Deathrow

Riders Of Doom - Raging Steel - Deception Ignored

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.03.2018
Jahr: 2018
Stil: Thrash Metal

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Deathrow Homepage



Redakteur(e):

Marc Langels


Deathrow
Riders Of Doom - Raging Steel - Deception Ignored, BMG, 2018
MiloGass & Gesang
Thomas PriebeGitarre ("Riders Of Doom" & "Raging Steel")
Sven FlüggeGitarre
Markus HahnSchlagzeug
Uwe OsterlehnerGitarre ("Deception Ignored")
Produziert von: Ralph Huberrt & Andre Chipalier ("Riders Of Doom") - Harris Johns ("Raging Steel" & "Deception Ignored") Länge: 188 Min 38 Sek Medium: CD
Riders Of Doom (71:02)
01. Winds Of Death09. Samhain
02. Satan's Gift10. Hell's Ascent (Demo)
03. Riders Of Doom11. Samhain (Demo)
04. Hell's Ascent12. Riders Of Doom (Demo)
05. Spider Attack13. Night Of The Wolf (Rehearsal)
06. Slaughtered14. Run (Rehearsal)
07. Violent Omen15. Screams Of Pain (Rehearsal)
08. Dark Tales
Raging Steel (69:36)
01. The Dawn09. The Undead Cry
02. Raging Steel10. Beyond The Light
03. Scattered By The Wind Part I11. Intro (Demo)
04. Scattered By The Wind Part II12. Slaughtered (Demo)
05. Dragon's Blood13. Violent Omen (Demo)
06. The Thing Within14. Riders Of Doom (Demo)
07. Pledge To Die15. Samhain (Demo)
08. Mortal Dread16. Yigael's Wall (Live)
Deception Ignored (41:02)
01. Events In Concealment05. Watching The World
02. The Deathwish06. Narcotic
03. Triocton07. Machinery
04. N. L. Y. H.08. Bureaucrazy

Unter dem Banner “Noise Lebt“ hat die Plattenfirma BMG, die nun die Rechte an den früheren Veröffentlichungen des Kult-Labels hält, bereits einige der größten und einflussreichsten Bands aus den Anfangstagen des europäischen Metals wieder neu aufgelegt, darunter CELTIC FROST, CORONER, HELLOWEEN, VOIVOD, GRAVE DIGGER, KREATOR, RUNNING WILD, SKYCLAD, TANKARD. Aber nicht jeder der Noise-Bands war die große und langanhaltende Karriere beschieden. Nichts desto trotz gab es damals noch einige Gruppen, die es aus heutiger Sicht neu oder wiederzuentdecken. Eine davon ist das Quartett DEATHROW, das zunächst 1984 unter dem Namen SAMHAIN gegründet wurde. Da aber Glenn Danzig bereits zuvor eine Gruppe ebenso benannt hatte, benannte sich das Düsseldorfer Quartett eben um und firmierte dann eben als „Todestrakt“, was ebenso gut zu ihrem teutonischen Thrash Metal passte. Der Kontakt zu Noise kam über einen befreundeten Musiker zustande, der ein gutes Wort für die Band einlegte, die 1985 mit dem Demo “Lord Of The Dead“ erstes Aufsehen erregen konnte. Der prominente Fürsprecher kam aus dem nicht weit entfernten Essen und heißt Mille Petrozza (KREATOR).

Das erste Album der Band erschien 1986 und hörte auf den Namen “Riders Of Doom“. Für den amerikanischen Markt wurde es mit verändertem Cover als “Satan's Gift“ aufgelegt, weil von dem amerikanischen Partner Bedenken gegen den Titel vorgebracht wurden. Das Album bot vom Sound her typischen, teutonischen Metal in der Tradition der anderen bekannten Vertreter wie die Label-Kollegen aber auch DESTRUCTION oder SODOM. Leider investierte Noise Records damals nicht besonders viel in die Produktion, was man dem Klang leider anmerkt. So scheppert das Schlagzeug absolut zeittypisch (siehe die anderen Produktionen von Noise damals) und beim Gesang hätte man mit etwas mehr Mühe auch noch was rausholen können. Ergo: mit etwas mehr Zeit und Mitteln hätte “Riders Of Doom“ das Zeug zu einem richtigen Klassiker gehabt.

