Eric Clapton Give Me Strength - The '74/'75 Studio Recordings, Universal Music, 2014 |
Eric Clapton | Vocals, Guitar | |||
George Terry | Guitar, Group Vocals | |||
Dick Sims | Organ, Piano | |||
Carl Radle | Bass, Guitar | |||
Jamie Oldaker | Drums, Percussion | |||
Yvonne Elliman | Vocals, Group Vocals | |||
Marcy Levy | Group Vocals | |||
Albhy Galuten | Organ | |||
Al Jackson, Jim Fox | Drums | |||
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Disc One: "461 Ocean Boulevard" - Expanded Version | ||||
01. Motherless Children | Session Outtakes: | |||
02. Give Me Strength | 11. Ain't That Lovin' You | |||
03. Willie And The Hand Jive | 12. Meet Me (Down At The Bottom) | |||
04. Get Ready | 13. Lonesome Road Blues (Walkin' Down The Road) | |||
05. I Shot The Sheriff | 14. Getting Aquainted | |||
06. I Can't Hold Out | 15. Getting Aquainted 2 (Too Late) | |||
07. Please Be With Me | 16. Eric After Hours Blues | |||
08. Let It Grow | 17. Please Be With Me (Acoustic) | |||
09. Steady Rollin' Man | 18. Give Me Strength (Dobro) | |||
10. Mainline Florida | ||||
Disc Two: "There's One In Every Crowd" - Expanded Version | ||||
01. We've Been Told (Jesus Is Coming Soon) | Session Outtakes: | |||
02. Swing Low Sweet Chariot | 11. Burial | |||
03. Little Rachel | 12. Watcha Gonna Do | |||
04. Don't Blame Me | 13. I Found A Love | |||
05. The Sky Is Crying | 14. (When Things Go Wrong) It Hurts Me Too | |||
06. Singin' The Blues | 15. Fools Like Me | |||
07. Better Make It Through Today | Non-Album Single Release: | |||
08. Pretty Blue Eyes | 16. Knockin' On Heaven's Door | |||
09. High | 17. Someone Like You | |||
10. Opposites | ||||
Über "461 Ocean Boulevard" ist eigentlich schon genug gesagt worden. Es ist schlichtweg eines der schönsten Alben die je eingespielt wurden, und gehört auch zu Eric Claptons größten Leistungen. Entsprechend wurde das Album bereits vor einigen Jahren mit einer "Deluxe Edition" gewürdigt, die ich nach wie vor jedem ernsthaften Musikfan ans Herz legen möchte. An dieser Stelle mal wieder ein kleines “Outing“: Der Song Let It Grow wurde von meiner Gattin und mir dereinst als “Einzugslied“ zu unserer Trauung erwählt. Kann man sich ein schöneres Stück Musik vorstellen?
Aber zurück zu dieser Ausgabe, die mir nicht so ganz plausibel ist. Es gibt sie allerdings auch als Box-Set, welches neben den expandierten Alben “461 Ocean Boulevard“ und “There’s One In Every Crowd“ noch das auf 2 CDs erweiterte Live-Album “E.C. Was Here“ sowie die “sagenumwobenen Freddie King Sessions“, bei denen Eric mit dem Bluesgitarristen Freddie King zu hören ist, dem er half, sein Album “Burglar“ einzuspielen. Zudem gibt’s noch eine Blu-Ray, die “461 Ocean Boulevart“ als 5.1 Surround und die beiden Studio- und das Live-Album als quadrophonischen Mix enthält. Sechs Scheiben fein verpackt und mit ausführlichem Booklet – das kostet schon ein bisschen was, aber es lohnt sich.
Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen kann (mag), kann sich auch mit dieser Ausgabe zufriedengeben, die die beiden genannten Studioalben plus teils unveröffentlichte Outtakes enthält.
Zu dem Klassiker “461 Ocean Boulevard“ gesellen sich also acht Bonus-Tracks, vier davon bisher nicht erhältlich. Die Originalaufnahmen wurden ja von der Produzentenlegende Tom Dowd produziert und so klingen selbst die nicht verwendeten Songs einfach nur gut.
