Halb So Wild

Stolz

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 05.01.2002
Jahr: 2001

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Halb So Wild Homepage



Redakteur(e):

Martin Schneider


Halb So Wild
Stolz, Eigenvertrieb, 2001
Christian Trautmann Gesang, Gitarre
Dani Pollei Gesang
Manuel Wiegmann Gitarre
Richard Hamburger Keyboards
Dominic Serwe Bass
Susanne Enz Schlagzeug
Produziert von: Halb So Wild & Jan Geiersbach Länge: 37 Min 06 Sek Medium: CD
1. Second Time6. Alte Zeit
2. My Dancing Queen7. Was die Zukunft uns bringt
3. Am Ende des Lichts8. Wir, das Problem
4. Alone9. Failure Superman
5. Wie immer

Selten ist mir ein Review so schwer gefallen wie bei HALB SO WILD. Die blutjunge Dortmunder Band macht es aber auch dem Hörer wirklich nicht einfach.
Das fängt schon mit der stilistischen Einordnung an. Melodiöser Gitarrenrock, so das Selbstverständnis von HALB SO WILD, trifft zwar irgendwo zu, ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Doch wie soll man diesen eigenwilligen Sound mit Worten beschreiben?

HALB SO WILD haben einen Hang zur düsteren Melancholie, ohne in Gothic-Gefilde abzudriften, sind verspielt und detailverliebt, aber zu straight um als Proggies durchzugehen.
Die Dortmunder fahren eingängige, absolut radiotaugliche Songs auf und sind doch meilenweit davon entfernt, sich von der 08/15-Pop-'Kultur' vereinnahmen zu lassen.

Normalerweise behilft man sich in so einem Fall, indem man Vergleiche zu anderen Bands herstellt, doch auch dies führt bei HALB SO WILD nicht zum gewünschten Erfolg. Tendentiell fühlt man sich zwar an ANTICHRISIS erinnert, aber wohl nur wegen dem wechselnden weiblich-männlichen Leadgesang und der stilistischen individuellen Bandbreite. Lediglich Wir, das Problem erinnert dezent an LANA LANE, aber das war es dann auch schon.

... und damit haben wir auch schon das große Plus der Band herausgearbeitet: Einen typischen, völlig eigenständigen Sound, der zu gefallen weiß.
Und jetzt mal ehrlich, so etwas hat heute kaum noch eine Newcomerband zu bieten.

Irgendwo erinnern mich HALB SO WILD und ihre CD "Stolz" an die Geschichte von dem tolpatschigen Kind, das mit der rechten Hand die wunderbarsten Bauklotzlandschaften baut und sie mit der Linken gleich wieder zum Einsturz bringt.
Eigenständigkeit und gutes Songmaterial sind schon ein Pfund, mit dem man wuchten kann, doch was hilft es, wenn dafür die Produktion original wie aus Sächsisch Sibirien klingt. Wer zuhause noch altes Vinyl von CITY oder den PUHDYS hat, versteht was ich meine. Nur, was in den späten Siebzigern den DDR-Bands einen gewissen Charme verlieh, ist 2001 einfach ein Armutszeugnis.
Natürlich kommt jetzt die obligatorische Gegenargumentationskette: Junge Band - wenig Zeit und Geld - Eigenproduktion.... Ist ja alles schön und gut, aber warum schaffen es unzählige andere Bands vergleichbarer Größenordnung, problemlos eine saubere, fette Produktion abzuliefern und "Stolz" klingt dagegen muffig und angestaubt.
Ich kann ja nur hoffen, dass die Band nicht allzuviel Geld investiert hat, oder wenigstens einen guten Anwalt an der Hand hat.

Ein weiteres Manko ist zudem der Gesang von Christian Trautmann, vor allem aber von Dani Pollei. Warum um alles in der Weld müssen die Töne immer ewig gehalten und die Silben immer wie Kaugummi in die Länge gezogen werden? Warum Ziiiiieeeeeel und zuviiiiiiieeeeel Gluuuuuuuuut und Wuuuuuhuhuhuhht? Das tut den Songs nicht wirklich gut.

Trotzdem: HALB SO WILD verfügen unüberhörbar über eine Menge Potential und man darf gespannt sein, wie der weitere Weg dieser talentierten Band verlaufen wird.
Wenn beim nächsten Versuch die kreativen Stärken weiter kultiviert werden und die (studio-)technischen Fallstricke nicht mehr gar so böse zuschlagen, dann könnte uns ein echter Knaller bevorstehen.

(Anmerkung: Mittlerweile gibt es auf der Homepage der Band zwei Tracks, die von Eroc neu gemastered wurden, zum Download. Und siehe da... )

Martin Schneider, 05.01.2002

 

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