Dominici

Lebe schnell, stirb jung und hinterlasse eine gutaussehende Leiche

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 30.04.2008

Links:


Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Dominici
Lebe schnell, stirb jung und hinterlasse eine gutaussehende Leiche, Interview

So etwas kann man zweifellos als ein spektakuläres Comeback bezeichnen. Nach Jahren in der Versenkung kehrt der frühere DREAM THEATER-Sänger Charlie Dominici zurück, um gleich ein in drei Teile untergliedertes Konzeptwerk namens "O 3 - A Trilogy" Vorzulegen. Dabei war Teil 1 noch alleine, nur mit akustischer Gitarre und in geringer Stückzahl realisiert worden, während die nächsten beiden Kapitel in voller Bandbesetzung als DOMINICI es progmetallisch krachen ließen. Nun liegt Teil 3 der Trilogie auf dem Tisch und wir hatten Gelegenheit, mit Charlie Dominici (im folgenden C.D.) ein E-Mail-Interview zu führen.

Charlie Dominici

HoM: Mit der Veröffentlichung von Teil 3 in diesem Monat ist die "O 3"-Trilogie zu einem Abschluss gelangt. Dieses letzte Kapitel beginnt sehr dunkel und Furcht einflößend mit dem Thema Terror. Aber am Ende ist die Geschichte voller Hoffnung, mit einem Neuanfang. Kannst Du uns ein bisschen darüber erzählen?

C.D.: Es ist, wie Du gerade gesagt hast. Es kann als ein Neubeginn für das Leben auf der Erde angesehen werden, dann wiederum kann man es betrachten als etwas, das vor Jahrmillionen passiert ist, bevor das, was wir heute als "Menschheit" kennen, entstanden ist. Es könnte auch etwas sein, das immer wieder passiert und eine nachvollziehbare Erklärung für das "Deja Vu" genannte Phänomen verschafft. Oder aber, es ist einfach eine verrückte Geschichte, ausgedacht von einem mehr als nur ein bisschen durchgeknallten Songwriter wie mir.

HoM:Kannst Du ein wenig über die Arbeit im Studio für O 3 - Teil 3 berichten? Folgte die Musik dem Textentwurf oder war es umgekehrt?

C.D.:Für den dritten Teil hatte ich eine ganz andere Herangehensweise als für die ersten beiden Teile beschlossen. Im ersten Teil, als ich natürlich alles alleine gemacht habe, war der Schreibstil ziemlich flexibel. Ich konnte Musik komponieren, dann einige Textpassagen und mir dann die Zeit nehmen, um die Ideen zusammenzufügen, um die zehn Songs von Teil 1 zu formen. Teil 2 wurde ähnlich angegangen, mit der Ausnahme, dass ich alle Texte geschrieben habe, bevor die endgültigen Kompositionen entstanden sind. Ich hatte tatsächlich School Of Pain komplett auf der akustischen Gitarre geschrieben, bevor ich nach Sardinien flog, um es der Band vorzustellen. Deshalb beginnt das Intro des Songs wie ein Riff auf der akustischen Gitarre. Natürlich haben dann Brian, Yan und ich das Ganze in einen Prog Rock Song verwandelt. Die übrigen Songs von Teil 2 wurden auf der Grundlage der schon fertigen Texte geschrieben, die ich bereits beendet hatte, bevor ich nach Italien flog., um die zweite CD mit der Band aufzunehmen.

