Colosseum Live05, Ruf Records, 2010 |
Chris Farlowe | Vocals | |||
Clem Clempson | Guitars, Vocals | |||
Mark Clarke | Bass Guitar, Vocals | |||
Dave Greenslade | Hammond Organ, Electric Piano | |||
Barbara Thompson | Sop/Alto/Tenor Saxes | |||
Jon Hiseman | Drums | |||
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CD 1 - First Set: | ||||
01. Showtime | 05. Rope Ladder To The Moon | |||
02. Come Right Back | 06. January's Search | |||
03. Theme For An Imaginary Western | 07. February's Valentyne | |||
04. Lights | 08. The Grass Is Always Greener | |||
CD 2 - Second Set | ||||
01. Those About to Die | 04. Tomorrow's Blues | |||
02. Stormy Monday Blues | 05. Drum Intro To LA | |||
03. No Pleasin' | 06. Lost Angeles | |||
Das ist nichts für euch, ihr Schnurgeradeaus-Rocker und Drei-Akkorde-Schrubber. Das geht’s schon etwas diffiziler - manch mögen sagen "wirrer" - zu. Aber schließlich geht es hier auch um das Flagschiff der Jazz-Rock-Szene: COLOSSEUM.
Da trifft öfters das Attribut Jazz, seltener Rock zu, aber ihren Platz in der Musikhistorie haben sie sicher. Das liegt nicht zuletzt am Ausnahmeschlagzeuger Jon Hiseman. Aber auch am ungeheuer flexiblen Gitarristen Clem Clempson - der zwischenzeitlich mal bei HUMBLE PIE den Blues-Rocker gab und bei COLOSSEUM von Gary Moore ersetzt wurde. Und, nicht zu vergessen, am Saxofonisten Dick Heckstall-Smith, der leider 2004 verstarb. Seinen Platz nahm - und das sehr kompetent - Barbara Thompson ein. Man hat hier also fast die klassische COLOSSEUM-Besetzung am Start, die legendäre 71er Live-Album eingespielt hat.
Entsprechend sind ein Großteil jener Lieder hier vertreten. Mitgeschnitten wurde die ganze 2005er Tour, aber die Aufnahmen stammen fast komplett aus zwei Konzerten: Die erste CD vom 11.6.2005, aus dem Theaterhaus Stuttgart, die zweite Scheibe, respektive der "Second Set", aus dem Treibhaus in Innsbruck, vom 30.06.2005. Nur Lights und Rope Ladder To The Moon wurden in der MusicHall Worpswede, am 24. April 05 aufgezeichnet.
Dass die Band wie "aus einem Guss" klingt, liegt aber zweifelsohne mehr an deren Mitgliedern. Die sind in die Jahre gekommen, aber immer noch ein perfektes Team. Das demonstriert sich bereits mit Come Rigth Back. Ob die scharfen Bläser- und Keyboardsätze, die präzisen Läufe von Clem Clempson und die ebenso virtuosen wie antreibenden Wirbel von Hiseman auf dem Schlagzeug.
Der Gesang von Chris Farlowe ist eh legendär und wenn seine soulige Stimme auch etwas an Rauheit zugelegt hat, so klingt so doch immer noch beeindruckt und wenn sie sich in Theme For An Imaginary Western (ja, kennen wir auch von MOUNTAIN und anderen Bands) im Duett hochschraubt, dann spürt - und hört - man förmlich, wie Clempson das in seinem Solo anfeuert.
Natürlich ist da auch viel jazziges "Gedudel" dabei und manchmal braucht man schon gute Nerven, wenn sich Mrs. Thompson in eine Saxofon-Ekstase reinsteigert.
Was aber richtig gut kommt, sind die letzten Nummern auf dem ersten Silberling. Da kommen vor allem von Dave Greenslade manchmal solche Hammond-Breitwände und klassisch inspirierte Orgel-Soli, dass man sich direkt an Jon Lord und DEEP PURPLE vor 40 Jahren erinnert fühlt.
Wie sehr das Feuer in der Band noch lodert und zu welch schwindelerregenden Leistungen sie fähig sind, untermauert Those About To Die und in dem folgenden Stormy Monday Blues kommt auch das Feeling nicht zu kurz. Ist doch immer wieder verwunderlich, dass solch tausend Mal gehörte Schinken doch noch zu begeistern wissen. Was natürlich an den inspirierten Interpreten liegt, die immer in der Lage sind den ein oder anderen Überraschungstrick aus der Tasche, bzw. den Tasten oder Saiten, zu ziehen.
Oder eben mal zwischendurch boogiemäßig Gas zu geben, wie in No Pleasin'. Natürlich gibt’s fast überall auch Raum für Improvisationen, die auch genutzt werden, aber bei solch ausgefuchsten Typen, klingt auch das, als würde es schon immer so gehört haben.
Höhepunkt ist dann das - mit einer Art "Vorhöhepunkt", dem Drum Intro To LA eingeleitete - Lost Angeles, welches schon besagtes 71er Live-Album würdig beschlossen hat. Da geht es über eine Viertelstunde nochmals so richtig ab und alle Register werden gezogen.
Also, wer mit Jazz-Rock etwas anfangen kann, oder es experimenteller mag, der kann sich mit diesem Album richtig Lust auf die anstehende Tour im Herbst machen. Da stehen COLOSSEUM wieder auf deutschen Bühnen und erfahrungsgemäß, kommt das im Konzert alles noch um etliches besser. Auch wenn man das angesichts dieser Scheibe kaum für möglich hält.