Grave Digger

Heavy Metal Breakdown (Deluxe Expanded Edition) - Witch Hunter (Deluxe Expanded Edition)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 24.05.2018
Jahr: 2018
Stil: Heavy Metal

Links:

Grave Digger Homepage

Grave Digger @ facebook



Redakteur(e):

Marc Langels


Grave Digger
Heavy Metal Breakdown (Deluxe Expanded Edition) - Witch Hunter (Deluxe Expanded Edition), BMG, 2018
Chris BoltendahlGesang & Bass
Peter MassonGitarre & Bass
Willi LackmannBass ("Heavy Metal Breakdown")
Rene "T. Bone" TeichgräberBass ("Witch Hunter")
Albert EckhardtSchlagzeug
Gastmusiker
Dietmar DillhardtKeyboards ("Heavy Metal Breakdown")
Produziert von: Harris Johns & Chris Boltendahl Länge: 106 Min 33 Sek Medium: CD
"Heavy Metal Breakdown" (57:05)
01. Headbanging Man08. 2000 Lightyears From Home
02. Heavy Metal Breakdown09. Heart Attack
03. Back From The War10. Shoot Her Down (Bonus Track)
04. Yesterday11. We Wanna Rock You (Mega-Mix) (Bonus Track)
05. We Wanna Rock You12. Storming The Brain (Bonus Track)
06. Legion Of The Lost13. Violence (Bonus Track)
07. Tyrant14. 2000 Lightyears From Home (Alternate Version) (Bonus Track)
"Witch Hunter" (49:28)
01. Witch Hunter07. School's Out
02. Night Drifter08. Friends Of Mine
03. Get Ready For Power09. Here I Stand
04. Love Is A Game10. Don't Kill The Children (Bonus Track)
05. Get Away11. Tears Of Blood (Bonus Track)
06. Fight For Freedom12. Shine On (Bonus Track)

Anfang der 1980er Jahre war die zweite Phase des Heavy Metal noch in ihren Kinderschuhen. Bands wie IRON MAIDEN, SAXON und JUDAS PRIEST hatten gerade erst die New Wave of British Heavy Metal eingeläutet und die Ur-Väter der Musiksparte, BLACK SABBATH, erlebten mit dem neuen Sänger Ronnie James Dio und dem Jahrhundertwerk “Heaven And Hell“ gerade ihre Wiedergeburt und Sternstunde in einem. Und auch in Deutschland machten sich die ersten Bands drauf und dran, eine deutsche Metal-Szene zu etablieren, darunter ACCEPT, HELLOWEEN, RUNNING WILD und die Band, um die es hier gehen soll: GRAVE DIGGER.

Die Band wurde Ende 1980 von Sänger (und Anfangs auch noch Bassist) Chris Boltendahl, Gitarrist Peter Masson und Schlagzeuger Phillip Seibel gegründet. Sie war zudem eine der ersten Gruppen, die das ebenfalls noch neue Label Noise Records unter Vertrag nahm, nachdem zwei Songs auf dem Sampler “Rock From Hell“ für positive Reaktionen gesorgt hatten. Außerdem wollte Label-Chef Karl Walterbach sein Unternehmen möglichst breit aufstellen und dafür fehlte ihm noch eine klassische Heavy Metal-Band. Und so kam es, dass GRAVE DIGGER etwas mehr als drei Jahre nach ihrer Gründung bereits ihr Debüt-Album “Heavy Metal Breakdown“ vorlegten.

Darauf bot die Band, mittlerweile ergänzt um Willi Lackmann am Bass (so dass sich Boltendahl auf den Gesang konzentrieren konnte), einen fast schon klassisch zu nennenden Teutonen-Metal, der durchaus Ähnlichkeiten zu etwa ACCEPT aufwies. Das wird sofort offensichtlich beim Opener Headbanging Man, der auch heute noch bei keiner GRAVE DIGGER-Show fehlen darf. Mit einer Menge Dampf und Power starten die Gladbecker ihre Karriere und dürften damals gleich mit dem ersten Lied zahlreiche Fans für sich gewonnen haben. Der Song geht so schnell ins Ohr wie er gespielt wird und dazu das Reibeisen-Organ von Boltendahl, das in der Wirkung dem von Udo Dirkschneider nicht allzu unähnlich ist.

Aber “Heavy Metal Breakdown“ ist kein One-Hit-Wonder, das nur auf dieses eine Lied reduziert werden kann. Mit dem Titeltrack, We Wanna Rock You, Legion Of The Lost und Tyrant sowie Heart Attack hatte das Album noch weitere starke Songs im Angebot, die dafür sorgten, dass die Band sich rasch wachsender Beliebtheit in der Szene erfreute. Der Rest der Scheibe ist eher durchschnittlich und leidet stellenweise auch ein wenig an Boltendahls damals so gut wie nicht vorhandenen Englisch-Kenntnissen. Auf der anderen Seite gehörte das auch ein wenig zum Charme zahlreicher, früher deutscher Metal- und Hard Rock-Veröffentlichungen, ob nun von den SCORPIONS, SODOM, DESTRUCTION, KREATOR oder eben auch GRAVE DIGGER.

Die Produktion der Scheibe lag – wie bei zahlreichen anderen Noise-Bands auch – in den Händen von Haus-Produzent Harris Johns, dem es gelang, der Band einen starken, internationalen Sound zu verpassen (was ja nicht bei jedem Debüt-Album der Fall war). Und so gehört “Heavy Metal Breakdown“ zu den eindrucksvollsten Debüt-Alben zumindest mal der deutschen Metal-Geschichte. Neben den damals neun Songs der LP (natürlich in remastertem Sound) hat BMG als Nachlassverwalter von Noise Records noch fünf Bonus-Tracks aus den Katakomben ans Licht gebracht – und damit das Werk auch für Besitzer der Original-CD interessanter gemacht.

