Durchaus beachtlich, wie gut der aktuell 72-jährige Daryl Hall noch aussieht und auch gesanglich ist er noch absolut auf der Höhe. Nachzuhören und -sehen, bei seiner höchst erfolgreichen “Live From Daryl's House“-Reihe, bei der er immer wieder Kollegen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu Gast hat und hervorragende Performances abliefert.

Die Grundlage als Sänger in Doo-Wop Gruppen in Philadelphia scheint nicht die schlechteste gewesen zu sein. Ab 1967 war er dann schon an Plattenveröffentlichungen beteiligt, aber bekanntermaßen lief er im Duo mit seinem Kumpel John Oates, als HALL & OATES, zu Höchstform und Weltruhm auf. Was die beiden Hits hatten, da braucht's schon eine sehr große Kuhhaut, damit die drauf gehen.

Daryl Hall war aber auch Solo erfolgreich und das Destillat aus seinen fünf Soloalben mündet nun in die Doppel-CD “BeforeAfter“. Noch angereichert mit ein paar Schmankerln aus seiner Show. Natürlich bewegt er sich musikalisch nicht allzu weit von seinen Soul-Pop-Wurzeln weg, aber wer auf diesen, vor allem in den 80ern sehr populären Sound steht, der wird kaum was besseres finden. Und natürlich sind solch in den Rock übergehenden Songs, wie Dreamtime, Ohrwürmer für die Ewigkeit. Für die Qualität sorgten auch zahlreiche First-Class-Musiker, wie Robert Fripp, G. E. Smith oder Dave Stewart und ein ums andere Mal die tollen Vocal-Performance. Bab And Babs erinnert zum Teil an 10cc, während der lockere Boogie Sacred Songs an den Glam Rock der 70er erinnert.

Grundsätzlich muss man den Songs praktisch durchgehend eine gute-Laune-Mentalität und den Sunshine-Faktor zugestehen. Der Sound des Sommers dürfte in etwa so klingen. Eingestreut, wie gesagt, Ausschnitte aus “Live From Daryl's House“. Wie die Version vom EURYTHMICS Hit Here Comes The Rain Again, nur mit Daryl an Gesang und Piano und Dave Stewart an der Akustikgitarre. Etwas arg melancholisch, aber dennoch interessant gemacht. Ziemlich schnell ins Ohr und in die Beine geht auch das leicht funkige Fools Rush In und bei mancher Nummer denke ich mir, da wäre auch ein Michael Jackson oder ein Prince nicht unglücklich mit geworden.

Dass sich die Live-Titel praktisch ebenfalls wie Studio-Produktionen anhören, ist ein weiteres Indiz für die Klasse der Protagonisten. Man nehme Can We Still Be Friends, mit Gast Todd Rundgren oder die Gesangsparts in Our Day Will Come. Was will man da noch verbessern? Wirklich beeindruckend. Natürlich, wenn man es kerniger mag und überhaupt eher Rock-orientiert ist, dann wird einem vieles hier zu seicht vorkommen, aber die Philly-Soul-Pop-Fraktion freut sich hier gut 2 ½ Stunden lang. Und das sicher öfter.