Geist

Originell, eigenständig und geistreich

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Interview

Reviewdatum: 03.02.2011
Stil: Alternative Rock

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Geist
Originell, eigenständig und geistreich, Interview


Nach vier Jahren sind die Kölner GEIST mit ihrem zweiten Album "Feuerengel" am Start, und ähnlich wie beim Debüt fasziniert die Band mit ihrem originellen und eigenständigen Sound.

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Natürlich muss Sänger Fares Rahmun uns erst einmal erzählen, warum das Quartett so lange von der Bildfläche verschwand. "Man muss das etwas relativieren. 2007 haben wir nach dem Erscheinen von "Für alle Zeit" sehr viel live gespielt. Wir waren fast das ganze Jahr unterwegs. Dann hat uns allerdings unser damaliger Drummer verlassen und die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich erstaunlich schwierig. Wir haben zwei, drei Kandidaten intensiver angetestet und waren praktisch schon fündig geworden. Dann verliebt sich der Junge und setzt sich nach St. Petersburg ab. 2009 fanden wir dann schließlich Anton Röser und wieder komplett schrieben wir die Stücke für "Feuerengel"."

Die Scheibe entstand auf nicht ganz alltägliche Weise. "Ein guter Bekannter vom Visons-Magazin gab uns den Tipp mal Kontakt mit Tim Buktu in Wuppertal aufzunehmen, und zu schauen, ob er für uns als Produzent in Frage kommt. Die Chemie zwischen uns hat schon beim ersten Telefonat gestimmt und Tim wollte unbedingt mit uns arbeiten. Er ging sogar soweit, dass er den kompletten kreativen Prozess begleitete. Schon während wir die Stücke schrieben besuchte er uns oft im Proberaum und gab wichtige Tipps. Es zeichnete sich ab, dass im Studio nur noch der reine Aufnahmeprozess statt finden würde. So war es dann auch. Wir konnten uns voll darauf konzentrieren unsere Liveenergie auf Platte zu bannen und mussten nicht mehr um Kleinigkeiten diskutieren. Das hatten wir ja schon im Vorfeld erledigt."

Bereits im Mai 2010 waren die Arbeiten an "Feuerengel" abgeschlossen. Bis zur Veröffentlichung sollten aber noch einige Monate ins Land ziehen. "Mit dem fertigen Album ging es nun daran, die geschäftlichen Belange der Band neu zu ordnen.", fährt Fares fort. "Unser altes Label (Anm. Danse Macabre) war sehr Gothic-lastig aufgestellt. Das passte nicht so richtig zu GEIST. Also suchten wir uns einen neuen Partner und strukturierten bei der Gelegenheit unser komplettes Business-Netzwerk neu. Das brauchte auch seine Zeit und dann muss man einfach noch einen passenden Veröffentlichungszeitpunkt finden. Für eine Band wie GEIST macht es wenig Sinn im Weihnachtsgeschäft mitmischen zu wollen. Tja, so musste "Feuerengel" bis Ende Januar warten. Wir hätten die Scheibe wirklich gerne früher veröffentlicht, aber erst musste die Infrastruktur stimmen."

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GEIST sind sich stilistisch treu geblieben. Im direkten Vergleich mit dem Debüt wirken die Songs aber eingängiger und griffiger, ohne an Anspruch einzubüßen. Ein natürlicher Reifeprozess oder eine bewusste Entscheidung? "Von Beidem etwas.", lautet die Einschätzung des Sängers. "Vor allem live hat sich gezeigt, dass die Stücke von "Für alle Zeit" einige Ecken und Kanten haben, an denen wir uns ständig gerieben haben. Da war noch nicht alles wirklich rund. Das merkst Du auch an den Publikumsreaktionen. Es wäre schlimm, wenn wir als Songwriter nicht dazu gelernt hätten. Wir wollten die Dinge nicht unnötig kompliziert machen und haben sehr genau überlegt, ob ein Element dem Song wirklich nützt. Wir haben aber auch sehr viele Anhänger in Musiker-Kreisen, die diese Entwicklung etwas bedauern."

