David Crosby Here If You Listen, BMG, 2018 |
David Crosby | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Becca Stevens | Vocals, Charango, Terropatch, 7-String Electric Guitar, Hammertone Electric Guitar, Acoustic Guitar | |||
Michelle Willis | Vocals, Piano, Wurlitzer, Fender Rhodes, Bass, Arp Omni, Organ, Pump Organ | |||
Michael League | Vocals, Eletric Bass, Acoustic Guitars, Baritone Acoustic Guitar, Electric Guitar, Arp Omni, Minimoog Bass | |||
Bill Laurance | Piano on Your Own Ride | |||
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01. Glory | 07. 1967 | |||
02. Vagrants Of Venice | 08. Balanced On A Pin | |||
03. 1974 | 09. Other Half Rule | |||
04. Your Own Ride | 10. Janet | |||
05. Buddha On A Hill | 11. Woodstock | |||
06. I Am No Artist | ||||
Hört man Glory, die Eröffnungsnummer dieses Albums, als ersten Song – was ja irgendwo Sinn macht… - , oberflächlich, fühlt man sich an manchen 80er Champagner-Pop erinnert, so zart und wenig tiefschürfend, eben “oberflächlich“, huscht er an einem vorbei. Man muss sich da schon etwas mehr darauf einlassen, was einem David Crosby hier kredenzt. Zeitlebens (und möge er noch lange leben!) wird ihm der Stempel “Alt-Hippie“ anhängen und warum soll so einer nicht machen, wozu er Lust hat? Mit gerade mal zwei fertigen Songs trafen sich “Croz“ und seine Mitstreiter im Studio von Michael League und innerhalb eines Monats war ein Album fertig. Geschrieben, aufgenommen, gemixt – fertig! Wenn man bedenkt, dass Crosby in den ersten Jahrzehnten seiner Karriere gerade eine Handvoll Soloalben ( die CPR-Sachen zählen wir jetzt mal nicht dazu) fertig gekriegt, ist das schon ein schier atemberaubendes Tempo.
In den letzten Jahren gibt‘s dann aber mit schöner Regelmäßigkeit ein neues Album. Spricht für die Harmonie in seiner “Lighthouse Band“.
Nun, überaus harmonisch klingt‘s hier auch. Auf einen Drummer verzichtet man komplett und die Saiteninstrumente werden sehr zurückhaltend, gleichwohl stimmungsvoll, bearbeitet. Und klingen auch gut. Da darf man vielleicht Glory gleich zwei Mal hintereinander hören, um die Tiefe des Songs zu erfassen.
Gern tauscht sich Crosby gesanglich mit seinen Kollegen/innen aus, was seit seligen CSN-Tagen natürlich nichts Neues ist, aber durchaus zum genaueren Hinhören verführt. So pendelt auch Vagrants Of Venice fast hypnotisierend zwischen den Stimmen hin und her. Hat nicht die Intensität der frühen CSN, aber eine gewisse Altersmilde geht hier vielleicht mit einher. Auch wenn das hier in gewisser Weise eine Bandproduktion ist, ist natürlich Crosby das Aushängeschild und auf den achtet und hört man. 1974 erinnert dann auch schon an dessen frühe Tage, im Kreis seiner damaligen Kollegen. Eine feine Folk-Nummer, die ich gern mal 1974 von ihm gehört hätte.
Ist “Croz“ der Buddha On A Hill, der oben sitzt und lächelt? Gut möglich. Entspannt und Weise klingt er und eine gewisse Transzendenz umgibt ihn. Die auch den Hörer schnell umhüllt.
Auch wenn das Album in “Side A“ und “Side B“ unterteilt ist, muss man die Scheibe natürlich nicht umdrehen. I Am No Artist, das nehmen wir ihm nicht ab. Schon gar nicht, wenn solch wundervolle Harmonien wie in diesem Song entstehen.
1967 transportiert nicht viel Text, aber “What are you fighting for“ ist heute so zutreffend, wie damals und zu jeder Zeit. Trotzdem ist diese Art “Improvisation“ schon gewöhnungsbedürftig. Da muss man schon in der richtigen Stimmung sein.
“Stimmung“ erzeugt auch Balanced On A Pin. Klingt zunächst, wie flüchtig dahin gespielt, bevor die anderen Musiker und Stimmen hinzukommen und eine ganz wundersame Atmosphäre kreieren. Muss man sich echt mal darauf einlassen.
Was man bei diesem Album sowieso muss. Wie gesagt, mal nebenbei hinhören, das funktioniert nicht. Bisschen Meditation vielleicht, könnte gut kommen. Aber nicht erschrecken, wenn einem dass rhythmische Janet dann doch etwas unsanft aufweckt. Da wird‘s richtig jazzig und richtig cool groovig. Mit einer Neuauflage von Woodstock hätte man kaum gerechnet und warum auch? Aber warum auch nicht? Und tatsächlich ist Crosby und seiner Lighthouse Band eine durchaus ansprechende Aufnahme geglückt. Etwas relaxter als man es im Ohr hat, aber allein Crosbys Präsenz macht hier den Unterschied.
Nix für die Rock‘n‘Roll-Nacht, aber wer sich gern etwas von zarten Stimmen und Melodien umgarnen lässt, darf hier mal ein Ohr leihen.