Eric Clapton Happy Xmas, Polydor, 2018 |
Eric Clapton | Guitars & Vocals | |||
Nathan East | Bass | |||
Jim Keltner | Drums | |||
Walt Richmond | Keyboards, Piano, Fender Rhodes | |||
Tim Carmon | Hammond B3, Piano, Wurlitzer | |||
Doyle Bramhall II | Guitar | |||
Sharon White | Background Vocals | |||
Simon Climie | Keyboards, Programming, Percussion, Vocals | |||
Dirk Powell | Accordion, Fiddle, Guitar, Piano | |||
Paul Waller | Drum Programming | |||
Toby Parker | Keyboards | |||
Melia Clapton, Sophie Clapton | Vocals on Silent Night | |||
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01. White Christmas | 09. It's Christmas | |||
02. Away In A Manger (Once In Royal David's City) | 10. Sentimental Moments | |||
03. For Love On Christmas Day | 11. Lonesome Christmas | |||
04. Everyday Will Be Like A Holiday | 12. Silent Night | |||
05. Christmas Tears | 13. Merry Christmas Baby | |||
06. Home For The Holidays | 14. Have Yourself A Merry Little Christmas | |||
07. Jingle Bells | 15. A Little Bit Of Chistmas | |||
08. Christmas In My Hometown | 16. You Always Hurt The One You Love | |||
Jetzt auch noch der Erich! Anscheinend kann sich ja kaum ein Musiker zurückhalten und muss irgendwann ein Weihnachtsalbum veröffentlichen. Was sind die Gründe? Zunehmende Sentimentalität mit dem Alter? Oder weil einem sonst nichts mehr einfällt?
Nun, an Aktivitäten hat‘s bei Clapton in den letzten Jahren eigentlich nicht gemangelt. Ob‘s an der Angst lag, vielleicht bald gar nicht mehr spielen zu können? Meldungen über entsprechende Erkrankungen gab‘s genügend.
Und sentimental – oder nennen wir‘s “melancholisch“ - war der Gitarrist/Sänger ja spätestens seit seinem Unplugged-Album ohnehin öfter.
Also, was soll‘s? Gestehen wir ihm ein Christmas-Album zu. Schließlich wollen wir ja nicht jedes Jahr wieder mit “Last Christmas“ stranguliert werden.
Wenn ich lese, dass der Co-Produzent gleichzeitig Keyboarder und für “Programming“ zuständig ist, rollt sich bei mir schon der ein oder andere Fußnagel, aber die sonstige Besetzung, mit den üblichen Verdächtigen (Nathan East, Jim Keltner, Doyle Bramhall II…) beruhigt mich dann leidlich.
Das Album gibt‘s in der 14- und 16-Song-Variante. Christmas-Narr, der ich bin, geb‘ ich mir natürlich die “Sweet Sixteen“.
White Room mag den meisten Fans lieber sein, als White Christmas, aber sobald Claptons typische Solo-Licks erklingen, ist man selbst mit diesem überstrapazierten Weihnachtslied versöhnt. Schön, ob's den Schmusechor und die Synthie-Streicher im Hintergrund gebraucht hätte.... Geschmackssache, aber wenn man sich auf die Gitarre konzentriert, kriegt man das im Kopf ziemlich ausgeblendet.
Auch Away In A Manger geht als schöne Ballade des Gitarrenmeister durch. Mit Orgel untermalt und geschmackvoll inszeniert, hätte der auch auf einem regulären Album erscheinen können.
Mit For Love On Christmas Day findet sich auch ein selbstverfasster “Weihnachts-Song“ auf diesem Album. Auch der melancholisch und getragen und lässt sich durch Claptons Stimme trotzdem gut anhören. Schöne Untermalung der Festivitäten und am Schluss fügt er doch, fast unmerklich, einen Lick aus Wonderful Tonight ein.
Mit am besten gefällt mir Everyday Will Be Like A Holiday. Guter Groove, sehr bluesig – mit einem Schuss Soul – angelegt. Rauer Gesang und Gitarrensound und ansteckender Refrain. Da hat er nichts verlernt und zeigt, welch großartiger Künstler er immer noch ist.
Und bei den Christmas Tears wird’s gleich noch einmal eine ganze Ecke bluesiger. Das ist die Art von Blues, die zu jeder Jahreszeit funktioniert und zu der Eric natürlich die Blues-Riffs im Schlaf aus dem Ärmel schüttelt. Kommt gut. Vor allem, wenn es im Gitarrensolo schon fast unchristlich laut wird.
Es mag ja eine interessante Idee sein, an Jingle Bells mal ganz anders heranzugehen, aber einen an Hip-Hop erinnernden Groove und einen Elektro-Pop-Loop, damit wird man den Clapton-Fan nicht begeistern können. Ich hab Verständnis, wenn man mal “was anderes“ machen will, aber, sorry, hier hilft nur die Skip-Taste.
Zum Glück wird’s bei Christmas In My Hometown wieder schön old-fashioned und versetzt uns in die Dancehalls der 50er Jahre in England. Dürfte Ray Davies auch gut gefallen.
It's Christmas gehört wieder zu den Songs, die eigentlich gar nicht – vom Text abgesehen – nach Weihnachten klingen. Eher so eine groovy Midtempo-Nummer, wie sie Clapton in den 80ern öfter geliefert hat.
Es gibt die Sentimental Moments (Name ist Programm) einen wundervollen Blues-Boogie (Lonesome Christmas), eine “Neubearbeitung“ von Silent Night - die leichte Zahnschmerzen verursache kann - und einen weiteren rohen Slow-Blues (Merry Christmas Baby).
Have Yourself A Merry Little Christmas hab ich schon schwungvoller gehört, selten so bluesig. A Little Bit Of Christmas Love kommt gleichfalls wundervoll Blues-betont, bevor You Always Hurt The One Love den Reigen Bar-Room-jazzig beschließt und – zumindest thematisch – vielleicht endlich mal diesen erwähnten Last Christmas Song ablösen könnte.
Wer was mit Weihnachten am Hut hat, und vom üblichen Gedudel nix wissen will, der hat hier auf jeden Fall eine brauchbare Alternative und zur Not kann man den ein oder anderen Song ja überspringen. Wird sich bei mir über die Feiertage jedenfalls ab und an am im Player finden.
Happy Xmas, Eric!