Ezio

This Is The Day

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 17.10.2010
Jahr: 2010
Stil: Singer-Songwriter, Rock, Pop

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Redakteur(e):

Nachgehakt

Ralf Frank

Frank Ipach

Andreas Roth

Michael Koenig


Ezio
This Is The Day, Tapete Records, 2010
Ezio LunedeiGuitars, Vocals
Mark "Booga" FowellGuitars, Vocals
Lars PlogschtiesDrums
Marcus PraedBass
Produziert von: Ezio Länge: Min 48 Sek 24 Medium: CD
01. A Small Dream07. Marina
02. Bad Bad Place08. Bicycle
03. This Is The Day09. Each Time You Cry
04. Supermarkets10. The One And Only One
05. Bruce Springsteen11. Mad At Myself
06. Can't Stop Dreaming12. I Still Want You

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"Wir spielen Akustikgitarren, weil wir keine Lust haben, Verstärker zu schleppen" ist ein beliebtes Bonmot von Ezio Lunedei, was natürlich nicht ganz ernst gemeint ist, denn elektrisch verstärkt wurden die Akustikgitarren sowie die Rhythmussektion fast immer schon. Seit geraumer Zeit lässt sich jedoch ein Umbruch in der Grundphilosophie von EZIO feststellen und so werkeln auf ihrem neusten Album "This Is The Day" des Öfteren auch E-Gitarren und wenn das so weiter geht, entwickelt sich aus dem einstmaligen Singer/Songwriter Duo über kurz oder lang eine Blues 'n' Roll Combo.
Als Experiment sicher ein gangbarer Weg aber falls dies als Lösung für stagnierende Popularität gedacht sein sollte, habe ich da so meine Zweifel, denn wo man jetzt noch eine gewisse Individualität besitzt, wäre man dann nur noch eine unter vielen und müsste sich mit den Etablierten des Genres messen.

EZIO haben es sich bislang jedoch mit ihrer mitreißenden, humorvollen, energiegeladenen und zum Mitsingen animierenden Mischung aus Singer/Songwriter und Akustik Rock in ihrer Nische relativ kuschelig eingerichtet.
Entstanden 1990 in Cambridge schaffte es Ezio Lunedei und sein kongenialer Partner, der Kenianer Mark "Booga" Fowell zuerst als reines Akustik Duo, durch eine Vielzahl von Konzerten eine rasch wachsende Fangemeinde aufzubauen. Erste Demotapes machten die Runde und 1993 ging das eigenproduzierte Debut "The Angel Song" an den Start, damals noch unter Ezio Lundei selbsttituliert.
Die Karriere kam langsam in die Gänge, die Major Labels wurden auf die Band aufmerksam und EZIO bekamen ihren ersten Major Deal bei Arista/BMG. Viele Songs ihres Debuts "The Angel Song" wurden für ihr erstes echtes EZIO Album "Black Boots On Latin Feet" neu eingespielt und auch der Nachfolger, "Diesel Vanilla" (1997 MCA/Universal) enthielt noch Material aus den Anfängen. Beide Alben waren sehr erfolgreich und begründeten nachhaltig ihre Popularität bei den Fangemeinden, die sich neben Großbritannien und Südafrika besonders in Deutschland und den Niederlanden gebildet hatten.

Hauptgrund für ihren Erfolg waren jedoch nicht die Alben sondern ihre überschäumenden Liveauftritte die eine Energie transportieren, wie sonst eher bei einem Heavy Metal Konzert, nicht umsonst befindet sich eine nicht unbeträchtliche Zahl von Metalheads unter den Fans, die man ansonsten bei einem Singer/Songwriter Akustik Duo kaum erwarten würde. Die Zuschauer kennen häufig jede Strophe und jeden Refrain auswendig und so hat Ezio ausreichend Zeit, sein komödiantisches Talent auszuleben, während das Publikum unisono den Gesang übernimmt.
Wer dieses Spektakel nicht live miterlebt hat, kann die Begeisterung bei den Studioalben kaum nachvollziehen, zumal neben den Schenkelklopfern die eher ruhigen und melancholischen Songs ihre Wirkung nur schwerlich entfalten können, erst zusammen mit der Erinnerung an die Liveperformance entwickelt sich die Magie.