Neben einem Mix von We Wanna Rock You und einer Alternativen Version des kaum mehr als ROLLING STONES-Songs erkennbaren 2000 Lightyears From Home noch die Tracks Shoot Her Down (das etwas später als EP erschien, aber auch ganz hervorragend auf dieses oder das folgende Album gepasst hätte), Storming The Brain und Violence (das die Band schon auf dem “Rock From Hell“-Sampler platziert hatte). Somit ist das Album noch einmal knapp 21 Minuten länger als damals, was angesichts von gerade mal 35 Minuten Original-Spielzeit ja schon mal kein schlechtes Argument darstellt. In dieser Form ist der GRAVE DIGGER-Erstling ein Pflicht-Bestandteil jeder Sammlung.

Lediglich ein Jahr später war die Band bereits schon wieder am Start. Zuvor gab es aber einen Besetzungswechsel: Willi Lackmann trennte sich auf Grund der berühmten „musikalischen Differenzen“ von der Band. Sein Ersatz am Bass wurde Rene 'T-Bone' Teichgräber, der aber lediglich auf zwei oder drei Songs der neuen Scheibe zu hören sein sollte. Denn während der Aufnahme-Sessions merkten Boltendahl und Masson, dass der „Neue“ technisch nicht gut genug war, um die Vorstellungen der Songwriter umzusetzen. Daher übernahmen die beiden „Bandgründer“ diese Aufgabe und spielten diese für “Witch Hunter“ kurzerhand selber ein.

Das Album schloss stilistisch an den Vorgänger an, bot aber auch einige kleinere „Neuerungen“, die dem Eindruck entgegenwirkten, bei “Witch Hunter“ handele es sich einfach um eine Kopie des erfolgreichen Debüts. So zum Beispiel kamen mehr Breaks und verspiele Gitarren-Parts vor und bei dem fast schon klassischen Gesangspart zum Auftakt von Fight For Freedom konnte Boltendahl unter Beweis stellen, was für ein überaus talentierter Sänger er war. Und auch die Probleme mit der englischen Sprache wurden hier korrigiert, indem man sich Hilfe von Außen holte, so dass sowohl die Grammatik als auch die Betonung und Aussprache der Worte dieses Mal wirklich stimmte.

Was das Album – im Gegensatz zum Erstling – allerdings nicht zu bieten hatte, das war eine Hymne, eine Kracher der Marke Headbanging Man. Statt dessen gibt es aber eine ganze Reihe richtig guter Metal-Nummern, wie unter anderem der Titel-Song (der im freistehenden Solo-Part mit einem deutlichen VAN HALEN-Feeling daherkommt), Get Ready For Power, Friends Of Mine, Get Away und Here I Stand. Für alle Fans, die das Album schon damals erworben haben, hat das Label nun drei Bonus-Stücke beigefügt, die das Werk zusätzlich aufwerten. Denn sowohl Don't Shoot The Children als auch Tears Of Blood und Shine On sind noch einmal klassische GRAVE DIGGER-Heavy Metal, so wie ihn die Fans kennen und lieben. Und mit Love Is A Game hatte die Band zudem damals schon eine starke Ballade am Start. Die Stärke des Werks lag also eher darin, dass es kaum Ausfälle gab und das Niveau konstant hoch war. Die Ausnahme bildete das misslungene Alice Cooper-Cover School's Out, das komplett unnötig war. Aber auch der Sound der Produktion – für den Boltendahl als Haupt-Produzent zusammen mit Harris Johns als seinem Co. verantwortlich war - konnte nicht wirklich mit dem des ersten Albums mithalten und klang weniger räumlich und klar, sondern eher etwas verwaschen, was auch das „remastern“ nicht wirklich korrigieren konnte.

Trotz dieser „Mängel“ wurde das Album gut angenommen und zementierte die Stellung von GRAVE DIGGER als aufstrebender Heavy Metal-Band. Allerdings zeichneten sich schon während der Produktion ein Konflikt über die künftige Ausrichtung der Band ab, denn Co-Produzent Harris Johns erinnert sich daran, dass Boltendahl kurz zuvor den Song Runaway von BON JOVI gehört hatte und wollte, dass sich auch der Klang von GRAVE DIGGER in diese Richtung bewegen sollte. Auf “Witch Hunter“ konnte dies noch verhindert werden aber spätestens nach dem Ausstieg von Peter Masson nach dem schon recht mauen “War Games“ 1987 hatte Boltendahl dann die Möglichkeit, seine Vorstellung umzusetzen, was im unsäglichen “Stronger Than Ever“ (unter dem Namen DIGGER) und der Auflösung der Band wegen Erfolglosigkeit mündete.

Die genauen Abläufe kann man bei Interesse in dem wirklich sehr informativen und nicht etwa einseitigen Buch “Systemstörung – Die Geschichte von Noise Records“ durchlesen. Zum Glück fanden GRAVE DIGGER aber Anfang der 1990er Jahre (also zu einer Zeit, als es für den Metal gerade nicht besonders gut lief) wieder zusammen und besannen sich auf ihre ursprünglichen Qualitäten und brachten anschließend noch einige wirklich gelungene Metal-Alben heraus, für die sie ja bereits Mitte der 1980er Jahre mit “Hevy Metal Breakdown“ und “Witch Hunter“ die Blaupause geschaffen hatten.

Marc Langels, 23.05.2018

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music