Doro Fear no evil, AFM Records, 2009 |
Doro Pesch | Vocals | |||
Joe Taylor | Guitar | |||
Oliver Palotai | Guitar, Keyboards | |||
Nick Douglas | Bass | |||
Johnny Dee | Drums | |||
Gäste: | ||||
Tarja Turunen | Vocals | |||
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01. The night of the warlock | 08. I lay my head upon my sword | |||
02. Running from the devil | 09. It kills me | |||
03. Celebrate | 10. Long lost for love | |||
04. Caught in a battle | 11. 25 years | |||
05. Herzblut | 12. Wildfire (Bonus) | |||
06. On the run | 13. You won my love (Bonus) | |||
07. Walking with the angels (feat. Tarja Turunen) | ||||
Mitten in der Pionierphase des deutschen Heavy Metal platzte 1984 das WARLOCK-Debüt "Burning the witches". Während heute Sängerinnen in hart rockenden Bands an der Tagesordnung sind, war Doro Pesch, die unbekümmert und frech in eine Männerdomäne eindrang, trotz Lee Aaron, RUNAWAYS, GIRLSCHOOL, ROCK GODESS und einigen wenigen weiteren handverlesenen Bands mit weiblichen Protagonisten, damals eine echte Sensation.
Das überwiegend männliche, triebgesteuerte Metalpublikum musste geradezu zwangsläufig dieser blonden Versuchung aus Düsseldorf erliegen. Doro sorgte für unruhige Nächte und manch einer träumte von einer Gefährtin wie ihr - attraktiv, charakterstark und mit dem gleichen Lebensgefühl beseelt.
Das allein hätte aber sicher nicht ausgereicht um Doro zu einer der Kultikonen des Heavy Metal aufsteigen zu lassen, die anno 2009 im fünfundzwanzigsten Jahr ihrer Karriere, die WARLOCK-Phase mit berücksichtigt, mit "Fear no evil" ihr fünfzehntes Album vorlegt.
Der wohl wichtigste Faktor ist ihre bis zum heutigen Tage andauernde innige Beziehung zu ihren Fans, die durch nichts zu erschüttern scheint. Selbst das experimentelle Industrial-Album "Machine II machine" oder die eine oder andere etwas mainstreamlastige Produktion wurden ihr, von einigen Hardliner abgesehen, verziehen, denn meist war auf Doro hinsichtlich der Qualität ihrer Live-Shows und Alben Verlass.
"Fear no evil" macht da auch keine Ausnahme. Angefangen beim Fantasy-Artwort, das wie eine Collage aus WARLOCKs "Triumph and agony" und ICED EARTHs "Something wicked..." in Rot wirkt, über die wahlweise pathetischen oder plakativen Texte, bis hin zur stilistische Ausrichtung bietet die deutsche Metal-Queen genau das was ihr Publikum von ihr erwartet: Die gewohnte Mischung aus bodenständigem, traditionellen, meist hymnenhaften Heavy Metal und gefühlvollen Balladen. Allerdings hat man bei den ersten paar Hördurchgängen das Gefühl, dass echte Höhepunkte rarer gesät sind als sonst.
Natürlich schmilzt man dahin, wenn Doro verspricht ihr Herzblut zu vergießen und dabei gleichermaßen Udo Lindenbergs Cello und ihr eigenes Für immer kompositorisch Pate standen. Gänsehaut pur auch beim Duett Walking with the angels mit Tarja Turunen, wobei alleine schon das Aufeinandertreffen von ausgebildeter und autodidaktisch geprägter Stimme für Spannung sorgt, aber auch Qualitätsunterschiede offenbart.
Ansonsten herrscht erst einmal der Eindruck, dass Doro schon deutlich stärkere Alben veröffentlicht hat.
Mit intensiverer Beschäftigung entwickelt sich aber vor allem die zweite Hälfte der Scheibe noch zu einem echten Geheimtipp. I lay my head upon my sword besticht durch seine Extravaganz innerhalb des traditionellen Grundkonzepts, It kills me zeigt Doro ungewohnt düster und dramatisch, während Long lost for love einfach eine großartige atmosphärische Hymne ist.
Am Ende ist "Fear no evil" dann doch wieder ein typisches Doro-Album, das allen Erwartungen gerecht wird. Für die beinharten Fans eine Offenbarung, für den Rest eine solide, traditionelle Metal-Scheibe mit einer Handvoll herausragender akustischer Leckerbissen.