Dixie Chicks

Taking The Long Way

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.06.2006
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Dixie Chicks
Taking The Long Way, Sony/BMG, 2006
Natalie Maines Lead Vocals, Omnichord
Martie Maguire Violin, Viola, Mandolin, Background Vocals
Emily Robison Banjo, Acoustic & Electric Guitar, Papoose, Accordion, Sitar, Background Vocals
Mike Campbell, Smokey Hormel, Gary Louris, John Mayer, Dan Wilson, Matt Sweeney Electric & Acoustic Guitars
Benmont Tench, Larry Knechtel Piano, Hammond Organ, Harmonium, Wurlitzer
Sebastien Steinberg Bass
Chad Smith Drums
Lloyd Maines Pedal Steel, Mandolin
Lenny Castro Percussion
Keb' Mo', Bonnie Raitt, Gary Louris Background Vocals
Produziert von: Rick Rubin Länge: 66 Min 37 Sek Medium: CD
1. The Long Way Around8. Silent House
2. Easy Silence9. Favorite Year
3. Not Ready To Make Nice10. Voice Inside My Head
4. Everybody Knows11. I Like It
5. Bitter End12. Baby Hold On
6. Lullaby13. So Hard
7. Lubbock Or Leave It14. I Hope

Denkt man dieser Tage an die DIXIE CHICKS, fällt einem natürlich dieser bemerkenswerte Zwischenfall aus dem Jahre 2003 ein, als Natalie Maines gestand, sie schäme sich für die kriegerischen Aktivitäten der amerikanischen Regierung im Irak-Konflikt und für ihren Präsidenten George W. Bush, der unglücklicherweise aus ihrem gemeinsamen Heimatstaat Texas stamme. Die CHICKS zogen den Zorn der nationalistisch gesonnenen Rednecks auf sich und sahen sich mit massiven Anfeindungen konfrontiert. Das ist nun lange her, doch die Auswirkungen dieser Eskapade spiegelt sich jetzt im aktuellen DIXIE CHICKS-Album "Taking The Long Way" wider.

Ein gutes Drittel der Lyrics bezieht sich direkt oder indirekt auf diese kritische Lebensphase der drei Amerikanerinnen. Am offensichtlichsten wird Natalie Maines Gemütszustand im trotzigen und gleichermassen Unverständnis deklarierenden Not ready to make nice, wo sie Zeilen wie 'It's a sad sad story when a mother will teach her daughter that she ought to hate a perfect stranger. And how in the world can the words that I said send somebody so over the edge, that they'd write me a letter sayin' that I better shut up and sing or my life will be over', mit überzeugender Emphase hinausschreit. Natürlich war Natalie Maines schon immer eine sehr treffsichere und bewundernswerte Sängerin, doch in diesem Song brennt sie wahrhaftig. Der allgewaltige Rick Rubin, der seinen ruhmreichen Produzentensachverstand in die Waagschale wirft, mildert das Ganze allerdings mit ein paar weichherzigen Streichern.
Rick Rubins Hang zum gesunden Minimalismus tritt auf "Taking The Long Way" allerdings nicht so klar in Erscheinung, verlegt sich der gute Rick im Großen und Ganzen doch zu sehr auf mainstreamorientierte Puderzuckerarrangements, die dem Millionenpublikum der DIXIE CHICKS treuherzig entgegenkommt. Der Löwenanteil der 14 Songs protzt erstaunlicherweise mit recht üppigen Arrangements und einem arg kalkulierten Sound ohne bemerkenswerte Ecken und Kanten, der dem Insider leider kein Aha-Erlebnis beschert. Da hatte ich mir wirklich Aufregenderes erwartet.
Die Platte klingt natürlich nicht schlecht, ist wohl genretypisch produziert, aber das hätten wohl vier oder fünf andere der einschlägig bekannten Ami-Produzenten ähnlich gut hingekriegt.

Nun gut, das ist kein Beinbruch, denn der Großteil der Songs überzeugt durch geschickt gedrechseltes Songhandwerk und einwandfrei gelungenem Leadgesang und imponierenden Harmony-Vocals, die immer wieder auch an die sonnendurchfluteten Satzgesänge des in die Jahre gekommenen kalifornischen Dreierpacks WILSON PHILLIPS erinnern. Schön, sehr schön sogar. Wie auch das gesamte Album tatsächlich mehr nach Los Angeles als nach Nashville klingt, und mehr als Mainstream-Rockalbum zu verstehen ist, denn als Nashville Glamour-Country. Da brillieren die restlichen CHICKS, Martie Maguire und Emily Robison zwar mit rootsgetränktem Banjo-, Mandolinen- oder Akkordeonspiel, doch dies sind jeweils nur gutgemeinte Ornamente.

Interessant auch die Auswahl der Co-Autoren. Da bemüht sich eine ganze Heerschar anerkannter Hitlieferanten um Zugang zum üppigen Tantiementopf. SEMISONIC's Dan Wilson hilft den Mädels gleich sechs Mal aus, ex-CROWDED HOUSE Mastermind Neil Finn, HEARTBREAKERS-Gitarrist Mike Campbell, sowie Lady Sheryl Crow lassen ihr Talent jeweils ein Mal aufblitzen und der um eine zauberhafte Melodie nie verlegene Gary Louris (JAYHAWKS) bringt mit 4 tollen Kompositionsbeiträgen das Album ein gutes Stück voran. Wobei Louris' Handschrift das BEATLES-inspirierte I like it zu einem der Attraktionen dieser Scheibe macht. Die anschließende herzerweichende und schwelgerische 60's-Ballade Baby hold on verpasst mir doch tatsächlich eine prickelnde Gänsehaut. Wobei der kurze Gastauftritt des momentan schwer angesagten John Mayer an der Leadgitarre hier den geringsten Eindruck hinterlässt. Der Gesang ist es, der Gesang, Freunde. Superschmalzig zwar, aber betörend.
Ein fast ebenso feines Liedchen beschließt dieses Album dann auch noch recht optimistisch. Auf dem dezent groovenden Southern-Soul-Gospel-Song I hope überzeugen Hochglanz-Blueser Keb' Mo' und die CHICKS mit lässiger Eleganz.

"Taking The Long Way" darf man wohl getrost als Meisterleistung des Mainstream-Erwachsenen-Pop bezeichnen, zumal die frühere Country-Affinität der DIXIE CHICKS hier merklich am Horizont verblasst. Das ist gute Unterhaltung im besten Wortsinne. Das macht dieses Album sicherlich noch für ein paar Hunderttausend Hörer zusätzlich interessant. Auch das deutsche Publikum sollte Gefallen finden an diesen neuorientierten DIXIE CHICKS. Genügend Ohrwürmer der gehobeneren Sorte sind zumindest vertreten.

Frank Ipach, 23.06.2006

 

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