Nachdem mit SPV ("Higher" 2000) und Eagle ("The Making of Mr Spoons" 2003) zwei weitere Labels ihr Glück versucht haben, ist die Band nun seit ihrem letzten Album "Ten Thousand Bars" (2006) bei dem Label des deutschen Singer/Songwriter und Ex-JEREMY DAYS Frontmann Dirk Darmstaedter, Tapete Records unter Vertrag.
Das neue Album wurde in einem Rutsch, in zwei kurzen Sessions, in einem kleinen Landhaus-Studio in Norddeutschland aufgenommen, leider ohne die langjährigen Weggefährten und Bandmitglieder Peter Van Hooke (Drums) und Lidia Cascarino (Bass), ohne die ein Liveauftritt eigentlich kaum denkbar ist, aber warten wir's ab.
Zurzeit sind EZIO ja erst einmal wieder als Duo unterwegs und zwar im Paket mit der Mark Gillespie Band, dem Mark Gillespie, der auf "The Angel Song" noch am Bass stand. Möglicherweise ergeben sich ja daraus interessante Jamsessions, Ezio und Booga sind dafür mit Sicherheit zu haben.

"Also, hier haben wir jetzt endlich das ultimative Album 'Ezio-auf-den-Punkt- gebracht'. Ohne Watte und ohne Zuckerguss" schwärmt zumindest Labelboss Dirk Darmstaedter von "This Is The Day" und meint, dass die Aufnahmen es diesmal tatsächlich geschafft haben, "Ezios Songs und Performance in ihrer mächtigsten Gestalt festzuhalten".
Das mag aus den Augen eines Singer/Songwriter Enthusiasten durchaus stimmen, für einen besagten Fan der Live-Happenings findet sich auf "This Is The Day" allerdings nicht so der richtige Zugang. Sicher, Hits wie Higher, Alex oder The Further We Stretch schüttelt man nicht alle Tage aus dem Ärmel, aber auch nach mehrmaligen Durchgängen hat sich bisher kein Song des neuen Albums so wirklich in den Gehörgängen festkrallen wollen.

Ezio Lunedei ist da deutlich optimistischer: "Dieses Mal, oh ja, dieses Mal ist etwas anderes passiert. Etwas, was man immer braucht, aber was wir nie hatten. Dieses Mal, zum ersten Mal, ... hatten wir Glück!".
Sein Wort in Gottes Gehörgang!

Ralf Frank, 11.10.2010


Redaktionsollege Andreas Roth hat sich für uns im befreundeten Fankreis umgehört und die Reaktionen waren eher bescheiden. Auch er selbst ist wenig begeistert: "Auf den ersten Scheiben waren noch Stücke wie 30 And Confused, Alex etc., die hatten was, die konnte man zu Hause gut hören, mitsingen/summen, ohne die beiden zu sehen. Doch mit steigendem Bekanntheitsgrat wurden die Stücke irgendwie unpeppiger. Ezio & Booga kommen nur noch gut rüber wenn Ezio & Booga auch da sind! Allerdings fehlte mir auch beim letzten Live - Erlebniss dieses .... aaaaaahhhh Gefühl. Die geilen, markanten Stücke bleiben schon länger aus. Irgendwie ist die Mucke zur dahinplätschernder Barmusik geworden, die man zwar hört aber garnicht wissen will wer da spielt".

Andreas Roth, 10.10.2010


Revitalisierung, Frischzellenkur, Neubesinnung, Wagemut. Dies alles fällt mir zum neuen EZIO Album ein. "This Is The Day" klingt nicht nur anders als alle anderen EZIO Alben, sondern verströmt auch einen völlig anderen Geist. Waren ältere Alben immer ein wenig Richtung Mainstream und Gefälligkeit ausgerichtet, legen Ezio Lunedei und Langzeit-Partner Booga Wert auf mehr oder weniger rustikale und ungekünstelte Singer-Songwriter Attitüde.