Wobei festzuhalten gilt: GEIST haben ihren typischen Sound kultiviert und selbst in leicht gestraffter Form finden auch Prog-Affine Hörer noch immer ihre Momente auf dem Album. Wenn wir aber schon beim Thema 'Bandsound' sind, lassen wir uns doch mal eine 'Selbsteinschätzung' geben. "Ich kann unseren Sound auch nicht mit ein paar Worten erklären. Die Medien tun sich natürlich leichter, wenn sie einer Band einen Stempel verpassen können, um sie zu charakterisieren. Bei uns hat sich 'Alternative Rock' durchgesetzt. Damit kann ich leben, auch wenn ich es etwas nichtssagend finde. Es ist aber so gut oder so schlecht wie alles andere. Was bei uns nicht funktioniert, ist zu sagen 'klingt wie'. Besser ist der Ansatz 'könnte Fans von… gefallen'. PEARL JAM und TOOL werden oft genannt, aber das passt ja auch nicht wirklich."

Was natürlich für die Eigenständigkeit der Band spricht, für die schon sehr früh feststand, dass sie konsequent mit deutschen Texten arbeiten wird. "Ganz am Anfang haben wir auch zwei, drei englischsprachige Stücke geschrieben, merkten aber schnell, dass Deutsch für uns besser funktioniert. Ich kann mich als Texter in meiner Muttersprache einfach besser und authentischer ausdrücken. Einen guten Text zu schreiben ist nicht einfach. Ich möchte Gefühle vermitteln ohne dabei platt zu wirken und in einer Fremdsprache ist das noch schwieriger. Daran musste ich mich auch erst gewöhnen, weil 99,9% der Bands die ich privat auflege in Englisch singen. Deutsch fühlt sich aber für uns besser an und da wir von Anfang an darauf positives Feedback bekamen, haben wir diesen Weg weiter verfolgt."

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Außer den Namen gibt es praktisch keine Informationen über die Bandmitglieder. Dabei ist diese Wahrung der Anonymität nicht einmal eine bewusste Entscheidung. Fares klärt auf: "Nichts liegt uns ferner, als um uns als Personen einen Mythos aufzubauen. Wir haben nur unser Augenmerk konsequent auf die Musik gerichtet und denken, dass persönliche Informationen über die Musiker für die Öffentlichkeit gar nicht so furchtbar interessant sind."

Wer gar nicht genug von GEIST bekommen kann, der findet auf der Homepage eine drei Songs umfassende Akustik-EP zum kostenlosen Download. "Die Aufnahmen entstanden 2008. Während unserer Tour bat uns eine Berliner Radiostation in einer ihrer Sendungen ein paar Stücke live zu spielen. Auch wenn Tim, unser Gitarrist, uns mit der Idee überfallen hat, wir fanden das cool und es funktionierte auch. Ebenfalls in Berlin hatten wir mal bei einem Auftritt etwas Stress mit der Polizei wegen der Lautstärke. Bevor wir den Gig einfach abbrachen, zogen wir die Stecker und spielten den zweiten Teil der Show akustisch. Das Publikum fand das auch ganz gut, und so haben wir für die Web-EP drei Songs vom Debüt neu arrangiert. Beim aktuellen Material funktioniert das auch, aber man darf diese Geschichte nicht überbewerten. In erster Linie sind wir eine Band mit lärmenden E-Gitarren".

Davon soll sich das Publikum demnächst livehaftig überzeugen können. Fares verspricht: "Wir wollen dieses Jahr noch so viele Shows wie möglich spielen. Schließlich verstehen wir uns als Liveband. Im Moment sind wir dabei die Tour zu organisieren, wobei noch nicht ganz klar ist, wann es losgeht. Möglich, dass es erst einige Sommerfestivals gibt und wir erst im Herbst richtig durchstarten."

Zeit genug sich mit "Feuerengel", dem zweiten Album, dieser originellen, eigenständigen und geistreichen Band vertraut zu machen.

 

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