Hainloose

Ugh

Berlin, Red Rooster, 03.11.2005

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 03.11.2005

Links:


Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Red Rooster, 03.11.2005

Mitten in Friedrichshain liegt das Red Rooster, eine recht gemütlich Kneipe, die im danebenliegenden Innenhof im Backstage auch gelegentlich Konzerte veranstaltet. Das hat seine Vorteile, da man schön mitten im Stadtleben ist und besten Underground, was auch bedeutete value for money, ergründen kann, aber auch Nachteile, da spätestens um 24.00 Uhr wegen der Anwohner Konzertschluss sein muss. Diesmal gab es gewissermaßen ein Münchner Elektrohasch-Doppel, sind doch beide Bands zum einen aus der bayrischen Landeshauptstadt und zum anderen bei eben jenem Label für Stoner und Psychedelia mit ihren Releases vertreten.

Ugh Den Anfang machten UGH, ein wirklich originelles Trio, nur echt mit Sonnenblume am Mikro, dass seinen knarzigen Stonerrock mit Noiseattacken und Punkversatzstücken anreichert. Durchaus nicht nur Begleitinstrument ist der Bass von Christian (bei dem Stück Fatburner übernehmen gleich zwei Bässe die Melodieführung), der auch singt. Zumindest sieht das so aus, hören tut man davon dank ziemlich missglückter Aussteuerung leider äußerst wenig.

Ugh Auch ansonsten gibt es ein paar kleinere Pannen, das Stück Trashcan schaffen die Jungs erst beim vierten Anlauf (hat aber auch wirklich einen etwas komplexen Rhythmus). Alles wirkt etwas ungehobelt, angeraut, hat aber durchaus Charme und Witz. Wenn man sich vielleicht noch etwas öffnet und zugänglicher macht (der Gitarrist Martin muss eigentlich auch nicht die ganze Zeit mit dem Rücken zum Publikum spielen) und die Abmischung in den Griff bekommt, wird UGH in der Lage sein, noch mehr Spass zu bereiten. Denn Potential, Mut und Experimentierfreunde haben die Münchner durchaus, ebenso eine recht unverkrampfte Herangehensweise das Fach Triorock, wobei die Jamfreude immer mit einer leicht destruktiven Freude am Kontrastieren von Rockklischees einhergeht. Manches rumpelt ein bisschen arg, aber der Ansatz ist in jedem Falle beachtlich.

Hainloose Und dann kam wieder einer der Momente, wo man nicht weiss, ob man lachen oder weinen soll. Lachen, weil man sich darüber freuen kann, welch grandiose Band, insbesondere live doch die Münchner von HAINLOOSE sind, oder weinen, weil sie wahrscheinlich nie die Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient hätten. Stoner ist einfach keine massenkompatible Musik, zumindest nicht hierzulande, es sei denn, es spielt ein Josh Homme Gitarre.

Hainloose Waren UGH eine etwas kurioses, verbeultes Fahrzeug, dass einen mit ab und an stotterndem Motor dennoch zum Ziel bringt, so sind HAINLOOSE nichts anderes als eine Corvette: elegant und geschmeidig dahingleitend und doch mit einer enormen Power ausgestattet, die, einmal entfesselt, kaum zu bändigen ist. Dazu ist der, neben dem zweiten Saitenakrobat Mario, auch die Gitarre bedienende Harris ein grandioser Sänger, der mit seiner Stimme das Sahnehäubchen auf diese riffbetonten, kernigen, teils im Blues, dann im Southern Rock, dann im midtempo Stoner fussenden Songs setzt.

Hainloose Die Kompositionen von HAINLOOSE sind sehr entschlackt und griffig, ganz im Stile der QUEENS OF THE STONE AGE, auch CLUTCH, FU MANCHU oder NEBULA können als Vergleichsparameter dienen. Gitarrenlastig, erdig, bodenständig und gleichzeitig kraftvoll, sehnig, tanzbar und schlichtweg mitreißend ist es, was HAINLOOSE auf die Bretter bringen und das Publikum in der kleinen Location hat spürbar seinen Spass. Viel zu schnell ist es Mitternacht und somit die obengenannte Sperrstunde für Livemusik im Red Rooster erreicht, so dass die Band ihren Set ein wenig vorzeitig abbrechen muss.

Hainloose Hoffnung macht immerhin die Tatsache, dass ein neues Album des Münchner Quartetts demnächst ins Haus stehen soll. A propos Album: die erste Veröffentlichung "Rosula" von HAINLOOSE bietet einen durchaus repräsentativen Einblick in deren Stonerwelt, läuft derzeit recht häufig in meinem Player und ist außer bei Konzerten von HAINLOOSE oder befreundeten bands wie COLOUR HAZE auch bei Elektrohasch direkt zum Preis von 12 Euro erhältlich und diese Investition wirklich wert. Aber wer auf lauten, schnellen, packenden Wüstenrock steht, sollte sich HAINLOOSE live auf keinen Fall entgehen lassen.

Ralf Stierlen, 16.11.2005

Bilder: Peter Tenzler, 03.11.2005

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music