David Poe The Late Album, UlfTone Music, 2003 |
David Poe | Guitar, Piano, Vocals | |||
Sim Cain | Drums | |||
John E. Abbey | Bass | |||
David Henry | Cello | |||
Jim Hoke | Alto Flute, Baritone Saxophone, Harmonica | |||
Kraig Johnson | Guitar | |||
Gary Louris | Guitar | |||
Brad Jones | Harmonium, Mandolin, Sound Effects | |||
Jacob Lawson | Keyboards, Viola, Violin | |||
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1. Ringer | 7. You're The Bomb | |||
2. Echo box | 8. Good Lonely | |||
3. Childbearing | 9. Never I Will | |||
4. The Late Song (Je ne suis pas mort) | 10. Deathwatch For A Living Legend | |||
5. The Drifter | 11. Love Won't Last The Afternoon | |||
6. Wear Your Best | 12. The Drifter (Quietly) | |||
David Poe besitzt alles, was einen Songwriter/Komponisten von Format ausmacht. Er erzählt interessante Geschichten und interpretiert sie mit wandlungsfähiger sympathischer Stimme. Er stattet seine Songs mit spannungsgeladenen Arrangements aus, sucht sich zu diesem Zwecke verdammt versierte Musiker aus und lässt das ganze von unterschiedlichen Produzenten kanalisieren oder setzt sich mitunter sogar selbst auf den Producer-Sessel.
"The Late Album" hat tatsächlich einige Jahre auf sich warten lassen ... doch besser spät als nie.
Wobei sich der Album-Titel eher auf die musikalische Gesamtstimmung bezieht. Größtenteils des Nachts eingespielt, strahlen die Titel tatsächlich eine sicherlich nur nachts einzufangende Ruhe und Gelassenheit aus.
Die Mitstreiter des ersten Albums ("D.Poe" von 1999), Sim Cain (Drums) und John Abbey (Bass), sind neben einigen Gästen wie z.B. Gary Louris und Kraig Johnson (Jayhawks) oder Al Perkins, lobenswerterweise wieder mit am Start.
Eingespielt klingen sie, die Herren, was nach 695 Gigs als Supporting-act diverser Größen wie Tori Amos, Beth Orton, Bob Dylan, Chris Whitley, Lloyd Cole oder Holly Cole, allerdings zu erwarten war. Na ja, und in den wenigen Tourpausen nahm David dann noch dieses Klasse-Album auf. Alle Achtung, der Mann muss eine Vision haben, sonst schafft man sowas nicht.
Poe nennt als Vorbilder immer gerne "The Beatles" und wird nicht müde zu betonen, dass man sich doch bitteschön an den Besten zu orientieren hat. Ganz unrecht hat er sicher nicht.
So klingen denn auch einige Harmoniewendungen schwer nach BEATLES, versumpfen allerdings nicht in stumpfem Eklektizismus. Der Titel-Track könnte in seiner schonungslosen Direktheit auch vom ersten oder zweiten John Lennon-Album stammen.
The drifter hat die eingängigsten Harmonien und Gesangslinien und entpuppt sich als wahrer Ohrwurm. Dann bringt Poe, als wüsste er um die Unwiderstehlichkeit dieses Titels, eben jenen Song am Ende des Albums noch einmal als "stripped down"-Version, mit einem traumhaften Satzgesang.
Dass David ein Verehrer der 60's ist, spürt man zudem an den vereinzelt eingestreuten psychedelischen Zitaten wie in dem grandiosen Good lonely. Und das Gitarren-Solo im Outro rundet alles so wunderbar ab. Ähnlich 60's beseelt kamen vergangenes Jahr die HONEYDOGS mit ihrem Album "Here's luck" daher.
Bewies David auf der Vorgängerplatte schon seine Affinität zum Jazz in dem umwerfenden Apartment, croont er sich hier mit dem schönen Liebeslied You're the bomb in die Herzen seiner Angebeteten.
Für eine überraschende Abwechslung sorgt das country-fizierte Deathwatch for a living legend in dem Poe den amerikanischen Starkult um todgeweihte Showgrößen auf's Korn nimmt. Augenzwinkern inklusive.
Der Mann hat eine ganze Menge Potenzial, das spürt man in jedem Ton. Selbst die Electronica-Ballade Wear your best, gelingt ihm unter Zuhilfenahme der Studiotechnik und dem Know-how der beiden Jungs von GOOD&EVIL ohne große Anstrengungen und schmiegt sich behutsam ins Gesamtkonzept des Albums ein.
Ausfälle sind auf diesem Werk, bei aller stilistischen Vielfalt, nicht zu verzeichnen, so dass man "The Late Album" uneingeschränkt empfehlen darf.
Die Kenner, die sich letzthin mit dem neuen Ron Sexsmith-Album beglückten, sollten nun David Poe eine Chance geben.