Gianna Nannini Amore Gigante, Sony Music, 2017 |
Gianna Nannini | Vocals | |||
Alex Alessandroni Jr. | Piano, Keyboards | |||
Michele Canove Iorfida | Synth, Modulars, Programming | |||
Tim Pierce | Acoustic & Electric Guitars | |||
Emiliano Bassi | Drums | |||
Francis Hylton | Bass | |||
Wil Malone | Keyboards | |||
Caesar Edmunds | Drums, Synths | |||
Alan Moulder | Add. Drums, Programming | |||
Isabella Casucci, Gianluigi Fazio, Roberta Graná | Background Vocals | |||
Davide Tagliapietra, Raffaele Stefani | Electric Guitars | |||
Claudio Guidetti | Electric & Acoustic Guitars | |||
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01. Cinema | 09. Quasi Quasi Rimango | |||
02. Fenomenale | 10. Tutto Quello Che Voglio | |||
03. Amore Gigante | 11. Senza Un'ala | |||
04. Pensami | 12. Una Vita Con Te | |||
05. Piccoli Particolari | 13. Sabbie Mobili | |||
06. Filo Filo | 14. Cosa Vuoi | |||
07. Tutta Mia | 15. L'Ultimo Latin Lover | |||
08. Non È Vero | ||||
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, so angetan bin ich von dem neuen Album meiner Lieblings-Italienerin (neben Claudia Cardenale, Ornela Muti, Sophia Loren…).
Da freu ich mich am so-und-so-vielten Durchgang, schau ins Booklet und entdecke, dass auch noch einer meiner Lieblings-Gitarristen hier mitgewirkt hat: Tim Pierce! Verantwortlich für mehr Hits, als ihr glaubt (u.a. von Rick Springfield, Meat Loaf, BON JOVI…).
Und so jugendlich, so voller Elan und als lägen die 80er nicht bereits gut 30 Jahre hinter uns, wie sich Gianna auf den Bildern im Booklet präsentiert, so klingt auch dieses Album. Ich sag‘ bedenkenlos, das ist eines ihrer besten Alben überhaupt.
Ich meine, die Toskanerin hätte sich problemlos zurücklehnen, ihr Baby schaukeln und alle paar Jahre ein paar alte Kamellen – aus eigener oder fremder Feder – aufwärmen können und wäre damit gut durchgekommen. Stattdessen hat sie etliche Musiker ins Studio gerufen, einen Stapel Songs geschrieben und lässt es – fast – vergessen, dass die Squadra Azzurra es nicht zur Endrunde der Fußball-WM 2018 geschafft haben.
Da schleicht sich Cinema etwas gemächlich durch die Pforte, aber irgendwie spürt man schon, dass da mehr dahinter steckt. Allein die Stimme und die Intonation von Gianna deutet bereits an, dass hier große Gefühle drin stecken. Und es klingt wie vor Jahrzehnten! An der Stimme sind keine Abnutzungserscheinungen festzustellen und der Sound ist voluminös und mitreißend. Eine Ballade, wie sie so typisch ist für Italien. Und typisch für Gianna sind Songs wie Fenomenale. Wie eine beiläufig Erzählende lockt sie einen in diesen Song, der unweigerlich auf einen Ohrwurm-Refrain rausläuft. Klingt etwas Weltmusik mit rein, aber das unterstützt die Nummer nur noch besser.Muss künfitg auf jeder "Best Of" von ihr vertreten sein.
Der Titelsong schlägt in die gleiche Kerbe und wird durch die beteiligten Musiker sehr dynamisch. Pensami ist ein Muss-Hit. Leicht spanisch angehaucht, durch die Akustikgitarre, wird bald eine Italo-Hit daraus, der im kommenden Sommer an den meisten Stränden zu hören sein sollte. Zumindest südlich der Alpen.
Wer es etwas progressiver braucht, der könnte bei Piccoli Particolari fündig werden, und Filo Filo bringt Streicher mit klassisch angehauchtem Rock zusammen. Fette Rockgitarren bestimmen Tutta Mia, das schwer daher stampft.
Non È Vero ist dann wieder eine Tanznummer, die um Mitternacht für neuen Schwung sorgen dürfte. Experimentell blubbert es zu Beginn von Quasi Quasi Rimango und es legt dann auch nicht so richtig los, sondern sorgt eher für den Spannungsbogen. Tutto Quelo Che Voglio ist dann wieder was zum Träumen. Vom letzten Italien-Urlaub. Oder vom nächsten. Oder von einem der Konzerte, die im kommenden Jahr anstehen?
Ja, es gibt auch die nachdenkliche Piano-Ballade, hier Cosa Vuoi, aber auch die gerät bei Gianna nicht so richtig ruhig. Hat fast was von Symphonic-Rock. Und am Schluss rechnet sie noch mit den Latin Lovern aus einem ihrer früheren Hits ab. L’Ultimo Latin Lover strotzt denn auch vor Kraft und Drive. Ein würdiger Schluss, für ein Album, wie ich es – zugegeben – der kleinen Rockröhre nicht mehr zugetraut hätte.
Ein Anreiz für mich, sie mir nächstes Jahr nochmal live auf der Bühne anzusehen. Und über die kalte und dunkle Winterzeit hilft “Amore Gigante“ sicher auch gut hinweg.