Dan Raza Two, Deep River Records, 2016 |
Dan Raza | Vocals, Guitar, Banjo | |||
Geraint Watkins | Organ, Piano | |||
BJ Cole | Pedal Steel | |||
Andy Dewar, Jamie Shaw | Drums | |||
Alan Gibson | Bass, Horns, Piano | |||
Guy Farrow | Bass | |||
Lawrie Wright | Piano | |||
Steve Simpson | Mandolin | |||
Dave Nichols, Lyle Zimmerman | Guitar | |||
Frank Mead | Flute, Whistle | |||
Greg Holme | Pedal Steel | |||
Barbara Bartz | Violin | |||
Maria Rivington, James Hayto, Des Horsfall | Backing Vocals | |||
Charlie Hart | Accordion | |||
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01. Silent's The Night Wind | 07. Where The Rivers Divide | |||
02. Payday | 08. Shadowlands | |||
03. Old Ways | 09. Back Down The Hill | |||
04. Midnight And The Wine | 10. Stars That Shine | |||
05. Still Can't Believe You're Gone | 11. Drifting | |||
06. Don't Shoot The Stars Down | 12. Galway Lights | |||
Auch wenn offenbar der Geist des lange verstorbenen britischen Melancholikers Nick Drake durch Dan Razas Körper spukt und maßgeblich die folkige, zarte sowie auch stark wurzelverbundene Singer-Songwriter-Kunst des jungen Gitarristen und Sängers beeinflusst, tritt der recht jugendlich wirkende Anfang 30-jährige Mr. Raza um einiges stärker, gefasster und zielstrebiger auf, als der seinerzeit sehr introvertiert agierende und mit seinem Misserfolg hadernde Nick Drake, der schließlich im November 1974 unter nicht völlig geklärten Umständen verstarb.
Wer sich heutzutage im übervölkerten Music-Biz einen halbwegs klangvollen Namen im Segment Folk & Roots machen will, muss nicht nur großes Talent, eine sympathische oder extrem markante Stimme, ein ansprechendes Äußeres und packende Songs im Gepäck haben, sondern vor allen Dingen jede Menge Glück. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der alte Spruch bewahrheitet sich immer wieder aufs Neue.
Dan Raza, der schon seit zig Jahren die sogenannte Ochsentour durch britische und europäische Clubs und Kneipen hinter sich gebracht hat, bringt all die oben genannten Attribute mit und rennt unvermindert der Anerkennung hinterher, die er seiner Meinung nach verdient. Raza will kein Star werden, nein, aber er möchte zumindest von seinen Liedern leben können und nicht irgendwelche dämlichen Flugblätter und Werbezettelchen in die Briefkästen der Besserverdienenden werfen.
Große Namen wie Neil Young haben schon von seinem außerordentlichen Talent Notiz genommen. Raza eröffnete Konzerte für etablierte Künstler wie Joan Armatrading, Mary Gauthier, Slaid Cleaves und Badly Drawn Boy. Mit seinem von Charlie Hart (Ronnie Lane, Ian Dury, Eric Clapton) produzierten Debutalbum aus dem Jahre 2012 erzielte Raza immerhin genügend Wirkung, um ihn bei der Stange zu halten.
Das ist gut und lobenswert, denn sonst kämen seine Fans und die, die es werden wollen, nicht in den Genuss seines zweiten, wiederum mit exquisiten Musikern ausgestatteteten Albums. Wer Musiker wie Tastenmann Geraint Watkins, Pedal Steeler BJ Cole und Flötist Frank Mead um sich schart, um hier nur die klangvollsten zu nennen, darf sich gewiss sein, seine Songs in folk-erfahrene und kompetente Hände gelegt zu haben.
Razas "Two" betiteltes Werk besticht durch ausgereiftes Handwerk, Dans weiche und angenehme Tenorstimme und seine vornehmlich akustische Ausrichtung nebst folkloristischer Instrumentierung wie Flöte, Mandoline, Bouzouki, Banjo und Akkordeon.
Razas Lieder entwickeln ihren lieblichen und ländlich inspirierten Reiz meist erst beim zweiten und dritten Hören. Dafür verhaken sich Klasse-Songs wie Midnight And The Wine, das wie ein zufälliges Treffen von Gram Parsons und Ryan Adams klingt oder ein sentimentaler Schunkler wie Still Can't Believe That You're Gone, das Nick Drake'sche Tränen mit Paul Simons Standhaftigkeitvermischt, nachhaltiger in den Ohren als man zunächst erwartet.
Gutgelaunte Song-Kleinode wie Don't Shoot The Stars Down oder auch das sentimentale Old Ways erinnern beispielsweise an Van Morrisons intensive Bodenständigkeit. Das aufreizend fröhliche Driftingund das von Bob Dylans Highway 61 Geist beseelte Payday hätten die irischen HOTHOUSE FLOWERS in den späten Achtziger Jahren möglicherweise zu einem ihrer Bühnen-Hits gemacht.
Der sympathische und unverdrossene Songwriter Dan Raza legt mit "Two" erneut ein vielversprechendes und erfreulich reifes Werk vor, das der Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit des heutigen Musik-Biz zu trotzen wagt und auf tiefgehende Song-Kunst setzt, die vielen Folk & Roots Fans gefallen dürfte. Dan und seine Band erfüllen die hohen Qualitätsansprüche. Und auch wenn dies in der heutigen Zeit nicht immer auszureichen scheint, fließt dennoch weiterhin das frische Blut des unbeugsamen Künstlers in Raza und mischt sich mit den Geistern der Vergangenheit.