Gingerpig Ghost On The Highway, Suburban Records, 2015 |
Boudewijn Bonebakker | Gesang & Gitarre | |||
Daniele Labatte | Bass | |||
Maarten Poirters | Schlagzeug, Percussion & Gesang | |||
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01. The Nature Of The Fool | 06. Brace Before The Fall | |||
02. Five River Swamp | 07. Burning Up The Road | |||
03. Stay Down | 08. A Lifetime Of Murder | |||
04. Hear Me | 09. The Dog At The Gate | |||
05. Ghost On The Highway | 10. Dancing On The Volcano (Bonus Track) | |||
Es ist schon überraschend, wie viele Musiker aus der extremen Metal-Szene nebenbei noch in Classic Rock-Bands aktiv sind. Da wäre zum einen Michael Amott von ARCH ENEMY, dessen Zweitband SPIRITUAL BEGGARS sich fast so großer Beliebtheit erfreut. Dann wären da noch AUDREY HORNE, deren Mitglieder Arve Isdal (ENSLAVED), Tom Cato Visnes (unter anderem GORGOROTH) und Kjetil Greve (DERIDE) ebenfalls eher Anhängern von Black oder Death Metal bekannt sind. Und schlussendlich sind da auch noch GINGERPIG, deren Frontmann und Gitarrist Boudewijn Bonebakker früher bei GOREFEST aktiv war.
Nach dem Ende der niederländischen Deather im Jahre 2009 machte er sich schnell daran, sich mit seiner neuen Band zu etablieren. 2011 erschien das Debüt “Ways Of The Gingerpig“, dem die Gruppe bereits zwei Jahre später das Nachfolgewerk “Hidden From View“ nachschob und nun wieder im Zwei-Jahres-Rhythmus “Ghost On The Highway“ nachfolgen lässt. Und wieder begeben sich die drei Musiker, wobei Daniele Labatte den ausgestiegenen Bassisten Sytse Roelevink ersetzt, auf Erkundungsreise in die Rock-Welt der ausgehenden 60er und beginnenden 70er Jahre, tief getränkt in Retro-Sounds.
Dabei sind die „Fortschritte“ gerade im Vergleich zum Debüt schon beeindruckend. Waren dort noch manche Songs etwas überfrachtet mit Experimenten, so beherrscht die Band mittlerweile die Kunst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Kompositionen auch einmal etwas zu raffen und nicht ausufern zu lassen. Auch klingt es so, als ob sich die Musiker in ihrem neuen klanglichen Gewand deutlich mehr zuhause fühlen als noch zu Beginn. Irgendwie wirkt das Gesamtprodukt in sich betrachtet stimmiger und runder.
Auch die Kompositionen haben noch einmal eine Schippe an Qualität draufgelegt und tönen sehr stimmig. Zumeist wird hier straight gerockt mit leicht bluesigen, manchmal auch jamigen oder psychedelischen und spacigen Momenten sowie einer Prise Stoner Rock. Der Klang erinnert stellenweise an sehr gemäßigte SOUNDGARDEN, ebenso wie die Stimme von Boudewijn Bonebakker, der dem Ausdruck und der Tonlage von Chris Cornell manches Mal erstaunlich nah kommt.
GINGERPIG legen mit “Ghost On The Highway“ ihr bisher ausgereiftestes Werk vor, das die Band sowohl im Bereich Songwriting als auch Sound auf ein neues Niveau hebt. Die Lieder sind intensiv und mitreißend, haben aber auch manches Mal ein wenig das Ohrenschmeichelnde von etwa den KINGS OF LEON. Wem AUDREY HORNE allzu zu sehr in die Glam- oder Party-Rock-Richtung tendieren oder wem die SPIRITUAL BEGGARS soundtechnisch mittlerweile zu aufgebauscht klingen, der könnte bei GINGERPIG seine neue musikalische Retro-Rock-Heimat finden.