Elton John Peachtree Road, Mercury/Universal, 2004 |
Elton John | Vocals, Piano | |||
Davey Johnstone | Acoustic Guitar, Dobro, Mandolin, Electric Guitar, Sitar, Background Vocals | |||
Bob Birch | Bass, Background Vocals | |||
John Mahon | Percussion, Background Vocals | |||
John Jorgenson | Pedal Steel Guitar | |||
Nigel Olsson | Drums, Background Vocals | |||
Guy Babylon | Hammond Organ, Fender Rhodes | |||
Larry Klimas | Baritone Saxophone | |||
Walter Parazaider | Tenor Saxophone | |||
Lee Loughnane | Trumpet | |||
Jimmy Pankow | Trombone | |||
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1. Weight Of The World | 7. Freaks In Love | |||
2. Porch Swing In Tupelo | 8. All That I'm Allowed | |||
3. Answer In The Sky | 9. I Stop And I Breathe | |||
4. Turn The Lights Out When You Leave | 10. Too Many Tears | |||
5. My Elusive Drug | 11. It's Getting Dark In Here | |||
6. They Call Her The Cat | 12. I Can't Keep This From You | |||
Nachdem ich nun Elton Johns 43. Album einige Male gehört habe, festigt sich der Eindruck, dass es sich hier um eine wunderbare Songsammlung handelt. Da habe ich doch immerhin fünf oder sechs Vinylscheiben von Eltons 70's Output im Schrank stehen und habe ihm bis zum "Too low for zero"-Werk die Treue gehalten. Dass er in der Folgezeit kaum einen ansprechenden Song komponierte bzw. jegliche passablen Ansätze durch manirierte Breitwand-Arrangements zukleisterte, liess mich stirnrunzelnd zurück. Abgehakt.
Sir Eltons neues Selbstverständnis, welches er auf dem 2001er-Werk "Songs from the Westcoast" aus den Trümmern seiner zurückliegenden Verfehlungen erneut zu mauern begann, wird nun unumstößlich zementiert und zeigt ihn als geläuterten Veteranen, als Grossmeister handwerklich geschickter Songkunst. Dass er nicht mehr so viele Platten verkauft wie einst, ficht ihn nicht an. Warum sollte es auch?
Sein treuer Weggefährte aus den Anfangstagen, Bernie Taupin, modelliert dem alten Herrn (Jahrgang 1947) ein lyrisches Korsett, das weit über stützende oder stabilisierende Funktion hinausgeht. Bernie und Elton sind quasi eins. Wenn das oft bemühte Wörtchen 'kongenial' einen Sinn macht, dann sicher hinsichtlich der symbiotischen Arbeitsweise dieser beiden Freunde.
Der Höhepunkt dieser "Peachtree Road" zeigt gleich zu Beginn, wie ernst es die Autoren mit ihrer wiedergefundenen Integrität meinen. Weight of the world ist sicher eine der besten Kompositionen seit langer Zeit und knüpft nahtlos an Klassiker wie Goodbye yellow brick road an.
Die beiden wissen scheinbar worauf es ihnen jetzt ankommt: "Fortune and fame is so fleeting - these days I'm happy to say I'm amazed that I'm still around" oder auch "You know I've still got my eyesight - these days I'm happy to see a sunset instead of a line". Alles klar?
Ruhe und Frieden, ja, und die Gewissheit sich auf jemanden stützen zu können, der mehr bietet als die schillernden Illusionen eines fragwürdigen Rausches. Die offenherzige Liebeserklärung an seinen Lebenspartner (My elusive drug) weist Elton als erleichterten und zufriedenen Menschen aus.
Prunkstück in Elton Johns Schaffen waren seit jeher seine Balladen. So ist es nicht verwunderlich, dass elf der zwölf Songs sich im gemässigten Tempo dahinschlängeln und nur durch einen bläsergestützten (die Herren von CHICAGO) Boogie, Marke Honky cat, die Wellen etwas höher schlagen.
Auch schön zu hören, dass Elton sich als Sänger noch verbessert hat. Einmal gibt Elton sogar den Country-Crooner (Turn the lights out when you leave), im Stile eines Glenn Campbell. Das Album wurde in Atlanta aufgenommen. Kein Wunder, dass ihm die Landluft diesen Titel zuraunte.
Verglichen mit seinem Frühwerk, hat Eltons Stimme sprichwörtlich an Tiefe und Ausdruckskraft gewonnen. Da er erstmalig auch als alleinverantwortlicher Produzent fungiert, verdankt man die unterschiedlichen, dezent gewählten Effekte auf seinen Vocals, die die diversen Stimmungsbilder transportieren, seiner ureigenen Soundvorstellung.
Schön auch zu hören, dass seine alten Kumpels, Gitarrist und Musical Director Davey Johnstone und Drummer Nigel Olsson wieder mit von der Partie sind und nicht zuletzt gehörigen Anteil an einer äusserst gelungenen Produktion besitzen.
Zwölf Songs, kein Ausfall. Nicht alle sind Hochkaräter, natürlich nicht. Doch Elton und Bernie vermitteln eine warmherzige Stimmung und gestalten "Peachtree Road" zu einer wahrhaft reifen Leistung und zu einer der erfreulichsten Überraschungen des sich neigenden Jahres. Freut mich sehr, Elton. Wirklich.