Farmakon A warm glimpse, Elitist/Earache Records, 2003 |
Marko Eskola | Vocals, Bass | |
Toni Salminen | Guitars | |
Lassi Paunonen | Guitars | |
Riko Airisto | Drums |
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1. Loosley of amoebas | 6. Flowergrasp | |
2. My sanctuary in solitude | 7. Flavoured numerology | |
3. Mist | 8. Pearl of my suffering | |
4. Stretching into me | 9. Wallgarden | |
5. Same | ||
Wahnsinnige! Verrückte! Irre! Vollkommen Durchgeknallte! Genies? Ja, es ist ein schmaler Grat, zwischen Genialität und Wahnsinn, ein Tanz auf der Rasierklinge auf den sich die Finnen FARMAKON begeben.
Herzlich willkommen zu einer wahnwitzigen Achterbahnfahrt durch einen musikalischen Kosmos, bei der hinter jeder Biegung eine neue Überraschung droht.
Die ersten Sekunden der CD definieren die stilistische Grobausrichtung: Death Metal, wüst und brutal. Doch, hoppla, was ist denn das? Funkige Bassläufe, progressive Breaks, akustische Einschübe, dann Jazz- und Fusionelemente, Blues, Flamenco und immer wieder ein Schlenker zurück zum Todesblei. Klingt fast so als ob PRIMUS und DÖDHEIMSGARD zusammen jammen würden und im Laufe der Zeit noch die Jungs von GALACTIC COWBOYS, PLANET X und IMMORTAL vorbeischauen.
Um diesen Parforce-Ritt unfallfrei über die Runden zu bekommen, muss man technisch schon ein bisschen was auf dem Kasten haben. Haben sie auch, die Herren Salminen, Paunonen und Airisto, doch wirklich in Staunen versetzt einen der Stimmumfang von Fronter Marko Eskola. Kaum zu glauben, dass die abgrundtief finsteren Growls und Grunts von ein und der selben Person stammen, wie die cleanen Gesangspassagen und das hysterische Kreischen. Das nimmt hinsichtlich der Variationsmöglichkeiten fast schon KING DIAMOND-Dimensionen an.
Muss gesondert erwähnt werden, dass bei diesem stilistischen Sammelsurium und der kopflastigen, technischen Ausrichtung des Bandsounds nachvollziehbare Songstrukturen praktisch nicht vorhanden sind? Das ist aber auch der einzige Vorwurf, den man FARMAKON machen kann. Es fehlt dieser letzte Funke Genialität um diese Kakophonie des Wahnsinns zumindest bisweilen in geordnete Bahnen zu lenken. Anstatt den Hörer behutsam an der Hand zu nehmen und ihm die Möglichkeit des gelegentlichen Rückzugs auf bekanntes Terrain zu lassen, knallt man ihm eine abgefahrene Sequenz nach der anderen um die Ohren. Auf Dauer ist das doch ziemlich anstrengend und dürfte selbst den aufgeschlossensten Hörer bisweilen überfordern.
Eins lässt sich jedoch nicht weg diskutieren: "A warm glimpse" ist eine echte Herausforderung für Hirn und Nackenmuskulatur.