Als ich beschloss, mit Teil 3 fortzufahren, waren erst 7 Monate seit der Veröffentlichung von Teil 2 vergangen. Ich war begierig darauf, mit dem dritten Teil zu beginnen, weil ich bereits das komplette Ende der Geschichte in meinem Kopf hatte. Ich beschloss, diesmal kein einziges Wort niederzuschreiben, bevor ich wieder mit der Band zusammen war. Ich wollte, dass sich Musik und Text nahtlos ineinander fügen sollten und ich war mir sicher, dass dies einfacher zu erreichen sein würde, wenn ich mit dem Texten wartete, bis wir die Musik schrieben. Ich erinnere mich, dass mich Yan fragte, als ich aus dem Flugzeug stieg, ob ich schon alle Texte geschrieben hätte und ich sagte: "Kein einziges Wort!" Er schaute erschrocken und verängstigt drein, aber ich versicherte ihm, dass alles gut werden würde. Mein Plan war, mich mit der Band die ersten Tage zusammenzusetzen und zu erzählen, was im dritten Teil passieren sollte, und ihnen ein Gefühl zu geben, in welche Richtung die Musik meiner Meinung nach gehen sollte. Jeder hat vor kurzem die Sprache des anderen gelernt, so dass es auch erheblich einfacher war, miteinander zu kommunizieren, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Als wir dann alle auf einer gemeinsamen Ebene waren, begannen wir mit musikalischen Einfällen im Studio herumzuspielen. Ich nahm die Mp3-Dateien auf meinem Player mit nach Hause und hörte mir, auf dem Bett liegend, jeden Abend die Arbeit des vergangenen Tages an, um mir dabei vorzustellen, welcher Song das werden könnte, welche Musik und welcher Text entstehen würden. Ich habe vor einiger Zeit etwas darüber gelesen, wie ein kreativer Prozess so lange in deinem Bewusstsein gefördert wird, bis du eine Sackgasse erreicht hast. Dann solltest Du aufhören, darüber nachzudenken oder sogar schlafen gehen - und an diesem Punkt übernimmt dein Unterbewusstsein die Arbeit. Du bekommst den Geistesblitz möglicherweise in einer Wachphase, oder, wenn es passiert, während du schläfst, kannst du mitten in der Nacht mit einer Idee auf. Das kann nur eine Kleinigkeit sein, wie ein Wort oder eine Phrase, aber du weißt dann instinktiv, was daraus erblühen kann. Ich würde mitten in der Nacht aufspringen, ein Papier oder Taschentuch schnappen, um es aufzunotieren, damit ich mich am Morgen noch daran erinnern kann. Dann würde ich zurück zum Laptop gehen, wo die leeren Dateien sind, die lediglich Zahlen enthalten, Song 1, Song 2 usw. Ich würde damit beginnen, bei jedem Song zu Beginn einen kleinen Paragraphen hinzuschreiben um dort zu erklären, was in dem Song passiert. (Ich habe diese kleinen Paragraphen übrigens bei jedem Song auf der Textseite im CD-Booklet belassen).

Dann setzte ich das Wort ein, oder irgendwelche Worte, die mir im Kontext des Songs eingefallen sind, seien es ein Refrain oder eine Strophe oder dergleichen. Ich empfinde, dass Texte auf diese Art und Weise nicht "geschrieben" werden, sondern eher entstehen, als seien sie "gewachsen", wie in einem Garten. Du pflanzt all diese kleinen Samen und zunächst scheint nichts da zu sein. Aber dann, nach einer Weile, tauchen plötzlich überall gleichzeitig kleine Pflanzen auf. Du nährst sie, bis sie zu einem vollständigen und schönen Garten heranreifen. Ich glaube, dass diese Herangehensweise die CD letztendlich ein gutes Stück einheitlicher gemacht hat. Es half uns auch, die "Zusammenfassung" mit den Paragraphen bei jedem Song zu verwenden, sowohl als Grundlage für die Texte als auch, um es einfacher zu machen, Texte zu schreiben, die nicht zu wortreich sind, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass die Geschichte unvollständig wird. Wenn du den Songs zuhörst, kannst du schon die ganze Geschichte erfassen, aber wenn du das Textblatt dazu liest, kommen die Einzelheiten noch mehr zur Geltung. Auf diese Weise schweifen die Songs textlich nicht ab und die Geschichte wird doch zur Gänze erzählt.
Ich weiß nicht, ob ich damit durchkomme, aber bisher haben sich die Kritiker noch nicht beschwert ?,

HoM: Die Geschichte hat viele Merkmale eines Filmstoffs Wurdest Du von Filmen oder Büchern bei der Arbeit an einem Song oder dem Album inspiriert?
Es war sehr ungewöhnlich, Dein nennen wir es einmal "Comeback" mit so einem ausufernden Projekt wie einer Trilogie mit drei Alben zu starten. Was war der Grund dafür und wie lange hattest Du geplant, die "O 3"-Geschichte zu verwirklichen?

C.D.: Filme und Konzeptalben sind sehr ähnlich, indem sie dich auf einen wilde Fahrt mitnehmen und dich zurücklassen, aus dem Kino hinauslaufend (oder in diesem Fall die Kopfhörer absetzend) mit dem Gefühl, als wärst du aus deinem Alltag in eine andere Zeit oder einen anderen Ort versetzt worden. Immer wenn ich einen guten Film sehe, lässt er mich sehr inspiriert zurück und meine Gedanken schießen wild in meinem Kopf herum. Ich wollte das auch mit dieser Geschichte erreichen, die im Übrigen auch leicht ein Filmstoff sein könnte. Ich hatte nicht bewusst geplant, mit einer epischen Trilogie zur Musik zurückzukehren, es passierte ganz einfach so, als ob es ein Eigenleben führen würde. Tatsächlich hatte ich nicht einmal daran gedacht, zur Musik zurückzukehren, als ich begann zu schreiben. Ich war einfach erfüllt von der Geschichte und ich dachte eher, dass es möglicherweise ein Drehbuch oder irgendetwas in der Art werden könnte. Schnell stellte ich jedoch fest, da ich kein Filmemacher bin, keinerlei Equipment dafür und auch keinerlei Erfahrung mit Filmen habe, dass ich mich besser an etwas halten sollte, worüber ich ein bisschen etwas weiß und das ist nun mal die Musik. Als ich mit dem Schreiben und Aufnehmen des ersten Teils begann, wurde schnell klar, dass mit etwa einer Stunde Songs die Geschichte noch nicht ansatzweise zur Hälfte erzählt war. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es mindestens ein zweites oder gar drittes Album geben müsste. Bald beschloss ich, drei CDs zu machen um alles abzurunden. Ich wusste ebenfalls, dass ich nicht alle drei Teile vollständig akustisch machen wollte, also ging ich auf die Suche nach Musikern, die mich beim zweiten und dritten Teil unterstützen sollten.

