Gianna Nannini

Perugia (I), Palasport Evangelisti, 16.05.2011

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Konzertbericht

Reviewdatum: 26.05.2011
Stil: Pop

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Gianna Nannini,
Perugia (I), Palasport Evangelisti, 16.05.2011

Das war eine weise Entscheidung meiner Frau, unseren Italienurlaub in diesem Jahr schon in den Mai zu legen, denn als ich in einem Veranstaltungsheft entdecke, dass Gianna Nannini just zu dem Zeitpunkt in Perugia ein Konzert gibt, zu dem wir dort weilen, ist die Entscheidung praktisch schon gefallen: auf in den Palasport Evangelisti zum Konzert der Toskanerin. Wir befinden uns hier zwar schon in Umbrien - damit ihr auch mal ein bisschen Geografie mitbekommt - aber die Toskana grenz direkt daran und Siena, Heimatort der Sängerin, ist kaum eine Autostunde entfernt.
Also ein richtig kleines Heimspiel in der Halle, in der ansonsten auch Sportveranstaltungen stattfinden. Davor reihen sich zahlreiche Verköstigungswagen, die - man höre und staune - in erster Linie Hamburger und Hot-Dogs feilbieten. Von wegen Pizza und Pasta! Vielleicht liegt's ja auch daran, dass überwiegend junge Leute anwesend sind und Perugia einen hohen Studentenanteil aufweist.
Wie auch immer, der Einlass funktioniert erwartet problemlos und nur 'Nicht-Italiener' sind erstaunt, wenn man sich für Verpflegung erst einen "Scontrino" an der Kasse holen muss und dann sein Getränk erhält.
Das Konzert ist auf 21.30 Uhr angesetzt und auf eine Vorgruppe wird verzichtet. Anscheinend sind alle Anwesenden darüber im Bilde und kurz vor dem Start wird die Stimmung deutlich größer.

Das Licht erlischt und ein tausendfacher Schrei ertönt. Auf der - zunächst - spartanischen Bühne taucht die Band auf und umgehend auch die Hauptdarstellerin des Abends. Aus etwas Entfernung könnte es genauso gut 20 Jahre früher sein, denn Gianna springt so locker wie eine Mittzwanzigerin über die Bühne. Ihrer Figur und den Bewegungen ist nicht anzusehen, das sie bereits die 50 überschritten UND vor wenigen Monaten ein Kind zur Welt gebracht hat!
Sehr rockig geht die Band zu Werke, die beiden Gitarristen haben sehr harte Sounds im Angebot und Schlagzeug und Bass gehen ebenfalls ordentlich zur Sache. Der passende Song dazu heißt Rock 2 und stammt von ihrem aktuellen Album Io E Te. Dieses Album, mittlerweile zähle ich es zu einem ihrer besten, liefert den Löwenanteil der Songs an diesem Abend. Mi Ami folgt und behält den rockigen Charakter bei. Die Beigeisterung im Publikum schlägt fast Purzelbäume. Es ist, als wäre ein lange verschollener Freund zurückgekehrt. Die Freude überträgt sich natürlich auf die Bühne und von dort zurück. Es macht riesig Spaß, in dieser Menge zu stehen und sich von einer Gänsehaut nach der anderen schütteln zu lassen. Die Italiener - und Italienerinnen, welche die überwiegende Mehrheit bilden - sind jetzt nicht die wild herumhüpfenden Headbanger - man behält auch hier seine "bella figura" aber sie singen gerne, gut und laut!
Als sich der Vorhang im hinteren Teil der Bühne lüftet, Drum- und Keyboardpodest beiseite geschoben werden und ein Streicherensemble sichtbar wird, singt die Halle praktisch kollektiv von Beginn an Ogni Tanto, den Eröffnungssong ihres aktuellen Albums, mit. Normalerweise tun sich Fans eher schwer mit den neuen Ergüssen ihrer Lieblinge und warten lieber auf die altbewährten Kracher. Hier scheint jeder jedes Lied zu kennen und wenn Gianna mal das Mikro von den Lippen nimmt, scheint kaum ein Unterschied, denn umso lauter singen die Fans mit. Selbst mir weniger geläufige Lieder, wie Ti Voglio Tante Bene werden mitgesungen. Nicht nur den Refrain - das ganze Lied! Das ist wirklich beeindruckend.

Bei I Wanna Die 4 You schwingt ein weiterer Vorhang zur Seite und entblößt eine Videoleinwand, auf der von nun an entweder bewegte Bilder die Songs visuell ergänzen, oder die Kameras auch den weiter hinten Sitzenden einen näheren Blick auf Gianna verschaffen.
Dies tut die Sängerin allerdings auch selber, denn gegen Ende des Konzertes bahnt sie sich einen Weg durchs Publikum und nimmt an einem Piano inmitten der Besucher Platz, um die gefühlvolle Ballade Notti Senza Cuore - natürlich wieder mit fast allen Anwesenden - zu singen.
Davor gibt es aber noch reichlich Mitreißendes. Ihre italienische Version von Me And Bobby McGee etwa. Oder die kleine Akustiksession, aus der sich zum Beispiel eine tolle Version Profumo entwickelt. Lediglich bei dem Versuch die Leute zu einem, offensichtlich lokalen, Lied aus Siena zu bewegen scheitert. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, sondern erheitert eher und alsbald schmettern die versammelten Kehlen wieder Hits wie Latin Lover, Scandalo, Fotoromanza, America und - natürlich - Bello E Impossibile!. Es fehlt wirklich an Nichts an diesem Abend und gegen Ende scheint die Halle richtig zu beben. Ob leidenschaftliche Balladen, mediterrane Popsongs oder harte Rocktöne, hier ist praktisch für jeden was dabei, und die äußerst agile Sängerin auf der Bühne sorgt dafür, dass das auch jeder im Saal mitkriegt.
Sie ist ständig in Bewegung, wirft sich mal die Akustikgitarre über und leitet mit einer Geige sogar ihren Hit I Maschi perfekt ein. Auch wenn sie vorher etwas wild auf den Saiten "herumgekratzt" hat...
Für die beste Schnittmenge aus allem, steht vielleicht ihre neue Version von Volare. Das stampft fast im Techno-Rhythmus, rockt derb und hat doch diese unnachahmliche italienische Leichtigkeit, sodass man nicht umhinkommt, mitzusingen und zu -klatschen.
Gut zwei Stunden sind um, die wie im Fluge vergingen und voller Spaß, guter Laune und toller Musik steckten. Präsentiert vorn einer tollen Band und einer Sängerin, die sich zweifellos auf einem Karrierehoch befindet.
Und beim nächsten Italienbesuch halte ich sicher verstärkt die Augen nach Konzerten offen.

Epi Schmidt, 16.05.2011

 

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