Gillan

One Eye To Morocco

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.03.2009
Jahr: 2009
Stil: Blues-Ethno-Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Gillan
One Eye To Morocco, Edel Music, 2009
Ian GillanVocals
Michael Lee JacksonGuitars
Rodney ApplebyBass
Howard WilsonDrums
Steve MorrisAdditional Guitar (Tracks 1 & 11)
Jesse O'BrienPiano, Wurlitzer Organ, Fender Rhodes
Joe MennonnaAlto, Barritone, Tenor and Soprano Saxophone
Produziert von: Nick Blagona Länge: 43 Min 28 Sek Medium: CD
01. One Eye To Morocco07. Deal With It
02. No Lotion For That08. Ultimate Groove
03. Don't Stop09. The Sky Is Falling Down
04. Change My Ways10. Texas State Of Mind
05. Girl Goes To Slow11. It Would Be Nice
06. Better Days12. Always The Traveller

Dass es der PURPLE-Shouter Ian Gillan es, zumindest live, noch ganz gut bringt, davon konnte sich der Kollege Ralf Frank anhand der letztjährigen "Live In Anaheim" überzeugen. Die Schwächen, die der Sänger in letzten Jahren (Jahrzehnten?) bei den höheren Tönen hat, kann er doch meistens durch Erfahrung, eine immer noch außergewöhnliche Stimme und Eigenständigkeit kompensieren. Jetzt liegt mit "One Eye To Morocco" das erste Studioalbum mit komplett neuem Material seit 10 Jahren vor. Eingespielt mit nahezu der gleichen Mannschaft, wie auf dem Live-Album.
Der Titel suggeriert ja schon eine gewisse "Weltoffenheit", bzw. ein "liebäugeln" mit dem nordafrikanischen Kontinent, wie es seit den 60ern schon zahlreiche britische Musiker ähnlich getan haben. Angefangen bei den ROLLING STONES über LED ZEPPELIN bis zu den Brit Pop Bands der letzten Dekade.
So hat denn der Titelsong auch gleich einen gehörigen Ethno-Einschlag und, passend dazu, auch starke 60's Wurzeln, die von den BEATLES inspiriert sind. Gitarren spielen hier eine untergeordnete Rolle und es geht sehr beschaulich zu. Ähnliches hab findet man aber gerne bei älteren Rockern. Paul Rodgers klingt im QUEEN-Verbund manchmal ähnlich.
Mit mehr Drive und Schmackes bringt No Lotion For That da doch mehr Stimmung an des Rockers Ohren. Könnte man sich durchaus auch auf einem PURPLE-Album der letzten Formation vorstellen. Die Power von vor 35 Jahren hat der Mann nicht mehr, aber offensichtlich noch Geschmack, was auch das Saxofonsolo unterstreicht.
Don't Stop galoppiert dann munter durch den Wüstenrand, klappert schön vor sich hin … vielleicht ganz nett zum Autofahren, aber mir letztlich zu beliebig. Mir sind ein paar Blues-Harp- und Gitarrenriffs, wie bei Change My Ways schon deutlich lieber. Erst recht wenn dazu eine schwere Hammond wummert. Macht fast durchgehend Spaß, bis auf die Stellen, wo Mr. Gillan zu sehr meint, seine Stimme auf und ab leiern zu lassen.
Wieder eher locker-jazzig, leicht funky, folgt Girl Goes To Slow. Ja, schöne Melodie, auch einfühlsam gesungen, aber will man das von einem Ian Gillan hören? Ich nicht unbedingt. Da gab es doch wahrlich Better Days, oder nicht? Na, zum Beispiel wie im gleichnamigen Song, der sich schön im Swamp-Blues eingroovt, während Ian mit bester, tiefer, Keith Richards-Stimme im Sprechgesang darüber erzählt. Hätte auch einem Tom Waits ein Lächeln abgerungen.
Dann wird’s wieder weltmusikalisch. Zum Hip Hop Groove, wird eine flirrende Atmosphäre erzeugt, zu der Gillan im Rap-Stil singt. Schon hier ist das Album also recht vielfältig und wird wohl schwerlich alle Hörer gleichermaßen befriedigen können.
Rückkehr zum Roots-Rock, mit dem Ultimate Groove. Dieser ist wieder im Blues-Boogie-Land verwurzelt und kommt besagtem Keith genauso gern aus den Lautsprechern, wie einem Carl Carlton. Kommt gut, wieder mit Hammond, knochentrockener Gitarre und dezenter Bläser-Unterstützung.
Zum Glück bleibt es mal ungefähr in der Richtung, wenn The Sky Is Falling Down gemäßigt rockt. Etwas erschreckt man, als Ian stimmlich in höhere Register tendiert - er wird doch nicht! - aber kriegt doch rechtzeitig die Kurve. Hier wissen vor allem die doch sehr authentischen Southern-Slide-Gitarren zu gefallen.
Tja, gegen Ende wandert das Auge doch immer mehr über den großen Teich und zum Roots Rock amerikanischer Südstaaten. Mit letzter Vehemenz wird da nicht geprügelt, aber für den Hausgebrauch doch fein gerockt, über die Tasten gehämmert und über die Saiten geslidet.

Ein Faible für Elvis konnte man zu allen Zeiten in Ians Karriere durchhören und am nächsten kommt er dem hier mit It Would Be Nice. Da wird nahezu gecroont, um dann aber doch zwischendurch immer mehr mal den Rock-Hammer auf den Tisch zu schlagen.
Für alle Zeiten wird Ian Gillan als DEEP PURPLE gebrandmarkt sein, aber, beginnend mit seiner Zeit bei EPISODE SIX, eigentlich war doch Always The Traveller, der immer wieder seine Musik mit Einflüssen und Instrumenten aus unterschiedlichsten Stilen würzte. Da darf nur mal angemerkt sein: Welcher Hard Rock Shouter hätte sich schon mit ein paar Bongos auf die Bühne gestellt? Sieht man das so und löst sich von Erwartungen, dann ist "One Eye To Morocco" ein abwechslungsreiches Album, mit, nahezu durchgehend, gut gemachten Songs. Zum Training der Nackenmuskeln müssen andere Alben herhalten.

Epi Schmidt, 05.03.2009

 

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