Titel |
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CD 1: |
01. I Can't Let Go |
02. Co Co – Poppa Joe |
03. The Things We Do For Love |
04. Open Up |
05. Love Is Like Oxygen |
06. Solid Ground |
07. All At Sea |
08. Amore Per Sempre |
09. Sentimental Fool (Quando é sentimento) |
10. You Got It |
11. Some People |
12. Priceless |
13. Rubber Bullets |
CD 2: |
01. Bus Stop |
02. Fox On The Run |
03. Good Morning Judge |
04. Carrie |
05. Wild World |
06. Long Way Down |
07. To Be With You |
08. Fall For You |
09. I'm Not In Love |
10. Ballroom Blitz |
11. Long Cool Woman |
12. The Air That I Breathe |
Musiker | Instrument |
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Peter Howarth | Vocals, Guitar |
Pete Lincoln | Vocals, Guitar |
Mick Wilson | Vocals, Guitar |
Special Guests: | |
Nevio Passaro | Vocals, Piano |
Eric Martin | Vocals |
Das Konzept ist natürlich schlau zusammen getüftelt: Drei Sänger von drei Bands, die sowohl durch ihren Weltruhm, als auch durch ihre Radiotauglichkeit praktisch jedem bekannt sind und lässt diese ihre Hits in einem akustischen Gewand zelebrieren. Ohne lärmende E-Gitarren und was sonst noch die Ohren eines betagten Mainstream-Publikums peinigen könnte. Dass die drei kleinen Engländerlein zwar bei den HOLLIES, 10cc und SWEET nicht zur Urbesetzung und eher als Nachlassverwalter tätig waren, interessiert ja heutzutage kaum noch jemand – Nostalgie ist alles. Pete Lincoln kennt sich damit ohnehin aus, denn er spielte auch bei SAILOR (von 1996 bis 2006)die zweite Geige, bzw. sang die erste Stimme.
Nun, wie man an den ROCK MEETS CLASSIC-Nächten sehen kann, kommt so ein Package in Deutschland besonders gut an, und so wundert es kaum, dass dieses Live-Album in Berlin und in Halle während der Wintertour 2019/20 mitgeschnitten wurde. Paar kurze Einspieler, um die Anwesenden an die Hits von damals zu erinnern und alsbald setzt das Stakkato-Riff ein, welches den HOLLIES-Titel I Can't Let Go einleitet. Das Publikum klatscht den eingängigen Song mit, auch wenn wohl nur die wenigsten mitsingen können. Was sich gleich ändert, als THE SWEETs Co Co im Verbund mit Poppa Joe folgt. Wer könnte sich der schmissigen Party-Nummern erwehren? Würden sie nicht so als Wohnzimmer-Fassungen zum Nachmittagstee daher geleiert. Da ist mir deutlich zu lahm. Auch wenn das noch SWEETs Bubblegum-Phase war, war da früher doch mehr Elan drin. Ich will jetzt nicht das “Früher-war-alles-besser“-Fass aufmachen und in der Tat The Things We Do For Love von 10cc kommt nicht schlecht. Auch wenn Mick Wilson erst nach dem soundsovielten Split Mitglied der Band wurde (Graham Gouldman war zu dem Zeitpunkt einzige verbliebenes Gründungsmitglied), zelebrieren die Drei den Evergreen sehr beachtlich und die BEACH BOYS-Reminiszenz sorgt auch für Stimmung.
Man muss ihnen außerdem zugute halten, dass sie sich nicht komplett auf der Nachlassverwaltung ausruhen, sondern auch eigene, neue Songs einstreuen. Wie Open Up oder Solid Ground, die mit herrlichen Harmonien glänzen und auch Pete Lincolns reggae-beeinflusstes All At Sea lässt locker mitschnippen. Auch nötigt mir das Arrangement von Love Is Like Oxygen gewissen Respekt ab. Selbst wenn es ein bisschen zu schmusig gerät. Dem Publikum wird’s recht gewesen sein. Bei der Gelegenheit: Dieses Konzert gibt’s auch als Doppel-DVD, bzw. Doppel-Blu-ray mit zusätzlicher 100-Minuten-Dokumentation “Behind The Curtain“. Nicht dass die Typen jetzt so hübsch wären, aber oftmals sind Engländer ja ganz witzig.
Da sie sich ihres Unterhaltungsauftrages bewusst sind, haben die FRONTM3N noch ein paar Gäste eingeladen, die das Programm erweitern/bereichern sollen. Dazu gehört der deutsch-italienische Sänger Nevio Passaro (in einschlägigen Kreisen aus DSDS bekannt), der ja auch gerne “Lagerfeuerkonzerte“ gibt und somit hier in bester Gesellschaft ist. Dass da jede Menge italienisches Flair, a la Ramazotti (Eros, nicht Schnaps) einfließt, kann man sich vorstellen und wird auch nicht enttäuscht. Naja, wenn man dieses Jahr schon nicht nach Bella Italia gekommen ist...
Lustiger wird’s erst wieder mit Roy Orbisons You Got It (nett), gefolgt von Some People ihres Landsmannes Cliff Richard (noch netter). Kurz bevor ich weggenickt bin, versetzt mich Rubber Bullets dann doch wieder in leichte Schwingungen. Nur mit Akustikgitarren etwas zahnlos, doch die Stimmen machen einiges wett und – da brat mir doch einer einen Storch! - für das Solo hat sich tatsächlich einer 'ne E-Gitarre umgeschnallt! Anlass für ein paar Gimmicks.
Pause und Disc-Wechsel und jetzt folgt ein Hit auf den anderen: Bus Stop (HOLLIES), Fox On The Run (SWEET), Good Morning Judge (10cc) kommen allesamt überraschend gut. Das gleichförmige Mitklatschen aus dem Publikum nervt etwas.
Star-Gast auf der zweiten Scheibe ist Eric Martin, uns hauptsächlich als Lead-Sänger von MR. BIG bekannt und natürlich sind deren Hits Wild World (Cat Stevens/Yusuf Islam) und To Be With You im Programm. Tja, so ganz an seine große Zeit kommt auch ein Eric Martin heutzutage nicht mehr heran. Ich hoffe optisch hat's mehr gebracht.
I'm Not In Love, zusammen mit Passaro,kommt wieder ziemlich gut, aber ist ja auch nicht unbedingt, der Stimmungssong. Was Ballroom Blitz zweifellos wäre, aber das akustische Gewand will ihm nicht recht passen. Long Cool Woman funktioniert da besser, hier sind gesangliche Grenzen gesetzt. Kurz vor Schluss Your Own Worst Enemy lädt zur Guten Nacht, aber – zum Glück – verhilft einem Dreadlock Holiday doch noch zu einem aufrechten Gang aus der Halle.
Gut, für die angesagten Abstands-Konzerte ist das wohl die passende Begleitmusik, bei mir hinterlässt das Album eher zwiespältige Gefühle und lockt mich nicht unbedingt zu einem der sicher wieder kommenden Konzerte. Aber wer sich Darbietungen lieber im Sitzen anhört dazu mit dem Fuß wippt, der hat mit den FRONTM3N sicher überall seine Freude. Nicht nur im Wohnzimmer.