Gazpacho Tick Tock, HWT Records, 2009 |
Jan-Henrik Ohme | Vocals | |||
Jon-Arne Vilbo | Guitar | |||
Thomas Andersen | Keyboards | |||
Mikael Kromer | Violin, Mandolin & Guitar | |||
Robert R. Johansen | Drums & Percussion | |||
Kristian Torp | Bass Guitar | |||
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01. Desert Flight | 03. Tick Tock (Parts 1 - 3) | |||
02. The Walk (Part 1 & 2) | 04. Winter Is Never | |||
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Mal wieder ein Konzeptalbum. Aber GAZPACHO dürfen das, denn sie machen was draus. In diesem Falle aus dem Roman “Wind, Sand und Sterne“ von Antoine de Saint-Exupéry, dem Piloten und Schriftsteller der mit “Der kleine Prinz“ zu Weltruhm gelangt ist. Hier schildert er das Scheitern seines versuchten Rekordfluges von Paris nach Saigon im Jahre 1935, der mit einem Crash in der Sahara endete. Nach einem qualvollen, fünftägigen Marsch durch die Wüste wurde er schließlich von einer Beduinenkarawane gerettet.
In dieser Zeit durchlebte Saint-Exupéry natürlich alle Höhen und Tiefen auf der menschlichen Gefühlsskala auf intensivste Weise. Das ist natürlich eine Steilvorlage für die norwegischen Artrocker, die diesen Plot in wundervolle Klanglandschaften kleiden. Der voranstürmende Opener Desert Flight, voller Tatendrang, Euphorie und Wagemut weicht der zermürbenden The Walk, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendelt. Die dabei verwandten weltmusikalischen Elemente (u.a. sorgt eine arabisch intonierte Violine für orientalische Klänge) schaffen stimmungsvolle Bilder von Weite, Wüstensand und flirrender Luft.
Der dreiteilige Titeltrack mit dem Ticken einer Uhr als Symbol des Herzschlags und Sinnbild für das verzweifelte, stupide Immer-Weiter-Gehen-Müssen führt schließlich zum kurzen, aber versöhnenden, erlösenden (aber auch unspektakulären) Schlusspunkt Winter Is Never. Diese lange Reise, nicht nur durch die Wüste, sondern auch ins innere Selbst, illustrieren GAZPACHO mit schwelgerischen Melodien, sanft und zurückhaltend, unwirklich wie eine Fata Morgana, vielschichtigen Keyboards bis hin zum Mellotron, aber auch gelegentlich kräftigen Gitarren. Überstrahlt wird dies noch von der großartigen Stimme von Jan-Hendrik Ohme, der klingt wie ein Matt Bellamy von MUSE klingen sollte: mit gewissem Pathos, aber doch standfest und ohne Kippen und Überdrehtheiten. Um es zusammenzufassen ist “Tick Tock“ eine wirklich rundum gelungene Scheibe und ein erstes absolutes Highlight des Jahres, nicht nur für New Artrockfans.