Sowohl die subtil ausgewählte Schar an Instrumenten (u.a. Banjo, Mandoline, Mellotron, Wurlitzer Piano, Trompete), als auch die erstaunlich variabel eingesetzten Lead-Vocals dringen direkt und unverfälscht ins Ohr, mögen im ersten Moment etwas spröde, für EZIO Verhältnisse auch ungewöhnlich klingen, entfalten aber spätestens beim zweiten Hören schon diesen betörenden Singer-Songwriter-Charme der etwas anderen Art. Ezio Lunedeis Texte waren eh immer schon für einen Schmunzler bzw. ein Stirnrunzeln gut, so dass Musik und Lyrics hier eine höchst gelungene Allianz eingehen. Die neue Art und Weise, die EZIO in ihren nur zwei Tage andauernden Aufnahmesessions bevorzugten, erinnert in ihrer nicht ganz alltäglichen Klangästhetik, in ihrem Bestreben nach abwechslungsreichen Arrangements, nicht zuletzt an Joe Henry oder auch Tom Waits Produktionen, also immer ein klein wenig gegen den Strich gebürstet, ohne jedoch eine gewisse sanfte Melancholie und flüchtige Lieblichkeit außer Acht zu lassen.

"This Is The Day" ist ein echter Gewinner und sollte alle Freunde guten Geschmacks für sich einnehmen können. Diese ausgewogene Mixtur aus knarzigen Rocksongs mit Underground-Hitpotenzial (z.B. Bruce Springsteen), zarten Country-Anleihen und teilweise grandios inszenierten Balladen im Walzertakt (This is the day) weckt die Hoffnung, EZIOs Ideenwelt möge auch zukünftig so reichhaltig weiterblühen.

Frank Ipach, 15.10.2010


Die Briten EZIO haben ihr neues (siebtes) Studioalbum "This Is The Day" vor kurzem veröffentlicht. 3/4 der zwölf Songs schlängeln sich weitgehend ruhig, zurückhaltend und eingängig in die lauschenden Ohren. Die Akustikgitarre spielt dabei, wie man es von dieser Band gewöhnt ist, wieder eine tragende Rolle. Doch bekommt diesmal auch das elektrische Gegenstück Spielraum. Was besonders bei dem restlichen Viertel ins Gewicht fällt. Dabei handelt es sich nämlich um rockige(re) Nummern. Es spricht Bände, dass gerade Bruce Springsteen, Bicycle und The One And Only One das bisschen Pfeffer in die Angelegenheit bringen, welches den anderen Stücken weit überwiegend fehlt. Sie retten die Scheibe damit vor dem Abschmieren, obwohl auch ihnen keine wirkliche Klasse zugeschrieben werden kann. Das ist insofern besonders alarmierend, da EZIO bisher ja immer als ausgewiesene und eigenständige Akustikspezialisten bekannt und beliebt waren So aber gleitet man auf einer Mischschiene aus Singer-Songwriter, Pop, Folk, Country und etwas Blues vor sich hin, ohne dass echte Begeisterung aufkommen kann. Für "This Is The Day" spricht trotzdem noch einiges. Denn zum einen sind die Texte stellenweise mit Sarkasmus getränkt und dadurch nicht bloß alltäglich, zum anderen dürfen die Kompositionen frei atmen und gehen nicht unter allen möglichen Soundeffekten zu Grunde.

"This Is The Day" ist, bei Würdigung aller ausschlaggebenden Gesichtspunkte, ein recht gutes Album, das EZIO von einer nicht durchgehend akustischen Seite zeigt. Da wird sich so mancher Anhänger dieser Formation erstmal vorsichtig rantasten müssen. Mal abwarten, wie sich künftig die regelrecht legendären Auftritte der Band gestalten werden. Vielleicht können sie sich auf der Bühne ja ihren Status als Garanten für tolle und mitreißende Vorstellungen bewahren.
Zum Schluss sei EZIO geraten: "Schuster, bleib bei Deinem Leisten!"

Michael Koenig, 24.10.2010


Diskographie:

1993 The Angel Song
1995 Black Boots On Latin Feet
1997 Diesel Vanilla
1999 Live At The Shepherds Bush Empire
2000 Higher
2003 The Making Of Mr. Spoons
2004 Cambridge Live
2006 Ten Thousand Bars
2009 Ten Thousand Bars Live
2010 This Is The Day

 

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