HoM: Gibt es Pläne, die gesamte Trilogie in einem Boxset herauszubringen? Gibt es darüber hinaus Pläne, die ganze Geschichte auch live zu präsentieren?

C.D.: Falls die Plattenfirma jemals entscheiden sollte, ein Boxset zu machen, sollten sie sich besser schnell entscheiden, denn Teil 1 gibt es nur auf meinem eigenen Label "Dominici Records" und wir haben auch nur noch einige hundert Kopien übrig. Ich will auch nicht mehr davon machen, weil ich möchte, dass diese erste CD eine Rarität bleibt. Ich möchte auch nicht zu viele davon herausgeben, weil ich will, dass die Leute uns als Prog-Metal-Band sehen und nicht als eine Art akustischer unplugged Act. Anders gesagt, ist es so, dass die erste CD so ist als wäre ich nackt und ich möchte in der Öffentlichkeit lieber vollständig angezogen gesehen werden. ?

HoM: Kannst Du uns etwas über Deine großartige Band erzählen? Wie hast Du sie gefunden?

C.D.: Sie kamen mit mir in Verbindung nachdem ich eine Anzeige im Internet platziert hatte und der Rest ist Geschichte. Wenn man bedenkt, wie gering meine Chancen waren, eine derartige Band zu finden, die nicht nur schon einige Jahre zusammenspielte, sondern auch so begabt ist, wie dies der Fall ist und dazu noch in der Lage ist, sich so schnell und einfach mit mir zusammenzuraufen, wird klar, dass hier entweder eine Riesenportion Glück im Spiel war oder sogar etwas mystisches, wenn nicht gar magisches !

HoM: Was hast Du nach der Trennung von DREAM THEATER getan, um mit der Musikszene im Allgemeinen und der Prog-Metal-Szene im Besonderen in Kontakt zu bleiben?

C.D.: Nicht viel. Ich war ausgebrannt von der so genannten Musikszene, aber ich blieb immer in Verbindung mit den Jungs von DREAM THEATER, weil wir damals enge Freunde waren und es bis heute geblieben sind. Ich sehe sie wie Brüder an, James La Brie und Jordan Rudess eingeschlossen.

HoM: Nach diesem monumentalen Werk - "O 3" - sehen Eure Pläne für die nähere Zukunft in musikalischer Hinsicht wie aus?

C.D.: Wir werden möglicherweise den Stress und den Druck etwas herunterfahren und zurückkehren zu einer etwas einfacheren Form des Schreibens und Spielens epischer, melodischer Prog-Metal-Songs, die nicht in irgendeiner Art von Konzept gebunden sind.

HoM: Gibt es irgendwelche Pläne, bald in Europa auf Tour zu gehen?

C.D.: Es ist nichts konkret in Arbeit, aber das Album ist jetzt auch nicht einmal eine Woche draußen. Man wird sehen, was sich entwickelt. Wir sind immer noch eine ziemlich neue Band, gerade mal eineinhalb Jahre alt. Es könnte ein Weilchen dauern, bis die Welt realisiert hat, dass wir auch da sind.

HoM: Zum Schluss: was ist Dein persönliches Motto, das hinter Deiner Arbeit und hinter der Musik von DOMINICI steht?

C.D.: Ich habe eine ganze Menge persönlicher Motti, das kommt ganz darauf an, auf was man sich bezieht. Ein Motto könnte sein: "Lebe schnell, stirb jung und hinterlasse eine gutaussehende Leiche" (James Cagney) Es mag für mich zu spät sein, um jung zu sterben, aber ich lebe schnell und halt mich in Form, also sehe ich noch gut aus.
Eher auf die Band bezogen könnte unser Motto sein: "Sei du selbst, von ganzem Herzen, mache es heavy und bleibe Prog-Metal!"

Vielen Dank an dieser Stelle an Nasrin von Pirate Smile, ohne die dieses Interview nicht möglich gewesen wäre.

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music