Crucified Barbara

Nikki Puppet
Bonafide

Essen, Turock, 17.12.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 18.01.2010
Stil: Hard Rock, Heavy Metal

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Crucified Barbara, Bonafide, Nikki Puppet,
Essen, turock, 17.12.2009

Nachdem an dieser Stelle in den vergangenen Monaten die aktuellen Alben von CRUCIFIED BARBARA ("Til Death Do Us Party") und BONAFIDE ("Somethings Dripping") mächtigst abgefeiert wurden, war ein Besuch der gemeinsamen Tour natürlich eine amtliche Sache.
Beide Bands haben anno 2009 mit überragenden Studio-Outputs zu glänzen gewusst, welche sich als wahre Groove-Monster entpuppten. CRUCIFIED BARBARA, deren Debut "In Distortion We Trust" vor rund vier Jahren ein feminines Metal-Geschoß par excellence auf die schrumpfende headbangin' world darstellte und erste Glanzpunkte in deren Laufbahn zu setzen wusste, durften bei diesem Power-Package die Position des Headliners einnehmen. Ihre Landsmänner von BONAFIDE sind mit ihrem gleichnamigen Erstling zwar erst seit zwei Jahren am Start, konnten allerdings mit ihrer zweiten Veröffentlichung ihre schwedischen Kolleginnen sogar knapp schlagen. Meint jedenfalls der Verfasser dieser Zeilen...
Während "In Distortion We Trust" als waschechtes Metal-Album durchgehen dürfte, orientierten sich BONAFIDE von Beginn an am Blues-beeinflußten Boogie-infizierten Hard Rock. Obwohl Vergleiche mit den australischen Millionaros AC/DC so alt sind wie das dauernd bemühte Schwein niemals werden wird, führt der Hörgenuss von deren erster Scheibe unweigerlich zu eben solchen. "Bonafide", eine zumindest hierzulande weitestgehend völlig untergegangene Veröffentlichung, sollte jeden Atze/Detze-Jünger, der wo deren ersten Werken ("High Voltage", "Dirty Deeds...") etwas abzugewinnen weiß, die Tränen der Verzückung in die Äuglein treiben. Während CRUCIFIED BARBARA beweisen, dass die Kombination JUDAS PRIEST & MOTÖRHEAD durchaus realisierbar ist/war... Zwar geriet "In Distortion..." in Sachen Arrangements phasenweise noch etwas verbesserungswürdig, doch konnten die vier Mädels trotz Abzügen in der B-Note zumindest bei Insidern kräftig punkten.

Leider scheint sich das Potential der beiden Acts aus dem überhaupt nicht kühlen Skandinavien nur wenig herumgesprochen zu haben. Oder wie soll ich mir erklären, dass pi mal Daumen knapp einhundert Nasen einer Veranstaltung im Essener Club "turock" beiwohnten, welche ein zig-faches der Anzahl der anwesenden Besucher verdient gehabt hätte? Ziehe ich mal die Pressefuzzis/Onliner ab, dürfte es gar beschämend werden. Und, vor manchen der Knipser würde ich meinen Nachwuchs warnen. Nach dem Motto Nehmt von dem Onkel bloß keine Bonbons an....
Bei 13 (in Worten: Dreizehn) Piepen im Vorverkauf frage ich mich, wie ein solcher dermaßen unter aller Sau laufen kann. Da wird immer gejammert, die Clubs gehen vor die Hunde, nur leider geht (fast) kein Schwein, äh Mensch, hin. Nein, Eber & Ferkel spare ich mir, wird sind hier nicht bei den Borstenviechern... Abba ma ährlich, watt soll datt?

Den Abend eröffneten NIKKI PUPPET. Die hatten auch glatt zwei Puppen dabei. Eine (Blondine) am Tieftöner und eine (Dunkelhaarige) am Mikro. Ob der Klampfer Nikki hieß weiß ich nicht mehr, ich meine bei der Bandvorstellung (durch die Dunkelhaarige) einen griechischen Namen verstanden zu haben. [Christos Mamalitsidis heißt der Mann, und die "Dunkelhaarige" heißt Nicky Gronewold! Anm. des Fotosklaven]
Der Gute entlockte seiner Paula (in diesem Fall die Gitarre...) mächtig Riffiges und wusste auch prima zu solieren, nur irgendwie passte bei dem Vierer (...einen Drummer hatten die nämlich auch noch...) für meinen Geschmack so einiges nicht zusammen. Die Leadvocals lagen mehr als einmal daneben und Frau Bass kennt anscheinend nur eine Saite... die Obere. Oder habe ich mich verguckt? Wenn dagegen Paul(?) seine Paula zum Quietschen brachte, dann hatte das schon was von Glücksgefühlen. Einprägende (... ich sag extra nicht eingängige...) Hooklines suchte man allerdings oft vergebens.
Mit einem guten Arrangeur glaubte ich da trotzdem einiges an (verborgenem) Potential zu erkennen. Ordentlich Schmackes und einen gewissen Charme kann man NIKKI PUPPET nicht absprechen. Mit durchaus ausbaufähig und für'n Opener ganz anständig täte ich das mal fazitieren...

