Living Colour

Essen, Zeche Carl, 10.08.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 12.08.2010
Stil: Rock, Crossover

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Living Colour,
Essen, Zeche Carl, 10.08.2010

Zu Beginn des LIVING COLOUR Gigs in der Essener Zeche Carl dachte ich zunächst: "Mensch, die sind aber auch alt geworden. Gitarrenderwisch Vernon Reid und Sänger Corey Glover tragen doch tatsächlich niedliche kleine Schmerbäuche vor sich her, tragen die Haare kurz und geben im Gesicht etliche Falten zu erkennen. Basser Doug Wimbish und Drummer Will Calhoun so drahtig wie's sich für eine Rhythmus-Fraktion gehört , doch auch ihnen stehen die unvermeidlichen Zeichen der Zeit ins Gesicht geschrieben." Ja, so denkt ein inzwischen auch stark auf die Fünfzig zugehender Hooked On Music Reporter und realisiert bei einem Blick auf die Geburtsdaten der Jungs, dass sie teilweise schon über Fünfzig Lenze zählen. Ist es denn wahr? Heilige Scheiße! Liegt den LIVING COLOURS Debutalbum "Vivid" wirklich schon zweiundzwanzig Jahre zurück? Ja, und ob, Mann.

Doch von etwaigen Ermüdungserscheinungen ließen sich die vier New Yorker nun wahrlich gar nichts anmerken. Geradeaus und ziemlich wild starteten sie mit dem furiosen Ignorance is bliss vom "Stain"-Album. Zack, das saß! Gleich darauf: Song without sin, da wehte ein gewaltiger Wind von der Bühne runter. Die dritte Speerspitze namens Pride, vom unvergessenen "Time's Up"-Album zog die möglicherweise noch zweifelnden Zuschauer in Essen voll ins Geschehen hinein. Die Bühnenpräsenz charismatisch, der Sound relativ transparent, nicht zu laut, alles easy, man spürte, das wird geil.

Als Gegenentwurf zu ihrem später im Konzert angestimmten Hit Glamour boys, sahen diese Amis aus wie dein Kumpel von nebenan. Sänger Glover kam z.B. mit Mütze, Jogginghose, Schlabber-T-Shirt und kariertem Pullunder auf die Bühne. In diesem Aufzug geht manch anderer Typ seinen Nachbarn besuchen, um sich Samstagsnachmittags Dortmund gegen Schalke anzugucken.

Zurück zur Musik: Die Band strahlte große Spielfreude aus, alle sind nach wie vor top an ihren Instrumenten. Nicht wesentlich anders als 1990 in der Kölner Live-Music-Hall, als ich LIVING COLOUR im Rahmen einer Rockpalast-Fernsehaufzeichnung sah und begeistert war. Damals bediente noch ein anderer Bassist die fetten Saiten. Doch Muzz Skillings wurde längst von Doug Wimbish abgelöst. Wimbish, auch ohne Bass schon eine imposante Erscheinung, zog die knapp 200 Essener Zuschauer vollends auf seine Seite, als er, so publikumsnah wie möglich, solierend durch die Reihen stapfte und seine außerordentlichen Fähigkeiten aus allernächster Nähe überprüfen ließ.
Will Calhoun klöppelte noch ein recht ungewöhnliches Schlagzeugsolo in den Saal, verzierte seine donnernden Rundumschläge mit allerlei technischen Mätzchen vom Sampler, triggerte irgendwelche Drum-Synthies an und zögerte am Ende nicht, mit leuchtenden Drum-Sticks ein wenig Kirmesstimmung zu entfachen. Okay, Will, kann man machen, muss man aber nicht.

Vom aktuellen Album "The Chair In The Doorway" kredenzten sie The chair, Burned bridges, Decadence und Behind the sun. Ansonsten gab's glücklicherweise auch die ersehnten Klassiker: Bi, Love wears its ugly head, Glamour boys, Type, das immer noch grandiose Cult of personality als letztes Stück, und als Zugabe schließlich: Time's up. Ein gelungenes Wiedersehn/Wiederhören! Mein Tipp für die nächsten Tage: Hört euch noch mal die alten Alben "Vivid" und "Time's Up" an. Große Klasse.

Mehr Fotos in der Fotostrecke!

Frank Ipach, 10.08.2010

 

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