Titel |
---|
01. Don't Let A Good Woman Down |
02. Cherry Overdrive |
03. Black Ocean |
04. Hard As Stone |
05. Torn |
06. Dreamland Blues |
07. Lover's Novel |
08. Another World |
09. Snake In The Grass |
10. Rocking Chair |
11. Wedding Day |
12. Wildflower |
Musiker | Instrument |
---|---|
Erja Lyytinen | Vocals, Guitars |
Tatu Back | Bass, Backing Vocals |
Miika Aukio | Keyboards, Backing Vocals |
Iiro Laitinen | Drums |
Ja, ich hatte mich da schon einigermaßen drauf gefreut, die finnische „Queen Of Slide“ (wie es auf einem T-Shirt aus ihrem Homepage-Store heißt) Erja Lyytinen dieses Jahr mal wieder live im Konzert erleben zu können. Gerade ihre letzten Veröffentlichungen haben mir sehr gut gefallen und zeugten von einer gehörigen Weiterentwicklung. Und auch Erja und Band waren “ready an' willing“ und wurden, wie so viele andere, “ausgelockt“. Was macht man? Neue Songs und neues Album wären eine Möglichkeit, aber das letzte war ja noch gar nicht richtig betourt worden und nachdem alle beteiligten heiß auf Live waren, begab sich Erja mit Band am 10. Mai 2020 in ihrer Heimatstadt Kuopio in die Bluesounds Warehouse Studios und liefert einen Live-Set ab, der als “pay per view“ gestreamt wurde und – glücklicherweise – nun auch als CD/DVD erhältlich ist.
Es ist bereits der vierte Live-Mitschnitt von Erja in den letzten acht Jahren, aber daran braucht man sich nicht zu stören, denn sie sind alle komplett unterschiedlich.
Gleich vorneweg: Sound und Bild sind von allererster Güte! Hat schon seine Vorteile, wenn man das ganze Ambiente voll auf die Band ausrichten kann und sich sicher genug Zeit nahm, damit alles perfekt eingestellt war. Und das war auch die Band. Gleich bei Don't Let A Good Woman Down ist mal voll in Fahrt und Erja lässt ihr Können an der Slide-Gitarre schon ordentlich aufblitzen. Den lang gedienten Harri Taittonen an den Keyboards ersetzt nun Miika Aukio, was, muss man sagen, dem Sound nicht zum Nachteil gereicht. Der energiegeladene Song stammt vom 2010 “Voracious Love“ Album, welches, aus meiner Sicht, ihr erster großer Schritt nach Vorne gewesen ist. Das einzige was natürlich fehlt, ist der begeisterte Jubel des – nicht vorhandenen – Publikums.
Cherry Overdrive hat mir schon in der Studio-Fassung, auf Another World sehr gut gefallen und kommt hier – sozusagen “hochauflösend“ - mindestens genauso gut. Nicht zuletzt, weil man der Frontfrau den Spaß ansieht und anhört, den sie bei der Nummer hat.
Der nächste Song, das funkig/hymnische Black Ocean, stammt von “Stolen Hearts“ (2017) und man realisiert so langsam, dass das hier so ein kleiner Karriereüberblick wird. Davor darf man sich noch davon beeindrucken lassen, wie perfekt Erja das gleichzeitige Singen und Sololäufe spielen beherrscht. Und dann dreht sie nochmal richtig auf und liefert zusammen mit dem Keyboard eine kleine Solo-Orgie. Sehr geil.
Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Album und mit Hard As Stone und Torn folgen zwei Nummer aus diesem Album. Letztlich werden fast alle Songs daraus gespielt. Erstaunlich, wie eingespielt Erja und Keyboarder Miika Aukio bereits agieren. Als spielten sie seit Jahrzehnten in dieser Formation.
Für mich besonders erfreulich, dass mit dem Dreamland Blues ein ganz früher Titel, von ihrem Ruf Records-Debütalbum, mit an Bord ist. Ein herrlich dreckiger Blues-Boogie alter Schule. Jammerschade, dass das kein Publikum genießen konnte. Nun, dann muss es jetzt eben vor dem heimischen Bildschirm sein. So in Fahrt gekommen, rockt auch Lover's Novels noch etwas mehr, als auf “Stolen Hearts“. Erneut muss ich den glasklaren Sound ebenso loben, wie das gestochen scharfe Bild.
Wie bei der Studio-Fassung offenbart Another World auch “on stage“ seine Ohrwurm-Qualitäten, ufert allerdings im Solopart erfreulich aus. Danach wird mit Snake In The Grass und Rocking Chair der durch den Lockdown verursachte Frust in positive Power kanalisiert und man sieht vor dem inneren Auge förmlich ein Publikum, welches hier richtig mit abgeht. Und es geht mit Wedding Day sogar noch mehr ab. Gerade in der Solo-Abteilung fliegen die Funken. Let's Boogie!
Zum Schluss geht’s mit dem melancholischen Wildflower noch einmal ganz weit zurück, zu ihrem 2003er Album gleichen Namens. Eine tolle Live-Aufnahme wird damit beendet, die zwar schmerzlich spüren lässt, was man unter anderem in diesem Jahr verpasst, aber gleichzeitig auch ein bisschen von dem Live-Musik-Feeling rüber bringt, welches diese Musik braucht. So wie wir auch.