Don Airey

Live In Hamburg

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.04.2021
Jahr: 2021
Stil: Hard Rock, Prog Rock
Spiellänge: 101:32
Produzent: Eike Freese

Links:

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Plattenfirma: earMUSIC


Redakteur(e):

Epi Schmidt


s. weitere Künstler zum Review:

Carl Sentance

Rainbow

Deep Purple

Whitesnake

Gary Moore

Titel
CD 1:
01. Nuclear Attack
02. Pictures Of Home
03. Shooting Star
04. I Surrender
05. Still Got The Blues
06. Desperado
07. The Way I Feel Inside
08. Lost Boys
 
09. Is This Love
CD 2:
01. Child In Time
02. Difficult To Cure
03. All Night Long
04. Lost In Hollywood
05. Hush
06. Since You've Been Gone
07. Black Night
Musiker Instrument
Don Airey Keyboards
Carl Sentance Vocals
Laurence Cottle Bass
Simon McBride Guitar
Jon Finnigan Drums

Irgendjemand hat Glenn Hughes mal den Titel “The Voice of Rock“ verliehen. Wahrscheinlich war er es selbst. Sollte mal jemand auf die Idee kommen, den Titel “The Keys of Rock“ zu vergeben, kann es dafür nur einen Anwärter geben: Don Airey.

Den Status eines Jon Lord wird er – noch irgendjemand anderes – jemals erreichen, aber den Beitrag, den der stets bescheidene Airey zur Rockmusik geliefert, wird auch niemand sonst erreichen. Jedenfalls wenn es um Tastenarbeit geht.

 

Wer, außer Airey, hätte die Nachfolge Lords bei DEEP PURPLE antreten können? Und von COLOSSEUM II über RAINBOW, BLACK SABBATH, MSG, OZZY OSBOURNE, WHITESNAKE, GARY MOORE, KATRINA & THE WAVES bis zu JETHRO TULL, und weit darüber hinaus, reichen seine Beiträge. Und dabei sind die Arbeiten gar nicht gezählt, die er mal so nebenbei erledigt hat. Der Keyboarder von URIAH HEEP fällt kurzfristig aus? Herr Airey ist zur Stelle. Bei JUDAS PRIEST ist Bassist Ian Hill nicht so ganz auf der Höhe? Das bisschen erledigt Don am Moog Synthesizer mit (in der Tat Airey auf “Painkiller“ einen Großteil der Bass-Spuren eingespielt haben).

 

So einen perfekten “Wasserträger“ hatte einst nicht mal Günter Netzer in Form von Hacki Wimmer, wie es Airey für zahllose Rock- und Popacts war und ist. Nur mit seinen eigenen Alben und Kompositionen hat's nicht für den großen Wurf gereicht. Nun, das können sowohl er, als auch wir verschmerzen und wen er sich aus dem Fundus der seiner Arbeiten bedient, um ein Live-Album einzuspielen, soll uns das mehr als recht sein. Mit Carl Sentance hat er den passenden Mann am Mikro, der auch schon auf Soloalben von Airey spielte (wie Airey auch für Sentance die Tasten gedrückt hat) und der bei NAZARETH nicht ausgelastet ist sowie mit Simon McBride (u.a. SNAKECHARMER) einen ausgezeichneten Gitarristen. Das Rhythmus-Duo Cottle und Finnigan sind ähnlich wie Airey Hansdampfe in allen Gassen.

 

Der Auftritt in der Hamburger Fabrik fand bereits am 14. März 2017 statt, aber wir wissen ja um die aktuelle Situation der Musikbranche (und unserer eigenen). Also her mit der Konserven-Livemusik!

Dem Stempel auf dem Cover nach, gibt’s “100% Live – No Overdubs!“ und dem Jubel nach, war das Publikum schon zum Opener ordentlich in Fahrt. Gary Moores Nuclear Attack; von dessen 1980 eingespieltem, aber erst 1984 veröffentlichten “Dirty Fingers“-Album, gereicht auch gut, um für Stimmung zu sorgen. Klassischer Hard Rock jener Tage, der an DIO, UFO oder auch RAINBOW erinnert.

 

Pictures Of Home könnte die erste dicke Überraschung sein, hätten DEEP PURPLE diesen Titel von ihrem 1972er “Machine Head“-Album nicht bereits einige Zeit zuvor recycelt (u. a. auf “Total Abandon – Live In Australia“). Tut dem Spaß aber keinen Abbruch und vor allem Sentance macht hier einen äußerst überzeugenden Job. Das Vorspiel zu Shooting Star (nicht das Shooting Star!) klingt so dermaßen nach PURPLE, dass man Lazy oder Smoke on The Water vermutet, doch auch der Track von Aireys 2008er “A Light In The Sky“ sorgt für progressiven Rock-Spaß.