Denn musikalisch war das Gebotene schon deutlich fortgeschrittener und technisch anspruchsvoller als die Konkurrenz - insbesondere was die Gitarren-Arbeit von Sven Flügge und Thomas Priebe anbetrifft, die deutlich hörbar von technisch anspruchsvollen Bands wie etwa frühe MEGADETH oder WATCHTOWER beeinflusst war. Dave Mustaine dürfte auch was das Riffing, die Gitarren-Harmonien und melodischen Fills anbetraf einen starken Einfluss auf das Songwriting der Düsseldorfer hatte. Das machte DEATHROW besonders und hob sie ein Stück weit aus der Masse heraus, denn gerade was die deutsche Szene betraf, waren sie der Konkurrenz ein gutes Stück voraus. In der Gesamtbetrachtung ist “Riders Of Doom“ eine mehr als ordentliche Debüt-Scheibe, die das Potenzial, das in der Band steckte, bereits andeutete.

Für dieses Re-Release orientiert sich BMG an der bereits vor zehn Jahren aufgelegten Version von Displeased Records. Auch hier wurde die Original-Scheibe remastert und durch die Aufnahmen zum ersten Band-Demo “The Lord Of The Dead“ zusätzlich aufgewertet. Darüber hinaus bietet diese Neu-Auflage. Einmal abgesehen von den sehr interessanten liner-notes und den zahlreichen alten Fotos aus der Zeit hat das Label hier aber noch drei weitere Bonus-Stücke „draufgepackt“. Dabei handelt es sich um Rehearsal-Aufnahmen aus dem Jahr 1985 zu den Songs Night Of The Wolf, Run und Screams Of Pain. Natürlich darf man sich klangtechnisch hier keine Wunderdinge erwarten, aber für den Fan sind das wirklich extrem interessante, rare Nummern.

Da sich der Thrash Metal damals eine großer Beliebtheit erfreute, konnten auch DEATHROW einige Erfolge für sich verbuchen. Sie feierten die erfolgreiche und fast schon legendäre “Hell Comes To Your Town“-Tournee mit POSSESSED und den Label-Kollegen VOIVOD. Das Album erhielt sogar Airplay bei den amerikanischen College-Radio-Stationen und in Ost-Europa erreichte “Riders Of Doom“ vordere Chart-Platzierungen. Insofern ging das Quartett mit einem gehörig gesteigerten Selbstvertrauen an die Arbeit zum Nachfolger, der nach nur einem Jahr veröffentlicht wurde.

Das neue Werk hörte auf den Namen “Raging Steel“. Mittlerweile hatte auch Walterbach das Potenzial der Band erkannt und wurde unter anderem vom ROCK HARD mit den Worten zitiert: „DEATHROW werden in der nächsten Zeit eins unserer Schwerpunktthemen sein". Leider sollte sich das nicht so auf den kommerziellen Erfolg der Band auswirken, wie sich das sicherlich alle Beteiligten sowie die Fans der vier Thrasher erhofft hatten. Aber es zeigte Auswirkungen auf die Produktion des Zweitwerks und sollte zumindest in künstlerischer Hinsicht vollauf gerechtfertigt sein.

Denn “Raging Steel“ nimmt den Faden des Vorgängers auf und entwickelt ihn in qualitativer Hinsicht weiter. Sprich die Band hat noch einmal ihr Songwriting verfeinert und kann mit Stücken wie dem Titeltrack sowie Dragon Blood, Pledge To Die, Scattered By The Wind oder The Thing Within vollauf überzeugen. Das Album besticht durch stark arrangierten, technisch anspruchsvollen Thrash-Metal mit druckvollen Rhythmen und wieder einmal feiner Gitarrenarbeit. Und auch die Produktion – dieses Mal von Noise-Stammproduzent Harris Johns - ist deutlich besser ausgefallen als noch bei “Riders Of Doom“ und spielt auf einem Niveau mit der Musik. Endlich ist auch der Bass mal richtig wahrnehmbar und das Schlagzeug scheppert nicht mehr sondern knallt vielmehr – so wie es eben soll. Kein Wunder, dass das Album damals mit – vollkommen gerechtfertigtem – Lob überschüttet wurde.

Aber wieder einmal gab es Ärger um das eigentlich vorgesehene Artwork. Denn ursprünglich hätte das Werk “Scttered By The Wind“ heißen sollen und mit dem Werk eines befreundeten Künstlers als Cover erscheinen sollen. Nach den Erinnerungen der Band war Noise zunächst auch davon sehr angetan, aber kurz nachdem der Mix des Albums fertig war kam Label-Boss Walterbach zu der Band und legte ihnen drei komplett andere Entwürfe vor, aus denen sie einen auswählen sollten. Und da dann der Titel nicht mehr passte, musste auch der noch geändert werden.

Auch in diesem Fall hat sich BMG an dem vor zehn Jahren schon einmal aufgelegten Re-Release der Scheibe orientiert. Als Bonus-Tracks wurden die fünf Stücke – wovon eines ein Intro ist – des “Eternal Death“-Demos genommen, die von den Songs her das Grundgerüst für das Debüt-Album gestellt hatten. Jemand, der sich aber gerne und intensiv mit Musik beschäftigt, wird aber seine Freude daran haben, die Unterschiede zu den endgültigen Versionen zu suchen. Zudem gibt es eine Live-Aufnahmen des unveröffentlichten Tracks YIgael's Wall aus dem Jahr 1986 in Bootleg-Qualität (aber absolut hörenswert) .

