Exits To Freeways

Montys Loco
In The Age Of Sail

Stuttgart, Zwölfzehn, 03.02.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 03.02.2009

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Stuttgart, Zwölfzehn, 03.02.2009

Ein recht abwechslungsreiches Programm war an diesem Dienstag Abend im Stuttgart Zwölfzehn angesagt: Während EXITS TO FREEWAYS über Punk bis hin zu Noise quer durch den Indie-Gemüsegarten rocken, stehen die als support fungierenden MONTYS LOCO für eine waghalsige Mischung aus Pop,Wave, Trash und Avantgarde mit reichlich Elektronik und Schlagwerk. Aber zunächst durfte sich noch der örtliche Nachwuchs austoben. Mit IN THE AGE OF SAIL aus Schönaich stand ein äußerst junge Band aus der Region auf der Bühne, wobei der Beginn wirklich etwas pünktlicher hätte sein dürfen (es war ja schließlich unter der Woche mit einem nachfolgenden normalen Arbeitstag). Der frickelige, ziemlich nervöse Prog-Core litt unter extremer Soundarmut, die durchaus komplexen Songs wirkten recht ziellos und unfertig, so dass man recht schnell froh war, sich über den vor Ort befindlichen Tischkicker hermachen zu können. Immerhin muss man den Jungs von IN THE AGE OF SAIL zu Gute halten, dass sie keine 08/15-Mainstream-Mucke machen und einen Großteil des recht spärlichen Publikums mitbrachten, so dass wenigstens ansatzweise so etwas wie Stimmung aufkommen konnte.

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Nach einer noch einigermaßen im erträglichen Rahmen gehaltenen Umbaupause (es gab ja auch nicht so wahnsinnig viel an Bühnenaufbau zu leisten), standen dann Anja Bigrell, standesgemäß im kurzen Glitzerfummel, und Marie Eklund alias MONTYS LOCO auf der Bühne. Verstärkt durch einen mir unbekannten Bassisten lieferten die beiden eine sehr schwungvolle, unterhaltsame und abwechslungsreiche Mischung aus elektronischen Sounds, herzhaft bearbeitetem Schlagwerk (eine Freude, speziell Marie Eklund dabei zuzuschauen) und treibenden Grooves, immer im Grenzbereich zwischen Pop, Electronics und Avantgarde. Fixpunkt dabei immer die zwischen Anmut und Aggressivität pendelnde Anja Bigrell, mit ihrem nicht im eigentlichen Sinne schönen, aber intensiven und zupackenden Gesang und einer natürlichen, charmanten Ausstrahlung.

Montys Loco Montys Loco

Eine gemeinsame Namibiareise der beiden Hauptakteurinnen wirkte sich auch auf die Musik aus, stehen doch auch des öfteren weltmusikalisch-perkussive Elemente im Fokus. Gerne mal schräg und auch spontan, aber immer mit Herzblut und Überzeugung vorgetragen, machte die ungewöhnliche Mischung und Performance einfach Spaß zum Zuschauen und Zuhören. Eine Livedarbietung lebt ja wesentlich von überraschenden Dingen und die gab es hier in reicher Fülle, wobei sich der Trash-Faktor in erträglichen Grenzen hielt und es erstaunlich oft sogar ein bisschen rockig wurde. Noch dazu war auch die Dauer des Auftritts gut bemessen, nach dem Titeltrack des neuen Albums, Farewell Mr. Happy warn ach etwa vierzig kurzweiligen Minuten erst einmal Schluss, bevor noch die verdiente Zugabe abgefordert wurde. Ach so: Der eigenartige Bandname leitet sich aus der Zusammensetzung zweier Figuren aus einem Comic namens "Robot Man" ab Eine sehr positive Überraschung.

Montys Loco Montys Loco

Recht zügig standen dann die drei Hamburger Jungs von EXITS TO FREEWAY, die ja eigentlich EXITS TO FREEWAYS (SPREAD LIKE THE VEINS ON THE BACK OF MY HAND) heißen, was sich aber keine Sau merken könnte, auf der Bühne und begannen, recht ungewöhnlich, eher verhalten post-rockig, bevor dann richtig die Post abging. General Woundsworth an der Gitarre und am Mikro beherrscht das Wechselspiel zwischen zurückhaltend und brachial lospreschend und gibt das Tempo vor, während Doctor Octimus Pryme am Schlagzeug und Don Chuck Monogatari am Bass das Fundament legen. Ein Fundament aber, das nicht auf den schnellen Kick, den griffigen Hook und eingängige Sing-a-long-Passagen aus ist, sondern sich ständig verformt und verändert, in Tempo und Dynamik in rasender Geschwindigkeit variiert. So mutiert ein PostCore-Stück zum Punkrocker, oder schlägt um in lärmende Wut, und ein harmlose wirkender Indiesong bekommt plötzlich scharfe Noisekrallen. Leider ist der Sound recht mäßig und das Publikum erstmal geplättet bis sprachlos, so dass die Stimmung eher etwas verhalten bleibt.

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Die Band macht es einem aber auch nicht leicht, zu sperrig ist das teilweise, weshalb man versucht, mit dem Cover von Eleanor Rigby etwas aufzulockern, um dann das fulminante Narcissus As A Fuckboy nachzuschieben. So richtig will der Funke an diesem Abend nicht überspringen, was in erster Linie auch an den Rahmenbedingungen wie der vorgerückten Stunde, dem mageren Sound und dem auch recht gemischten Publikum (ein Teil der Anwesenden gehört noch zur deutlich jüngeren IN THE AGE OF SAIL-Klientel) liegen mag. Aber irgendwie nutzt sich dieses verdichtete rockmusikalische Kraftwerk mit der Dauer ein wenig ab, es fehlen dann doch ein wenig die Elemente, an denen man sich festkrallen kann, die Aufmerksamkeit geht ein wenig verloren angesichts des dauernden Hakenschlagens. Übrige bleibt ein staunender Respekt ob der Konsequenz der Darbietung und dem hohen Maß an Eigenständigkeit, aber der Spaßfaktor war an diesem Abend bei MOTYS LOCO höher.

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Ralf Stierlen, 03.02.2009

 

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