 

Dann wird’s aber Zeit für den ersten großen Hit: RAINBOWs I Surrender. Mir persönlich ein klein wenig zu gehetzt, aber wir haben ja auch nicht mehr 1981. Auch hier hab ich letztlich Spaß dabei. Allerdings, was sich Airey da während des Gitarrensolos für Tasten-Eskapaden erlaubt, das hätt's bei Ritchie nicht gegeben. So viel ist sicher!

Airey saß natürlich auch bei Gary Moores Still Got The Blues an den Tasten, wobei das charakterische Piano von Nicky Hopkins gespielt wurde. Zwei Größen der “tastenden Zunft“ - was soll man sagen? Jedenfalls, das McBride hier einen blitzsauberen Moore an der Sechssaitigen abgibt. Da darf ihm auch mit Desperado nochmals gehuldigt werden. Hier geht’s allerdings schon ganz weit in den Progressiv und Fusion-Bereich rüber. Hier wie bei den folgenden The Way I Feel Inside und Lost Boys toben sich denn auch McBride und vor allem Airey ganz schon aus. Sei ihnen gegönnt.

 

Is This Love läutete für mich eher die Zeit ein, ab der ich auf WHITESNAKE überwiegend verzichten kann. Für Airey läutete es wohl die Zeit ein, ab der er sich (noch keine 40) um seine Rente keine Sorge mehr machen musste. Natürlich saß er auch bei dieser Nummer an der Orgel und rollte den unverkennbaren Teppich aus. Ich hätte wohl trotzdem die Zeit genutzt, für einen Besuch beim Bierstand. Sentance hört sich auch aus der Ferne noch gut an. Airey sowieso.

 

Womit wir bei der zweiten CD wären und damit endgültig in der 'Greatest Hits'-Abteilung. Da bleiben denn auch kaum Wünsche offen. Child In Time wird in jeder Hinsicht überzeugen dargeboten. Trotzdem, dass Airey die Nummer wahrscheinlich tausende Male gespielt hat, spürt man immer noch den Enthusiasmus und die Hingabe zu dieser Nummer. Und was McBride auf der Gitarre abzieht, würde auch in den Reihen von DEEP PURPLE Anerkennung finden.

Was RAINBOW damals aus Beethovens Neunter gemacht haben, fand auch im Hard'n'Heavy-Lager Anerkennung. Auch hier fühlt sich Airey zu manchem “Schlenker“ verleitet, aber bloßes Nachspielen wäre auch etwas zu banal. Überhaupt scheinen sich Airey und McBride hier gegenseitig anzustacheln, wenn es auch nicht ganz an die Gefechte mit Blackmore heranreicht.

 

Sentance hatte in dem Instrumental naturgemäß Pause, die er aber wahrscheinlich für All Night Long und Lost In Hollywood ( letzteres mit längeren Solo-Ausflügen) auch gebraucht hat. Er schlägt sich dann aber auch sehr beachtlich durch die einst von Graham Bonnet auf “Down To Earth“ in die Erdumlaufbahn gebrüllten Titel. Kurz darauf folgt – zunächst im Crooner-Style - mit Since You've Been Gone die dritte und bekannteste Nummer aus diesen Album. Einer kleinen Gänsehaut kann ich mich da nicht erwehren, auch wenn Sentance sich durchs Intro mogelt und Aireys Piano einen Tick zu laut ist.

 

Fürs Intro zu Hush hat man sich auch etwas einfallen lassen, nämlich das wieselflinke aus RAINBOWs Spotlight Kid. Da hätte ich durchaus noch etwas länger zugehört, aber das Publikum ist sicher froh, jetzt wieder stimmgewaltig einsteigen zu können. Große Textkenntnisse braucht man und in dem Klassiker von Joe South ja nicht. Jon Finnigan darf zwischendurch zum Drum-Solo ansetzen und auch Bassist Laurence Cottle demonstriert kurz seine Fähigkeiten.

 

Ein Smoke On The Water verkneift man sich zum Glück, aber um Black Night kommen und wollen wir nicht herum. Ein guter Abschluss für ein offenbar komplettes Konzert und wenn das noch komplett ohne Overdubs auskam, muss man sagen: Hut ab und Danke für etwas ersehntes Live-Feeling.

 

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