Gasoline We Love Mama, Valve Records, 2004 |
Jens Bakker | Vocals | |||
Andreas Merten | Guitar | |||
Oliver Möller | Guitar | |||
Stefan Winkler | Bass | |||
Stefan Bessler | Drums | |||
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1. Million Mile Maker | 8. She Likes Surprises | |||
2. Parachute | 9. Can't Stop Loving You | |||
3. Lucky Loser | 10. Knives In Your Eyes | |||
4. Number 4 | 11. Change | |||
5. Vibration | 12. Precious | |||
6. Papa Don't Preach | 13. High On You | |||
7. Aquafun | ||||
GASOLINE sind fanatische Eklektiker mit Eiern. Wie bitte? Ganz einfach: Sie saugen sich ihre Einflüsse aus dem reichhaltigen Schatz des 70's Gitarren-Rock. Sie zitieren gerne und absolut fabelhaft die Strategen des bluesgetränkten Rock aus der glorreichen ersten Hälfte der siebziger Jahre. Nichts anderes als letzthin JET und KINGS OF LEON.
GASOLINE huldigen einer Ära, die ja auch in dem wundervollen Kinostreifen "Almost Famous" von Cameron Crowe glorifiziert wird. Kämen GASOLINE nicht aus Remscheid/Germany, sondern aus L.A. oder Frisco/California, hätten sie eine gute Zweitbesetzung für die STILLWATER-Combo abgegeben. Nicht dass sie unbedingt wie STILLWATER klingen, aber der Spirit der 70's, die Attitüde drückt sich in ihrer Musik auf ähnliche Art und Weise aus. Einfach sehr sympathisch und authentisch.
Schön und gleichzeitig bemerkenswert, dass die noch relativ jungen Wilden (der Älteste ist grad mal 31) sich auf Bands wie HUMBLE PIE, FREE, STONES, FACES und Soul-Legenden wie Otis Redding und Sly & the Family Stone berufen. Die Jungs hörten natürlich in den Neunzigern auch viel BLACK CROWES, klar, d i e Retro-Vorturner des letzten Jahrzehnts.
Wichtig ist und bleibt allerdings, trotz aller möglichen Vorwürfe kleinkarierter Kritiker, die unter Umständen dazu neigen einer Band aus Remscheid Epigonentum vorzuwerfen, die Tatsache, dass es rockt. Ja, es rockt! Und nicht zu knapp!
(Und wenns rockt isses ned fürn Arsch... Red., Abt. Dumme Sprüche)
Das Frische, das Ungekünstelte, dieses Unmittelbare, der Sog, den diese 11 Songs (plus zwei Gimmicks-Tracks) entfachen, ist unter anderem auch auf die aus finanziellen Gründen kurze Aufnahmedauer von lächerlichen zwei Sessions zurückzuführen. Recording, Mix und Mastering ging innerhalb einer Woche über die Bühne. Die Songs wurden zwar in den Jahren zuvor akribisch vorbereitet, aber die ultimativen Aufnahmen geschahen dann sehr, sehr spontan. Gute Arbeit, Jungs!
Gitarrist Andreas Merten bestätigte mir, dass GASOLINE bis auf wenige kleine Overdubs alles live aufs Tape gerockt haben. Das steht dieser Art Musik natürlich bestens zu Gesichte. Klitzekleine Ungenauigkeiten verzeiht man da natürlich mit einem lässigen Schulterzucken. Is' eben live...
Höre ich Songs wie Million Mile Maker, Parachute, Lucky Loser und Knives In Your Eyes, stehen diese denen der alten Helden in nichts nach. Absolut ökonomische Gitarrenarbeit mit viel Seele (bei den Soli meint man hie und da Paul Kossoff zu hören). Ansonsten Riffs und Licks, die haften bleiben und dem formidablen Shouter Jens Bakker mächtig Feuer unterm Arsch machen. Interessanterweise erinnert mich insbesondere der Sänger immer wieder mal an die kanadischen TRAGICALLY HIP (in deren Frühneunziger-Phase, z.B. Road Apples).
Jedenfalls basiert das Album auf echter Team-Arbeit. Das spürt man einfach. Das komplette Werk lässt sich, trotz der einen oder anderen schwächeren Nummer (die Balladen zünden nicht so wirklich) völlig unproblematisch in einem Rutsch durchhören. Es ist homogen, besitzt Ausstrahlung und erzeugt bei wiederholtem Hören keine Abnutzungserscheinungen. Und das ist schon mal viel wert.
Meinen Nerv treffen GASOLINE absolut. Für Fans der oben genannten etablierten Bands eine unbedingte Empfehlung.
Reinhören bitte auf der bandeigenen Homepage. Ich wünsche viel Erfolg!