ausstrahlung und Pers?nlichkeit von HARMFUL, da dachte ich mir, daraus kann etwas richtig Gro?es entstehen. Und ich bin sehr gl?cklich, dass alles so gut zusammen gepasst hat. Ich denke, das entscheidende bei Musik ist, dass du nicht darauf schaust wie auf eine Rechnung: wir wollen das, also nehmen wir dies und jenes und alles wird dadurch gr??er.
Ich glaube einfach daran, dass Musik eine Sache verschiedener Kulturen ist. Es ist wie in einer kleinen Stadt: wenn Du dort nur deutsches Essen bekommst, ist es nicht so interessant, als wenn es dort auch thail?ndisches Essen gibt oder indonesisches Essen. Das erh?ht einfach die (Lebens-)Qualit?t in der gesamten Stadt. Genauso ist es mit der Musik. Wenn du verschiedene Leute mit einbringst, die auf verschiedene Art und Weise an die Sache herangehen, hast du eine viel gr??ere Perspektive.
HoM: Das sieht man auch an Deinem Label "Koolarrow records". Eine Band wie KULTUR SHOCK repr?sentiert das.
Billy: Ja, das ist ein gutes Beispiel f?r meine Philosophie von Musik.

HoM: Wie sieht denn die Liveplanung aus?
Aren: (lacht) Ja, wir haben erst k?rzlich dar?ber geredet und Billy war sich nicht sicher, ob er die Tour ?berlebt, da er schon lange keine Tour mehr gemacht hat...
Billy: Es wird schon funktionieren. Drogen. es hat in der Vergangenheit funktioniert, also wird es auch in der Zukunft klappen (lacht). Das ist nur ein Witz.
HoM: Und viel Kaffee.
Aren: Ja, klar. Vor kurzem hatte ich ein Interview, erst mit den ?blichen Fragen und zum Schluss kam dann: "was bedeutet Kaffee in deinem Leben?" Ich war vollkommen ?berrascht, wie er darauf kam, woher er das wusste.
HoM: Wahrscheinlich machst Du so sehr den Eindruck eines Workaholics, dass es nur mit Kaffee gehen kann.
Aren: Ja, wahrscheinlich.
Billy: Kaffee ist wichtiger als Liebe. vielleicht (lacht).

Aren: Ok, wir gehen ab Februar, M?rz auf Tour, die wird bis April, Mai durch ganz Europa f?hren, so ist es geplant. Koolarrow wird unser Album au?erhalb Deutschlands herausbringen. Das ist nat?rlich sehr gut, dass die Musik weit verbreitet wird, da sie eine ganz eigene Qualit?t hat.
Billy: Es ist ein universelles Album, es k?nnte von ?berall her kommen.
Aren: Aber andererseits gibt es nicht sehr viele Bands, die ein derartiges Album aufnehmen w?rden. Es ist insofern sehr ungew?hnlich und eigenst?ndig.

HoM: Und EMIRSIAN l?uft trotzdem auch weiter?
Aren: Ja, da habe ich schon neue Songs daf?r. Ich werde auch parallel zur HARMFUL-Tour weitere neue Songs schreiben und habe dann vor, im Februar n?chsten Jahres die neue Platte herauszubringen. Ein Jahr brauche ich, jetzt ist erstmal HARMFUL dran.

