Gotthard

Europe

Bochum, Ruhrcongress, 13.11.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 18.11.2009
Stil: Hard Rock

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Redakteur(e):

Frank Ipach

Jürgen Ruland


Gotthard, Europe,
Bochum, RuhrCongress, 13.11.2009

Eines steht schon mal fest: der Ruhrcongress in Bochum wird es nicht in die ultimative Liste meiner Top-Veranstaltungsorte schaffen. Zu kühl, zu unpersönlich und zweckdienlich gebaut und designt. Für Karnevalsveranstaltungen mag das wohl hinhauen oder für irgendeine Parteivorstandsitzung, aber für ein zünftiges Rockkonzert taugt dieser nach Plastik riechende Bau wirklich nicht. Offen gestanden ist mir das Ding schon 'ne Nummer zu groß, denn die schätzungsweise 3500 bis 4000 Menschen fassende Halle, war etwa zu zwei Dritteln gefüllt und am hinteren Ende der Halle überschlug sich der PA-Sound an den rückwärtigen Wänden. Fürchterlich.

Okay, ein Konzert hat natürlich auch einiges mit optischen Reizen zu tun, Bühnenbild, Licht etc. Da hatten EUROPE und GOTTHARD, dieser feine europäische Doppeldecker, sicher einiges zu bieten. Doch was nützt die ganze Show, wenn der Sound nur, na ja, mittelmäßig daherkommt. Während des EUROPE-Gigs war's noch erträglich, die GOTTHARD-Show zerbröselte immer wieder in relativ schwammiges Soundgewaber. Da fehlte die notwendige Transparenz und der letzte Biss, um dich wegfliegen zu lassen.
Wahrscheinlich bin ich da überkritisch und von vielen kleineren Club-Konzerten verwöhnt, weil dort der Sound eigentlich immer stimmt, doch letztlich geht's hier um Musik und nicht um den Wettstreit zum glamourösesten Bühnenbild, den geilsten Hut, das coolste Hemd oder die abgefahrenste Halskette.

Nun, genug der Nörgelei, immerhin haben die schwedischen EUROPE pünktlich begonnen und gleich zwei Songs ihres neuen, wirklich guten Albums "Last Look At Eden" präsentiert (Prelude/Last look at Eden; Gonna get ready). Alle Musiker in Bestform, John Norum mit sehr markantem Gitarrensound (eine Wohltat), Joey Tempest mit gewaltigem Stimmvolumen und der einen oder anderen David Coverdale-Gedächtnis-Attitüde, Mikroständer als Phallussymbol, Mikroständer als Windmühle, ihr wisst schon was ich meine...

Wie sich erst im Nachhinein herausstellte, waren wohl mehr GOTTHARD-Fans im Hause (was sich schon an der optischen Überlgenheit der GOTTHARD T-Shirts ablesen ließ), obwohl es Joey Tempest schließlich doch recht gut gelang, auch jene zum unvermeidlichen Mitgröhlen zu animieren. EUROPEs gutes altes Carrie, dargeboten in einer hübschen abgespeckten Akustikgitarrenversion, bot sich da förmlich an. Selbst das als Zugabe kredenzte Final countdown, das ich ja eigentlich schon totgedudelt glaubte, mobilisierte noch einmal die Menge. Glücklicherweise gab's zwischendurch noch einige Songs vom 2004er Comeback-Album "Start From The Dark" und auch vom aktuellen Album (z.B. No stone unturned und das halsbrecherische The beast). EUROPE hinterließen im Großen und Ganzen einen spielfreudigen, wenn auch manchmal etwas zu arg einstudierten und minutiös geplanten Eindruck.

Das Konzept, der Plan und der Ablauf der GOTTHARD-Show offenbarten ihrerseits nicht weniger Akribie, da schien wenigstens bis auf die letzte Publikumsanmache alles peinlich genau abgesprochen. Da regiert natürlich die hochprofessionelle Bühnenerfahrung und Souveränität der Schweizer, spontane und wirklich prickelnde Momente werden dadurch allerdings vermieden. Vieles kannte man schon vom letztjährigen DEEP PURPLE Support-Slot aus der Oberhausener KöPi-Arena. Damals wirkten GOTTHARD tatsächlich spritziger und ambitionierter als die alten Haudegen aus Großbritannien. Am gestrigen Abend zeigten die Eidgenossen natürlich auch wieder alle Facetten ihres ausgebufften Showtalents, boten jedem der einzelnen Bandmitglieder einen kleinen oder auch größeren Soloauftritt, brachen reihenweise Frauenherze während ihres kleinen akustischen Wunschkonzerts an der exponierten Bühnenrampe und erstaunten einmal mehr mit ihrem gewaltigen Duo-Schlagzeugsolo, wo sich der hauptamtliche Fellegerber Hena Habegger und Sänger und Freizeit-Drummer Steve Lee auf gegenüberliegenden Podesten überzeugend duellierten bzw. erstaunliche Synchronarbeit ablieferten.

Showtechnisch macht den Schweizern so schnell niemand etwas nach, sie wissen um ihre Fähigkeiten und spielen ihre Asse immer zum rechten Zeitpunkt aus. Hier passt einfach alles und den Fans hat es augenscheinlich einmal mehr sehr gut gefallen. Kein Wunder bei einem ganzen Korb voller Ohrwürmer. Es sind schlicht und einfach die netten Jungs aus unserem charmanten Nachbarland, sympathisch und zuvorkommend, immer auf den Pulsschlag ihrer Fans reagierend. Auch in Bochum haben GOTTHARD ganze Arbeit geleistet und sich den Applaus ihrer Anhänger redlich verdient.