Aber das tat ja der Qualität der Musik – auf die es ja im Endeffekt immer ankommt – keinen Abbruch. Die Band ging erneut auf eine sehr erfolgreiche Europa-Tournee, dieses mal mit TANKARD. Aber danach folgte eine Zäsur in der Band-Geschichte, denn Gründungsmitglied Thomas Priebe teilte den anderen Dreien mit, dass er DEATHROW verlassen würde. Für ihn war die Belastung aus Band und Beruf sowie die Zusatzbelastung durch Tourneen und Interviews oder Fotoshootings zu viel geworden und so trennten sich die Wege.

Und so war es die erste Aufgabe, einen neuen, zweiten Gitarristen zu finden. Der bis dahin weitgehend unbekannte Uwe Osterlehner (der später auch als Sessionmusiker, unter anderem für WITHERSCAPE, aktiv war) bekam den Job. Dann machten sich DEATHROW an die Arbeiten für das dritte Album, “Deception Ignored“, das schon das letzte Album für Noise Records sein sollte und somit die kleine aber feine Reihe der Re-Releases von DEATHROW beendet. Denn das Label bestand darauf, dass die Band das vertraglich festgelegte Album bald einspielt, bevor sich die Gruppe an die veränderte Dynamik durch den neuen Musiker und Menschen gewöhnen konnte – und ohne dass genügend Material vorlag.

Nach eigener Aussage lagen bei Beginn der Aufnahmen lediglich dreieinhalb Kompositionen vor und die Lieder, die Osterlehner – der stärker als die anderen Band-Mitglieder an technisch-komplexen Thrash à la ANNIHILATOR oder VOIVOD interessiert war - mitbrachte, konnten auch nicht an die Band und ihren Sound angepasst werden. Sie mussten einfach so eingespielt werden, wie sie waren. Eine Situation, die Gitarrist Sven Flügge und Schlagzeuger Markus Hahn für das ein wenig inkohärente Erscheinungsbild der Scheibe verantwortlich machen. Denn neben typischen DEATHROW-Nummern wie N. L. Y. H. und Bureaucrazy wirken die Osterlehner-Kompositionen Triocton und Narcotic wie von einer komplett anderen Band.

Was die Lieder eint, das ist die an und für sich betrachtet hohe Qualität der Kompositionen. Und auch die Zusammenarbeit mit Harris Johns lief wie geschmiert, der der Band einen Sound wie gemacht für diese technisch anspruchsvolle Art von Thrash Metal auf den Leib schneiderte. Und auch beim Cover-Artwork konnte sich die Band dieses Mal mit ihrem Vorschlag durchsetzen. Etwas, was ja in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen mit dem Label geführt hatte. So kam am Ende ein unter den Umständen sehr gelungenes Album heraus, das DEATHROW zahlreiche neue Fans erschloss und zum bestverkauften der Band-Geschichte wurde. Und wer auf komplexen Thrash steht, der kommt an diesem exzellent eingespielten Album kaum vorbei. Leider gab es offenbar aus dieser Zeit keine Bonus-Stücke oder Demos, weshalb das Album „nur“ mit remastertem Sound daherkommt.

Nach der Veröffentlichung nahmen die Spannungen zwischen DEATHROW und Noise jedoch weiter zu, als das Label die Band auf eine Tour schicken wollte, ohne ihnen die nötigen Finanzen vorzuschießen (sprich: die Musiker hätten selbst in Vorlage treten sollen). Daraufhin schaute sich das Quartett nach einer neuen Heimat um, die sie in West Virginia Records fanden, aber auch dort kam es nach einer EP sowie einer weiteren wieder traditionelleren Thrash Metal-LP zu Streitigkeiten, so dass sich die Band 1992 auflöste.

Und auch wenn das Ende der Band bereits mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegt, gibt es heute noch immer Fans der Band und Anhänger dieses Sounds, die die Band aufs Neue für sich entdecken. Und dazu dürften auch diese drei Re-Releases aus der Reihe „Noise Lebt“ beitragen, die die klassischen Aufnahmen inklusive der beiden legendären Demos nochmal präsentiert. Auf diese Art und Weise wird die Erinnerung an eine der wegweisenden Bands dieser Zeit auch nach so vielen Dekaden weiter wachgehalten. Und das haben DEATHROW auch wahrlich verdient.

Marc Langels, 14.03.2018

 

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