Erja Lyytinen The Sky Is Crying, Tuohi Records, 2014 |
Erja Lyytinen | Vocals, Slide Guitar, Guitar | |||
Davide Floreno | Guitar, Backing Vocals | |||
RogerInniss | Bass | |||
Miri Miettinen | Drums | |||
Harri Taittonen | Piano, Hammond, Accordion | |||
Abdissa Assefa | Percussion | |||
Jukka Eskola | Trumpet | |||
Petri Puolitaival | Tenor Sax, Bariotne Sax | |||
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01. Person To Person | 07. King Of The Slide Guitar | |||
02. Baby Please Set A Date | 08. Sho Nuff | |||
03. It Hurts Me Too | 09. Something Insid Me | |||
04. Erja's Contribution To Jazz | 10. Hand In Hand | |||
05. The Sky Is Crying | 11. Dust My Broom | |||
06. Got To Move | ||||
Lange genug hat man Erja Lyytinen als eine Art “Nachwuchssternchen“ im Blues und Slide-Blues Bereich verkauft. Nach einem halben Dutzend durchgängig guter Scheiben, kann man das langsam mal abhaken. Oft genug wurde sie mit Bonnie Raitt verglichen, in deren Fußstapfen, bzw. Schatten, gesteckt. Auch da tritt sie – spätestens mit diesem Album – nun heraus.
Bereits die ersten, erdigen, Töne von Person To Person lassen ursprünglichen Blues ertönen und wo es bei den vorherigen Alben gern mal in dessen Grenzbereiche und darüber hinaus ging, bleibt man hier dem Mississippi-Delta verbunden. Auch wenn das, nicht ganz so gelungene Cover, das nicht umgehend versinnbildlicht.
Dem Delta, und vor allem dessen Slide-Gitarren King, Herrn Elmore James hat die finnische Sängerin/Gitarristin ihr neues Album gewidmet und wie gut sie sich mit dessen Musik auseinandergesetzt hat, wird hier auf erfreulichste Weise deutlich.
An ihrer Technik gab’s noch nie etwas zu kritisieren, aber hier kommen ihre Talente so richtig zum Tragen. Mag am überwiegenden “Fremd-Material“ liegen, aber das kann uns ziemlich egal sein.
Ob im Down-Home-Boogie, mit Bläseruterstützung, Person To Person, oder im gefühlvollen, unterschwellig rauen Baby Please Set A Date, sie überzeugt instrumental ebenso, wie gesanglich. Sie schnurrt wie eine Katze, wenn es sein muss, oder faucht wie ein Tiger. Da hat sich einiges getan bei Erja.
Bei so viel Talent, fällt es auch nicht schwer, den Mitstreitern genügend Spielfläche einzuräumen. Wobei vor allem Gitarren-Kollege Davide Floreno, mit dem sie sich perfekt ergänzt, und Harri Taittonen an Hammond und Piano auffällig werden.
Tausende von Malen gespielte Klassiker, wie It Hurts Me Too oder The Sky Is Crying, muss man erst einmal so gut neues Leben einhauchen, dass der Hörer nicht nach ein paar Sekunden dankend abwinkt, mit einem “danke, kennen wir schon“. Aber genau da treten Erja und Band in Erscheinung und halten den Blues-Fan echt bei der Stange.
So wie es in It Hurts Me Too stellenweise nach Clapton klingt, ist die Frau praktisch ein Muss furs nächste “Crossroads Festival“!.
Elmore James selbst hatte einen Song namens Elmore’s Contribution To Jazz und davon lies sich Erja für ihr eigenes Instrumental Erja’s Contribution To Jazz inspirieren. Tatsächlich wird das manchen Southern-Fan an Bands wie die ALLMAN BROTHERS BAND erinnern und man kann sich wohl schier endlos in diesen Groove fallen lassen, der auch ein kleines Drum-Intermezzo bietet.
The Sky Is Crying ist wohl der Blues-Song, den ich noch nie richtig mochte. Nicht zuletzt auch ziemlich ausgelutscht und in den meisten Interpretation noch luschiger. Insofern durchaus beachtlich, dass mir diese Version, mit einem leichten New Orleans-Bläser-Background sehr gut gefällt.
Erja bringt also durchaus ihren eigenen Stil ein und wo es bei Elmore James iin Got To Move eher bluestypisch beim Boogie bleibt, lässt die Finnin einen funkigen Swamp-Groove den Song transportieren. Macht sich gut.
Im Tribut-Song King Of The Slide Guitar fliest etwas Country-Blues mit ein und die Nummer entpuppt sich zu einem kleinen Ohrwurm. Was Erja da mittels Bottleneck auf die Saiten zaubert, kann absolut als würdig bezeichnen.
Sho Nuff kommt als entspannter Veranda-Schunkler, den man gern in Endlosschleife laufen lassen möchte, während Something Inside Me wieder leicht mit Bläsern unterfüttert wird, was der scharfen Slide-Gitarre noch mehr Präsenz verschafft. Stilistisch nicht so weit von The Sky Is Crying entfernt, zieht einen dieser Song in seine tiefe Melancholie hinein. Auch das kommt richtig gut.
Typischster Elmore James-Boogie ist Hand In Hand, und das klingt auch nahezu, wie vor 50 oder 60 Jahren aufgenommen.
End- und Höhepunkt ist der Live-Mitschnitt der Elmore James/Robert Johnson, aufgenommen im Tavastia Rock Club in Helsinki. Wie sich Erja und Davide Floreno an der zweiten Gitarre da gegenseitig zu immer neuen Ausflügen inspirieren, hat schon richtig Klasse und dürfte manch eingesessenen Blueser das ein oder andere Auge und Ohr öffnen. Auch nach gut zehn Minuten kommt da keine Sekunde der Langatmigkeit auf.
Und das trifft letztlich auf das ganze Album zu, welches nicht nur Fans der jungen Dame ans Herz gelegt sein soll, sondern praktisch jedem bluesinteressierten Musikfan. Da dürfte sich über die Jahre noch einiges tun, bei Erja Lyytinen, auf das man sich freuen darf.