Kurze Umbaupausen haben was für sich. Nämlich Positives. Man versäuft weniger Kohle und ist eher wieder daheim. Merke: Mit dem Alter ist der Trend zum Stubenhocker nicht mehr von der Hand zu weisen.
Wenn allerdings AIRBOURNE aus der Konserve zur Pausenuntermalung beitragen dürfen, dann freut sich der Mensch. Sofern er Atze Detze liebt. Dieses jetzt mal vorausgesetzt ist durchaus hilfreich, wenn man einer Show von BONAFIDE beiwohnen darf.
Die verlief dann in Essen höchst schwungvoll. Mit Pontus Snibb hat man ein absolutes As im Ärmel bzw. in der Bühnenmitte. Der Sänger/Gitarrist, äußerlich einem Francis Rossi von ca. anno 1976 ähnelnd, besitzt eine Reibeisenstimme, welche live mindestens ebenso einprägend ausfällt wie auf den beiden Studio-Langeisen der Band. Der Mann entlockt seiner Gibson SG Töne, die sich der eine oder andere des öfteren in den letzten zwei Dekaden bei den Aussie-Vorbildern(?) gewünscht hätte. Der zweite Mann an der Sechssaitigen, Mikael Fässberg, steht Snibb allerdings in keinster Weise nach und wechselt sich mit seinem Partner abwechselnd in Lead und Rhythm ab. Eine wirkungsvolle, wenn auch wenig spektakuläre Rhythmusgruppe sorgt für das nötige Fundament, auf welchem sich die beiden austoben können.
Das BONAFIDE hier und dort einen kleinen Jam einbauten tat dem Auftritt mehr als gut, denn aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen blieben bluesig inspirierte Perlen wie Elvis Chapel Blues oder der Höhepunkt ihres Debuts von 2007, Peg Legged Pete, außen vor. Den Glanzpunkt setzte Snibb sicherlich mit seinem fetzigen Solo inmitten der Halle, wobei er auch noch die Treppe im hinteren Teil des Saales in seinen Aktionsradius mit einbezog.
Bei makellosem Sound lag der Schwerpunkt des Gigs auf dem Drive des aktuellen Longplayers. Schade eigentlich, denn mit ihrem bluesigen Material hätten die Schweden durchaus noch höher punkten können. Wenn sie vielleicht ein wenig länger gespielt hätten...

Nachdem CRUCIFIED BARBARA im Frühjahr des Jahres einen Glanzpunkt in puncto groovigem Heavy Metal setzen konnten, bin ich mit einer relativ hohen Erwartungshaltung zu ihrem Gig gefahren. Nun, enttäuscht haben mich die vier Endzwanzigerinnen nicht, aber hundertpro war's denn auch nicht. Was vermutlich am matschigen Sound lag, was eigentlich unverständlich erschien, da man über die gleiche Backline wie BONAFIDE spielte.
CRUCIFIED BARBARA setzen eindeutig auf Metal und weniger auf Rock'n'Roll. Dazu gehört neben dem ansehnlichen Outfit auch ein gekonntes Headbanging. Allerdings sah man die Mädels hinter ihren geschüttelten Mähnen anfangs kaum noch. Hatte schon leicht etwas von einem Ballett. Vielleicht war ihnen irgendwann schlecht, jedenfalls besann man sich dann doch mehr auf die Musik.
Ganz klar im Mittelpunkt steht Sängerin/Leadgitarristin Mia Coldheart. Klara Force beschränkt sich auf eine reine Rhythmusklampfe, die jedoch nicht von schlechten Eltern ist. Was da so an Riffing losgelassen wird... alle Achtung! Gefiel mir doch um einiges besser als das manchmal unausgegorene Solieren ihrer Kollegin, die stimmlich allerdings restlos zu überzeugen wusste. Ähm, das MOTÖRHEAD-Shirt von Frau Force war schon mächtig ausgeschnitten und dann isses auch noch dauernd verrutscht...

Irgendwann war's dann soweit, und die halbe Gruppe (K.F. & Bassistin Ida Evileye) spazierte wie schon zuvor Mr. Snibb durch den Saal in Richtung Merchandiser. Ob der Arme dadurch etwas mehr verscherbeln konnte weiß ich nicht. Zivile Kurse hatte der Kram jedenfalls.
Die Stärken der Band liegen live in jenen Momenten des gnadenlosen Riffens. Wer sich mal die Mühe macht und sich die zweite Hälfte von "In Distortion We Trust" reinzieht (bei voller Lautstärke, iss klar...) weiß was ich meine. Schade, ich hätte mir mehr Groove wie bei Sex Action gewünscht, aber vielleicht lag das ja auch bloß am ausbaufähigen Sound.
Siegerin des Abends war für mich allerdings Drummerin Nicki Wicked, die eine echte Koryphäe an ihrem Instrument ist. Ihr abwechslungsreicher Stil bringt besonders live so manchen eher durchschnittlichen Song auf Vordermann und lässt erkennen, dass es sich bei CRUCIFIED BARBARA keineswegs um einen billigen Hype handelt. Das Potential, in der Metal-Liga ganz weit oben zu spielen, ist hör- und sichtbar vorhanden.

Ein astreines Package für 13 € (Vvk) bzw. 16 € (AK) hätte mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Doch wenn das Gros der Fans anscheinend nur noch Festivals abgrast und Clubs wie das Essener "turock" mit solchen Besucherzahlen zu kämpfen haben dürfte es absehbar werden, bis solche Touren irgendwann gar nicht mehr zu finanzieren sind. Ich würde es bedauern...

Weitere Fotos findet ihr hier:
NIKKI PUPPET, BONAFIDE und CRUCIFIED BARBARA

Jürgen Ruland, 17.12.2009

 

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