HoM: Zur?ck zum kommenden HARMFUL-Album: gibt es schon erste Reaktionen darauf?
Aren: Die Leute haben gedacht, dass wir den bei "Sis Masis eingeschlagenen Weg weiterf?hren, noch poppiger werden. Aber wo w?ren wir dann angelangt? In Richtung Madonna oder ?hnliches? So sind die Leute eben, wenn sie ein Album m?gen, erwarten sie zun?chst, dass das n?chste genauso klingt, deshalb waren einige auch zun?chst entt?uscht. Aber wenn man das Album f?nf- oder sechsmal h?rt, wird man erkennen, dass es viel mehr Tiefe hat. ein Songs wie Elaine zum Beispiel, der mittlere Teil davon ist selbst f?r mich, der ich es st?ndig h?re und spiele, immer noch positiv beeindruckend und immer noch ?berraschend.
Billy: Wenn du heutzutage eine Band siehst, die einigerma?en erfolgreich ist, versuchen sie, diesen Erfolg beizubehalten. Wenn du andererseits ein Band siehst, die Ver?nderungen durchmacht, dabei w?chst, ist dies sehr ungew?hnlich und auf der anderen Seite sehr begl?ckend, da du merkst, dass so etwas auch m?glich ist.
Wenn niemand um dich herum w?chst, kannst du auch nicht wachsen. Ich glaube, die Reaktionen zeigen, dass HARMFUL w?chst, sie werden ?lter, reifer und, in einer sehr guten Art und Weise, mehr sie selbst. Und sie lernen dabei ?ber sich selbst. Und so etwas brauchen wir ?berall, jeder von uns. Wir m?ssen mit unseren Bands wachsen, wir m?ssen selbst wachsen.
Aren: Viele Bands w?rden Art Of Rebellion immer und immer wieder aufw?rmen, mehr und mehr davon, aber das w?ren nicht wir selbst. Wir k?mmern uns nicht um Marketingstrategien, wir sind eine kleine Band und es funktioniert nur so, wie es eben l?uft.
Billy: Es ist genau umgekehrt zu einem Marketingplan. Je mehr du dir selbst treu bleibst, desto besser wird es auch auf der anderen Seite ankommen. Das spannende ist auch, wenn du so vorgehst, dass irgend etwas passieren wird, und keiner wei?, was. Nach den Gesetzen der Industrie und des Business ist es genau der falsche Weg, aber du kannst h?ren und sp?ren, dass es der richtige Weg ist.
HoM: Es ist organisch gewachsen.
Billy: Ja, genau, organisch.
HoM: Als Produzent muss es f?r Dich doch auch unbefriedigend sein, wenn du Vorgaben bekommst, dass es wie dies oder das zu klingen hat.
Aren: Das ist ?bel, weil du dann in ein Schema gepresst wirst. Dabei will jeder Mensch doch frei sein, in dem was er tut, das ist die Natur des Menschen, erst dann kannst du richtig frei atmen. Das ist im Privaten genauso, wenn du eine Familie hast, zwei Kinder, f?hlst du dich trotz alledem unfrei und damit ungl?cklich. Wenn du dann auf Tour gehst, ist das Ungl?cklichsein pl?tzlich wie weggeblasen, du beginnst wieder richtig zu atmen und zu leben, weil du dich frei f?hlst. Das ist in der Musik selbst ebenso der Fall: dass du frei bist, zu machen was du f?hlst machen zu m?ssen, und nicht das was die Plattenfirma von dir erwartet oder dich anweist zu tun.
Billy: So nach dem Motto: ich bezahle, also tue dies oder jenes.
Aren: Dann wird gesagt "mach diesen Chorus so und so, den Mittelteil auf diese Weise und wenn ihr Platten verkaufen wollt, muss das Wort 'Love' zweimal drin vorkommen". So funktioniert das einfach nicht. Du musst das Publikum f?r dich gewinnen, an dich heranziehen, nicht die Erwartungen des Publikums best?tigen wollen.
Billy: Diese Art zu denken ist unbewusst in jedem enthalten und es ist schwierig, dem zu entrinnen. Du kennst die Leute von der Plattenfirma, du siehst dich als Teil der Beziehungen zu diesen Leuten, wenn sie sagen: "es w?re besser, das Ganze so und so zu machen". Aber das ist nicht gesund, nicht f?rderlich. Du musst dich einfach selbst entdecken, da kann sich niemand sonst hineinversetzen. In der Musik musst du das so machen.
Aren: Genau das ist es auch, was Bill immer mit FAITH NO MORE gemacht hat. Sie haben so viele Alben aufgenommen, genau so viele wie HARMFUL (alle lachen), aber jedes Album klingt anders. Das ist auch der Grund, warum wir uns so gut verstehen und im Hinblick auf den Prozess der Ver?nderung, dass Ver?nderung immer gut ist.
Billy: Als wir das damals so gemacht haben, haben alle Leute gesagt "warum macht ihr das so? Ihr seid doch dumm!" Und im Nachhinein sieht man, dass alles richtig war. Die Leute respektieren unsere Arbeit auch nach zehn Jahren immer noch.

HoM: Wenn ihr die Chance h?ttet, jemanden auszusuchen mit dem ihr gerne touren wollt, wen w?rdet ihr nehmen?
Billy: Ich w?rde Heino ausw?hlen (Gel?chter). das w?re dann schon ein Grund, mehr zu trinken.

HoM: Noch ein abschlie?endes Statement f?r unsere Leser?
Billy: Aren ist ein guter Mann, ein treusorgender Ehemann (Gel?chter), hat immer hart gearbeitet, wir werden ihn vermissen. (lacht).

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Arne von Nois-O-lution, der das Interview erm?glicht hat.

Ralf Stierlen, 30.01.2007

 

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