Natürlich bleiben auch diese Songs meist im Laid-Back und Reggae-Charakter des Albums, sodass es kaum auffällt, wenn sie sich dahinter reihen. Ein bisschen mehr Blues schimmert da vielleicht durch und man spürt hier und da doch den Schmerz der Drogen- und Alkoholabhängigkeit Claptons. Das drückt sich besonders in den spartanischen Blues-Stücken wie Lonesome Road Blues und Eric After Hour Blues, während der locker Jam Getting Aquainted fast 6 ½ Minuten lang Eric und seine Band auf kleiner Flamme herrlich vor sich hinkochen lässt.
Dass Please Be With Me ein genialer Song ist, wusste man schon von der veröffentlichten Studioaufnahme und so überrascht es nicht wirklich, dass er auch nur mit Akustikgitarre vorgetragen den Hörer verzaubern kann. Unterstreicht einmal mehr die Klasse dieses Albums uns seiner Songs.
Der Blues war nichtsdestotrotz zu diesem Zeitpunkt etwas in die zweite Reihe von Erics Schaffen gerückt. Dafür hat er den Reggae ganz offensichtlich ganz tief inhaliert, eine Weile die Luft angehalten und nur ganz langsam wieder ausgeatmet. Dazu kamen noch Gospel, Soul- und Country-Einflüsse. Alles meist relaxt dargeboten und doch absolut spannend, wie schon We’ve Been Told (Jesus Is Coming Soon) zum Einstieg in “There’s One In Every Crowd verdeutlicht.
Besagter Reggae kommt dann schon in dem Ohrwurm Swing Low Sweet Chariot zum Vorschein. Die wundervolle Bearbeitung dieses Traditonals landete nicht von ungefähr auf Claptons 70er Retrospektive “Time Pieces“. Das etwas „hingeworfen“ wirkende Little Rachel orientiert sich wieder etwas Richtung Country-Blues mit Jam-Charakter. Viel Blues steckt ja eigentlich auch im Reggae und ist es gar nicht so unpassend, wenn Clapton sich inDon’t Blame Me in seine deutlichste Reggae-Adaption begibt. Erinnert mich ein bisschen an Marleys Burnin’ And Lootin’, wobei sich Clapton textlich sehr bei I Shot The Sheriff bedient. Für Reggae-Fans ein absoluter Ohrenschmaus.
Ja, der Blues, für den Clapton so sehr steht, war zwar in seinem Leben stark vorhanden, aber musikalisch gibt es sicher überzeugendere Darbietungen von Elmore James’ The Sky Is Crying. Die Slide-Gitarre kommt aber trotzdem gut.
Die folgenden Nummern pendeln zwischen Funk und Soul, ein bisschen Country und Folk (Pretty Blues), haben auch mal starke Southern-Einflüsse (High), bis das melancholische Opposites das Album beendet. Alles nicht überspektakulär, aber handwerklich verdammt gut gemacht. Mehr im Ohr hängen bleibt allerdings von der ersten Scheibe dieser Compilation.
Aber auch das zweite Album wird aufgestockt und sieben zusätzliche Songs – zwei davon unveröffentlicht – angefügt. Burial und Watcha Gonna Do sind weitere Roots-Reggae Stücke, während Fools Like Me ein schwerer Blues-Boogie ist, wie man ihn in späteren Jahren noch häufig in Claptons Repertoire finden sollte. Dazu passt der leicht schleppende Blues-Standard It Hurts Me Too, während I Found A Love nahezu jazzig-wild gerät.
Als weiteren Bonus gibt’s das eigentlich nur als Single erschienene Knockin‘ On Heaven’s Door. Wohl eine der schönsten Bearbeitungen eines Bob Dylan-Songs überhaupt und auch die B-Seite ist mit Someone Like You vertreten. Da nähert sich Eric weitestgehend einer Country-Ballade an, die nur durch seine bluesig-raue Slide-Gitarre vor zu viel “Nashville“ bewahrt wird. Hat ein bisschen was von Dylans I Shall Be Released.
Wie gesagt, die bessere Wahl ist sicher die Komplett-Box, aber wenn’s am Kleingeld mangelt, oder nur die abgespielten Vinylausgaben ersetzt/geschont werden müssen, könnte es auch diese Doppel-CD tun. Ein Fehler ist es sicher nicht.