Gothminister Gothic Electronic Anthems, E-Wave/Drakkar Entertainment, 2003 |
Gothminister (Björn) | Voices, Programming, Performance | |||
Machine (Björn Aadland) | Guitars | |||
Halfface (Tom Kalstad) | Keyboards | |||
Android (Andy Moxnes) | Keyboards, Guitars, Percussions | |||
Dementia (Sandra Jensen) | Performance | |||
Gäste: | ||||
Peter 'Goatfather' Kjellsby | additional Guitars, Backing vocals | |||
Rico Darum | additional Guitars | |||
Sjur 'Sick' Miljeteig | Backing vocals | |||
Nell | female Vocals | |||
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1. Gothic anthem | 7. Shadows of evil sins | |||
2. Angel | 8. Hatred | |||
3. The holy one | 9. March of the dead | |||
4. Pray | 10. Wish | |||
5. The possession | 11. Post ludium | |||
6. Devil | 12. Angel (Club version) | |||
Liebe auf den ersten Blick, und das ohne zuvor einen Ton dieser CD gehört zu haben.
GOTHMINISTER - alleine der Bandname jagt einem einen freudigen, erwartungsvollen Schauer den Rücken hinunter. Der Albumtitel "Gothic Electronic Anthems" klingt sehr, sehr vielversprechend und ein Blick auf das Artwork überzeugt.
Das wirklich optisch schön und aufwändig gestaltete Digipack ist eine der wirksamsten Kopierschutzmaßnahmen der letzten Jahre. Bei diesem Teil wünsche ich mir aus ästhetischen Gründen sogar die gute alte LP zurück.
Das Cover ziert Björn A. Brem, GOTHMINISTER himself, und der Jung' wirkt optisch wie eine Reinkarnation des PRODIGY-Frontkaspers, einem Pandabären und Marilyn Manson. Das hat Stil, wobei mir sein Outfit auf dem Backcover und im Booklet mit langem Mantel und Zylinder, das ihm einen KING DIAMOND-Touch verleiht noch besser gefällt.
Mitstreiterin Dementia ist auch ein scharfes Mäuschen, vor allem in ihrer Rolle als Engel, einmal unschuldig in voller Blüte, das andere Mal im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört, aber auch in einen Vogelbauer gezwängt macht sie eine gute Figur.
(Vogelbauer? Der Sänger ist ein Pandabär? Schauer? Ja! Red., erschrocken)
Hier passt einfach alles zusammen: Bandname, Albumtitel, das Artwork und das dadurch transportierte Image. Diese CD muss einfach klasse sein. Aber eine gewisse Aufregung und Anspannung lassen sich beim ersten Einlegen in den CD-Player nicht leugnen. Was nun, wenn das Ding musikalisch Schotter ist?
Tiefes, erleichtertes Durchatmen nach dem ersten Hördurchgang, dem mittlerweile ein gutes Dutzend weitere gefolgt sind. "Gothic Electronic Anthems" erfüllt auch musikalisch alle Erwartungen und wird seinem Namen vollauf gerecht.
GOTHMINISTER setzen auf kurze, prägnante Kompositionen, die auf harte, hypnotische Electrobeats aufbauen, mit mitreißenden Melodien aufwarten und durch fiesen Gesang veredelt werden. Stilistisch erinnert das am ehesten an eine Kreuzung aus den SISTERS OF MERCY und KMFDM, mit Schwerpunkt auf den erstgenannten.
Das Album enthält massenweise potentielle Clubhits, von denen sich das in zwei Versionen verewigte Angel erwartungsgemäß am schnellsten festsetzt. Doch Songs wie The holy one, March of the dead, Gothic anthem oder Pray stehen dem offensichtlichen Hit des Albums in nichts nach und dürften gleichermaßen für überfüllte Tanzflächen sorgen.
Doch GOTHMINISTER können auch anders, wie sie mit den ruhigen und atmosphärischen Werken Post ludium und Wish belegen. Shadows of evil sin wird gar zu einer eindrucksvollen Nachhilfelektion für Horroraltmeister Alice Cooper wie Düsterballaden in bester Steven-Tradition zu klingen haben. Das Ding hätte sich der Gute mal zu Gemüte führen sollen, bevor er so einen halbgaren Krampf wie The house is haunted auf sein letztes Album packt.
Mit "Gothic Electronic Anthems" haben GOTHMINISTER ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das in der EBM-, Gothic- und Electroszene Maßstäbe setzt.