David Crosby Croz, Blue Castle Records, 2014 |
David Crosby | Vocals, Acoustic & Electric Guitar | |||
James Raymond | Keyboards, Organ, Piano, Electric Piano, Synthesizer, Programming | |||
Steve Di Stanislao | Drums | |||
Kevin McCormick | Bass | |||
Todd Caldwell | Hammond B-3 | |||
Shane Fontayne | Electric Guitars | |||
Marcus Eaton | Acoustic Guitars, Harmony Vocals | |||
Mark Knopfler | Guitar | |||
Wynton Marsalis | Trumpet | |||
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01. What's Broken | 07. Set That Baggage Down | |||
02. Time I Have | 08. If She Called | |||
03. Holding On To Nothing | 09. Dangerous Night | |||
04. The Clearing | 10. Morning Falling | |||
05. Radio | 11. Find A Heart | |||
06. Slice Of Time | ||||
Gut, dass Phil Collins damals David Crosbys Lebertransplantation bezahlt hat, sonst wären wir womöglich nie in den Genuss dieses formidablen Spätwerks gekommen.
Der alte Zausel Crosby (Jahrgang 1942), dem wir so einige wunderschöne Platten und Gesangsharmonien aus den späten Sechzigern bzw. frühen bis mittleren Siebzigern verdanken, als er mit den BYRDS und CROSBY, STILLS & NASH haufenweise tolle Songs ablieferte, taucht nun nach 20 Jahren Studiopause aus der Veröffentlichungsversenkung auf und bietet uns ein gut durchdachtes und straff konzipiertes Werk an, das zumindest die halbgaren Solo-Outings seiner Kumpels Stills und Nash aus der jüngeren Vergangenheit in den Schatten stellt.
"Croz", welches er gemeinsam mit seinem Sohn, Co-Produzenten, Co-Autoren und Keyboarder James Raymond nebst diversen, kompetenten Studiocracks im Home-Studio seines Sprösslings aufnahm, strahlt sicherlich nicht mehr den hippieesken und brüchigen Charme seines Uralt-Solowerks "If I Could Only Remember My Name" (1971) aus, glänzt aber gleichwohl mit zeitgemäßer Studiopolitur, die schon in Richtung 'sophisticated sounds' geht. Die Arrangements und deren Produktionsweise klingen gediegen und sehr ausgecheckt und hinterlassen den Eindruck als trügen sie die Handschrift solcher Studio-Tüftler wie Larry Klein, Gary Katz oder Don Was.
James Raymonds' leicht angejazzten Keyboards dominieren in vielen Songs die Gitarren von Shane Fontayne, Marcus Eaton und, ja, Mark Knopfler, der im Opening Track What's Broken ein paar geschmackvolle Solo-Licks beisteuert und sich behende durch den offenbar von STEELY DAN inspirierten Song schlängeln.
In der Folge begibt sich Crosby aber auch auf durchaus altbekanntes Terrain und brilliert mit ausgeklügelten drei- oder vierstimmigen Gesangssätzen bzw. offeriert seine typischen Open-Tunings auf der Akustikgitarre, die er anscheinend von Joni Mitchell, deren Solo-Debut Crosby 1968 produzierte, abgeschaut hat, oder umgekehrt. In einem dieser Mitchell'esken Songs (Holding On To Nothing) haucht der nicht ganz unbekannte Jazztrompeter Wynton Marsalis ein zartes Solo in die Atmosphäre. Eine ähnliche Marschrichtung schlägt das harmonisch interessante Slice Of Time ein.
Im recht straff aufgezogenen und dennoch elastisch groovenden Radio wird die Mannschaft sogar ziemlich radiokompatibel und spielt im Chorus mit seligen CSN-Erinnerungen.
Ein anfänglich etwas unscheinbar wirkender, gitarrengesteuerter 'stripped down'-Song wie Set That Baggage Down wächst beispielsweise mit jedem Hören.
David Crosbys Neutöner zeigt den Woodstock-Veteranen in guter und ausgeruhter Form, nachdenklich, textlich nachhakend und dennoch positiv gestimmt. "Croz" gerät zu einem dieser Alben, das man sicherlich erst einige Male hören muss, um es schätzen zu lernen.
In der Gewissheit, dass es Crosbys Ersatzleber nun wahrlich nichts ausmachen wird, lasst uns also die Gläser heben und auf den alten Zauberlehrling anstoßen, denn ihm ist mit 72 Jahren nochmal ein Klasse-Album gelungen.