Titel |
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01. Kauf |
02. Doppelt schwer |
03. Weit weg |
04. Sternehoch jauchzend |
05. Rund um die Welt |
06. Würd ich |
07. Feigling sucht Liebe |
08. Richtung Norden |
09. Wie bitte was |
10. Du machst mich nass |
11. Nur Du |
12. Streuner |
Musiker | Instrument |
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Edy Edwards | Guitar, Vocals |
Dennis Kazakis | Bass, Vocals |
Dale Lohse | Drums, Vocals |
Falls sich jemand mit dem flauen Gefühl plagt, um den sogenannten Nachwuchs in der deutschsprachigen Rock-Musik sei es schlecht bestellt, der möge bitte Edy Edwards in Kalkül ziehen. Da ein alter Rock-Stratege wie STOPPOK nun auch schon so ganz langsam Richtung Rentenalter schliddert (glücklicherweise ohne Ermüdungserscheinungen), muss es erlaubt sein, den einen oder anderen Gedanken an seine Nachfolge zu verschwenden. Der schlaksige Edy Edwards aus Herne bedient genau diese schnoddrige und geradeaus gerichtete Gitarrenrocksparte, die Stefan Stoppok seit einigen Jahrzehnten allerbestens bedient.
Rio Reiser ist tot, die gute alte NATIONALGALERIE aus Hamburg gibt es längst nicht mehr, SELIG haben ihren Höhepunkt offenbar überschritten und Wolf Maahn spielt eh in seiner eigenen Liga und verkörpert mehr Pop als Rock. Bleibt also jenseits der netten und weichgespülten Mainstream-Akteure wie Max Giesinger, Wincent Weiss und Johannes Oerding aktuell nur Edy Edwards als Empfehlung für die aufrechten Verfechter der hemdsärmeligen Gitarrenfraktion mit Pfiff und Grips.
Nach seinem letzten Longplayer "Medienapplaus" ging Edy Edwards als Musikmalocher auf ausgedehnte Dauertournee, spielte solo-akustisch und im Rock-Trio und erntete neben berechtigtem Kritikerlob auch ein paar Schubkarren voller Zuschauerapplaus. Doch es könnte tatsächlich noch etwas mehr sein, um ein solides Auskommen zu bestreiten.
Auch wenn der rifflasige Titelsong seines brandneuen Albums "Kauf" mit bissiger Ironie den Zustand unserer Gesellschaft verhandelt, wird Edy im Laufe der zwölf Nummern schon noch etwas milder und romantischer und schüttet seinen quirligen Sprachwitz vornehmlich über Themen wie Sehnsucht, Liebe und Verzweiflung.
Den musikalischen old school Rock'n'Roll Anstrich seines Vorgängeralbums "Medienapplaus" zerfetzt der Endzwanziger Edwards nun mit einigen ambitionierteren Songs und überraschenderen Sound-Ideen. Bei einem Titel wie Doppelt schwer denkt man dann tatsächlich mal kurz an RADIOHEAD und Sternehoch jauchzend erinnert ein wenig an die britische Indie-Rock Band GOMEZ. Ansonsten lässt Edy keinen Zweifel daran, dass er natürlich die alten Platten der ROLLING STONES kennt und Du machst mich nass unmissverständlich eine Stefan Stoppok Blaupause darstellt.
Edy Edwards neue Scheibe "Kauf" bietet reichlich kernigen und abwechslungsreichen Rock'n'Roll Stoff mit Witz und Charme. Der Wahl-Dortmunder ist auf dem besten Wege sein Profil weiter zu schärfen und schürt mit seinen zwölf neuen Songs die berechtigte Hoffnung, dass abseits des deutschsprachigen Mainstream und dem auf Dauer recht faden Radio-Einheitsbrei noch reichlich Potential aus dem Beton emporragt. "Kauf" verfügt zweifelsfrei über genügend Niveau und Stil um all den freundlich lächelnden Medienlieblingen aus Funk und Fernsehen ein Schnippchen zu schlagen. Und wenn Edwards sich weiter ranhält und es sich nicht plötzlich anders überlegt, darf er dann eines Tages auch Stoppoks Erbe antreten.