Steve Winwood

Duisburg, Theater am Marientor, 22.07.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 24.07.2009
Stil: Rock, Jazz, Latin

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Steve Winwood,
Duisburg, Theater am Marientor, 22.07.2009

Gediegenes Ambiente, ein ehemaliges Musical-Theater in Duisburg-City, nicht zu groß, ca. 2500 Plätze, gepolsterte Klappsitze, links und rechts jeweils mit seitlichen Balkonen, große, von allen Seiten einsehbare Bühne. Zunächst recht gemütlich. Aber Rockkonzert mit Bestuhlung? Oje, ich persönlich mag´s eher nicht, vor allen Dingen weil mir nach einer Stunde meine Beine weh taten, weil man sie auf- grund der Enge der Sitzreihen nicht nach vorne ausstrecken konnte, so ungefähr wie in ´nem popeligen Reisebus. Grrr...

Steve Winwood und seine vier musikalischen Begleiter kommen ziemlich pünktlich auf die Bühne (20:10 Uhr) und legen mit "I´m a man" von CHICAGO los. Schweineguter, transparenter Sound. Die Investitionen in eine gute akustische Aufbereitung des Theaters machen sich letztlich doch bezahlt, was? Der Mischermann leistet natürlich sein Übriges. Gute Arbeit! Ausgewogen, glasklar. Eine Freude.
Die Bühne zeigt sich spartanisch hergerichtet, kein Firlefanz. Im Hintergrund in bemessenen Abständen senkrecht herabhängende weiße Tücher, die mit dem ansonsten schwarzen Hintergrund fein kontrastieren und durch geschickte Farbgebung und Einsatz der Scheinwerfer ein schlichtes, aber effektives Ambiente zaubern. Zentral die 5 Musiker, kleine Fender-Amps für Winwoods Gitarre und die des sogenannten Main-Man an der Elektrischen, der Brasilianer Jose Neto, der zwar sehr fingerfertig mit seinem Instrument umzugehen versteht, aber teilweise einen etwas 'merkwürdigen' Sound fährt, der mir persönlich nicht genügend 'vintage' gefärbt ist. Sorry, da bin ich engstirnig. Da gefällt mir der etwas rohere und direktere Sound aus Winwoods Fender-Amp und seiner Stratocaster einfach besser, obwohl Steve natürlich nicht der begnadete Saitenmagier ist, sondern letztlich ein Hammond B-3 Wizard, was er im Laufe des Konzertes mehrfach beweist.

Die Jungs, von denen mir nur der ungemein gute und einfühlsam spielende Drummer Richard Bailey (u.a. Jeff Beck, Snowy White) ein Begriff ist, harmonieren seht gut, spielen tough und tight, wie man so schön zu sagen pflegt, die Herren sind wirklich zusammen und grooven elegant und lässig dahin. Der versierte Percussionspieler meistert sein umfangreiches Instrumentarium auf meisterliche Art. Ein großer Spaß ihm dabei zuzuschauen, wie er ohne Unterlass arbeitet und kleinste und allerkleinste Akzente setzt.
Der britische Saxofonist und Querflötist Paul Booth, ein echter Ohrenschmaus, der bei einem der Long-Tracks - war's ein alter TRAFFIC-Song? - ein wahrhaft gigantisches, irrsinnig gut strukturiertes und spannendes Sax-Solo bläst, das das Publikum zu spontanem Szenenapplaus hinreißt. Richard Bailey, wie erwähnt, ganz, ganz prima. Und Steve Winwood himself, ein Meister der Tasten und immer noch, mit klitzkleinen Abstrichen, ein begnadeter Sänger.

Die Jungs spielen sich durch ihr 90-minütiges Repertoire, das mit Songs des aktuellen Albums "Nine Lives" (u.a. Fly), dem alten BLIND FAITH-Knaller Can't find my way home und einigen TRAFFIC-Klassikern gespickt ist (u.a. Low spark of high-heeled boys; Light up or leave me alone). Jeweils in nicht alltäglichen Versionen, sprich Uralt-Versionen, sondern dem Band-Line Up angepasst, quasi modernisiert und modifiziert, gerne mit gepfefferten Latin-Einflüssen und stets auch mit dieser leicht angejazzten Note, die den Steve Winwood Kompositionen schon immer gerne zu eigen war.
Als finalen Song präsentiert Winwood schließlich seinen 80er Jahre Hit Higher love, der nicht ganz so prickelnd wie das übrige Repertoire daherkommt und von dem veränderten Arrangement nicht profitieren kann. Im Zugabenteil dann das unvergessene Dear Mr. Fantasy, samt ausuferndem Gitarrensolo von Steve und letztlich Spencer Davis' Gimme some lovin'. Was sonst?
Gute 100 Minuten auf hohem musikalischen Niveau, ein gelungener und erinnerungswürdiger Abend, der Bestuhlung und limitierte Beinfreiheit im Marientor-Theater glücklicherweise zur Nebensächlichkeit degradiert.

Frank Ipach, 22.07.2009

 

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