Frank Ipach, 13.11.2009

EUROPE & GOTTHARD gemeinsam auf Tour zu schicken erwies sich wohl nicht nur in meinem Fall als goldrichtiger Schachzug, denn für einen der beiden Acts alleine hätte ich mich nicht zu einem Konzertbesuch hinreißen lassen.
Lang, lang ist es her, dass EUROPE in der Essener Grugahalle 1989 anlässlich ihres Album "Out Of This World" gastierten. Der Rummel um den finalen Countdown war etwas abgeebbt und man bot an jenem Abend eine richtig gute Rock Show. Wohl nicht nur Seattle war schuld daran, dass ich die Schweden anschließend aus Augen & Ohren verlor. Mit dem aktuellen "Last Look At Eden" können EUROPE endlich so überzeugen wie vielleicht nie zuvor. Vergleiche mit RAINBOW zu etwas melodischeren Zeiten braucht man nicht zu scheuen.
On Stage präsentiert sich Gitarrist John Norum allerdings nicht als Egomane wie ein gewisser Herr Blackmore, vielmehr ist Sänger/Teilzeit-Gitarrist Joey Tempest der dominante Part in einer an sich kompakten Band. Den Schwerpunkt der Show bildet das aktuelle Album, dessen Tracks ihre Ecken und Kanten leider des öfteren im schwammigen Soundgewand einbüßen. Tempest erinnert mit seinem Gehabe zuweilen an einen weiteren ex- Tief Purpurnen. Der Mikrofonständer wird gewirbelt und geschwenkt, manchmal auch anscheinend als vergrößerte Ausgabe des edelsten (männlichen) Körperteils missbraucht. Anders als (heutzutage) David Coverdale überzeugt Tempest jedoch stimmlich und zeigt sich auch gekonnt als Rhythmusgeber auf elektrischer oder akustischer Sechssaitigen. Sein jugendliches Auftreten lässt sich auf die ganze Band übertragen, welche nichts mit abgehalfterten Rockstars zu tun hat, deren Falten zuweilen so tief wie der Marianengraben ausfallen.
Über die Songauswahl kann man wie üblich diskutieren. Persönlich hätte ich das eine oder andere Cover (Love To Love - UFO; Suicide - THIN LIZZY) vom ausgezeichneten letztjährigen Werk "Almost Unplugged" favorisiert. Mit Carrie oder Rock The Night ging der Weg leider in die poppigere Richtung. Alles in allem zeigten sich EUROPE jedoch als eine Gruppe, welche sicher noch das eine oder andere zu bieten haben dürfte.

GOTTHARD sind nicht zum ersten Male in Bochum. In der zweiten Hälfte der 1990er spielten die Eidgenossen häufiger in der Zeche und übertrafen sich wahrscheinlich 1996, als sie auf der Tour zum Hard Rock Juwel "G." zwei Gigs in dem legendären Club ablieferten. Für die Anhänger der härteren Fraktion hatte die Gruppe vermutlich ihren Zenit erreicht. Zwar hat sich Gitarrist Freddy Scherer in den letzten Jahren scheinbar gut ins Bandgefüge eingelebt, doch ein Rockertandem wie einst Mandy Meyer mit dem verbliebenem Ur-Mitglied Leo Leoni hört sich anders an.
Live sind GOTTHARD trotzdem nach wie vor eine Bank. Mir gefielen sie beim Arrow Rock Festival in Nijmegen 2008 besser da brachialer spielend, allerdings gibt es von den Schweizern wohl keine schlechten Shows. Trotz widrigem Sound und für die Hartwurstpartei zu wenigen Krachern (Sister Moon, Hush) bieten GOTTHARD perfekte Unterhaltung. Steve Lee ist ein Frontmann par excellence, der sein Publikum stets im Griff hat. Wer das bis dato häufiger erlebt hat, dem bleibt eine gewisse Routine nicht verborgen. Doch wer das wie Lee eben so charmant darbietet, dürfte zumindest bei der Damenwelt eine hohe Punktezahl erreichen.
Ich liebe Laufstege bei Konzerten. Und wenn diese so ausgiebig genutzt werden wie bei Lee, Leoni & Co., lassen sich zusätzliche Pluspunkte landen. Ein vom Kollegen Ipach bereits erwähntes hörens- und sehenswertes Schlagzeugsolo an beiden Enden der Halle, feiner Akustikpart, etliche gemeinsame Soli der beiden Männer an den Äxten und eine perfekte Lightshow runden einen Auftritt ab, welcher einfach viel Spaß bereitet.

Das tut der RuhrCongress Bochum allerdings nur bedingt. Verkehrstechnisch günstig nahe der A40 gelegen, taugt der sterile Mehrzweckbau wohl eher für Parteiveranstaltungen oder Messen. Für Kurse in der verlangten Höhe (40 € Stehplatz, 51 € Sitzplatz) darf ein ordentlicher Sound erwartet werden und nicht ein Matsch, der sich an der hinteren Wand bricht und als Echo zurückschwappt.
In der alten Ruhrlandhalle erlebte ich 1982 IRON MAIDEN & TRUST sowie die SCORPIONS & BLACKFOOT. Früher war auch nicht alles besser, der Sound seinerzeit aber schon.
Sollte sich diese Problematik zukünftig nicht abstellen lassen, dürfte von einem Besuch der Location abzuraten sein. Wesentlich betagtere Orte wie beispielsweise das Kölner E-Werk haben in dieser Hinsicht einfach mehr zu bieten.

Jürgen Ruland, 13.11.2009

 

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