Cliff Richard 75 At 75, Rhino, 2015 |
Cliff Richard | Vocals | |||
Hank B. Marvin | Guitar | |||
Bruce Welch | Guitar | |||
Trevor Spencer, Graham Janis | Drums | |||
John Clark, Chris Eaton | Keyboards | |||
various other musicians | ||||
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Disc 1: | ||||
01. Movie It | 17. Do You Want To Dance | |||
02. High Class Baby | 18. It'll Be Me | |||
03. Meant Streak | 19. The Next Time | |||
04, Living Doll | 20. Bachelor Boy | |||
05. Travellin' Light | 21. Summer Holiday | |||
06. A Voice In The Wilderness | 22. Lucky Lips | |||
07. Fall In Love With You | 23. It's All In The Game | |||
08. Please Don't Tease | 24. Don't Talk To Him | |||
09. Nine Times Out Of Ten | 25. I'm the Lonely One | |||
10. I Love You | 26. Constantly (L'Edera) | |||
11. Theme For A Dream | 27. On The Beach | |||
12. Gee Whiz It's You | 28. The Twelfth Of Never | |||
13. A Girl Like You | 29. I Could Easily Fall (In Love With You) | |||
14. When The Girl in Your Arms Is The Girl In Your Heart | 30. The Minute You're Gone | |||
15. The Young Ones | 31. Wind Me Up (Let Me Go) | |||
16. I'm Looking Out The Window | ||||
Disc 2: | ||||
01. Visions | 14. We Don't Talk Anymore | |||
02. Time Drags By | 15. Carrie | |||
03. In The Country | 16. Dreamin' | |||
04. It's All Over | 17. A Little In Love | |||
05. The Day I Met Marie | 18. Wired For Sound | |||
06. All My Love (Solo Tu) | 19. Daddy's Home | |||
07. Congretulations | 20. The Only Way Out | |||
08. Big Ship | 21. She Means Noting To Me | |||
09. Throw Down A Line | 22. True Love Ways | |||
10. Goodbye Sam, Hello Samantha | 23. Please Don't Fall In Love | |||
11. Power To All Our Friends | 24. All I Ask Of You | |||
12. Miss You Nights | 25. My Pretty One | |||
13. Devil Woman | ||||
Disc 3: | ||||
01. Some People | 11. Can't Keep This Feeling In | |||
02. Mistletoe & Wine | 12. The Millennium Prayer | |||
03. The Best Of Me | 13. Somewhere Over The Rainbow / What A Wonderful World | |||
04. I Just Don't Have The Heart | 14. Santa's List | |||
05. Silhouettes | 15. Somethin' is Goin' On | |||
06. From A Distance | 16. 21st Century Christmas | |||
07. Saviour's Day | 17. Move It | |||
08. We Should Be Together | 18. Thank You For A Lifetime | |||
09. I Still Believe In You | 19. Golden | |||
Da war sicher nicht nur der Kollege Michael König überrascht, dass es sich bei dem von ihm rezensierten ”The Fabulous Rock’n’Roll Songbook” um das 100ste Album von Cliff Richard handelte. Mindestens genauso beachtlich, ist die Zahl 75, welche am 14.10.2015 die Anzahl von Sir Richards (Cliff, nicht Keith!) Jahren auf Erden ausweist. Ja, tatsächlich, der Bengel ist schon 75! Wie keiner seiner Weg- und Altersgefährten hat er sich einen jugendlichen Charme und das dazugehörige Aussehen behalten, wofür man ihm gut und gerne 15 bis 20 Jahre gutschreiben möchte.
Der Song The Bachelor Boy, veröffentlicht 1962, hatte also geradezu prophetische Züge. Los ging es für Cliff bereits 1957, weshalb kurzzeitig die Idee aufkam, diese Zusammenstellung “57 – 75“ zu nennen, aber letztlich trifft es “75 At 75“ noch besser und unterstreicht noch mehr, dass es sich hier nicht einfach um 75 Songs handelt – das bringen jüngere Interpreten nach wenigen Jahren auch zustande - , sondern tatsächlich um 75 Hits! Ein prüfender Blick ins Booklet, oder meinetwegen ins Internet, bestätigt, dass gerade mal eine Handvoll Songs aus dieser 3er-CD-Box nicht in die englischen Top Ten gelangt sind. Schlechter als Platz 15 war aber keiner.
Woran liegt’s? Eine sklavische Abhängigkeit der Briten von ihrem Landsmann? Die Konkurrenz grad nix auffe Panne? Und das über sechs Jahrzehnte? Schwerlich.
Wohl eher daran, dass Cliff Richard ein Gespür für den richtigen Song zum richtigen Zeitpunkt hat und in dessen Umsetzung kaum zu schlagen ist.
Davon kann man sich auf praktisch der kompletten ersten CD bereits überzeugen. Vom ersten Hit, Move It!, 1958, noch als CLIFF RICHARD & THE DRIFTERS, über das an Jerry Lee Lewis angelehnte High Class Baby, zum ersten Nummer-1-Hit, Living Doll (klingt immer noch klasse!), zu einer Art britischer Elvis (da dann mit der Begleitband THE SHADOWS) und den Soundtracks-Hits, wie Summer Holiday und The Young Ones. Und natürlich dem Evergreen Lucky Lips.
Auch in den mittleren bis späten 1960er Jahren hatte Cliff Erfolge, wenn zwar meist nicht mehr so ganz weit vorne in den Charts, aber mit Congratulations wurde 1968 immerhin der Spitzenplatz wieder erklommen. Und das in einer Zeit, als Flower Power und Blues Rock immer mehr in Mode kam. Die frühen 70er waren dann tatsächlich nicht unbedingt die beste Zeit für den Sänger, aber selbst da lieferte er mit Power To All Our Friends einen zeitgemäßen Ohrwurm ab, der in jedem Kopf, in den er einmal eindrang, bis zum heutigen Tag nachhallt. Später im Jahrzehnt dann ein weiterer Monsterhit mit Devil Woman. Einfach mal zarte Disco-Einflüsse untergebracht und fertig war der Klassiker. Und – ob man’s mag oder nicht - We Don’t Talk Anymore erkennt jeder Musikfan schon nach eineinhalb Sekunden.
Und es geht so weiter. Man erinnert sich nur erst wieder, wenn die ersten Takte von The Only Way Out oder Dreamin‘ ertönen. Ja, besonders in den Achtzigern war das leider schon sehr Keyboard-freundliche und Gitarren- bzw. Schlagzeug-feindlich. Ging ja vielen Songs und Stilen da so.
Entsprechend kam so mancher danach nicht mehr auf die Beine. Unser Cliff? Überstand 1987 mit Some People (Platz 3), 1988 mit Mistletoe & Wine (Platz 1 – okay, war Weihnachtszeit) und landete 1990, mit Saviour’s Day, wieder auf der Poleposition.
Klar, die Abstände wurden dann größer und oftmals erweichten sich um die Weihnachtszeit die Herzen und Geldbeutel für Cliff Richards, aber ein Händchen und Näschen kann man ihm nicht absprechen. So wie beim Nummer-1-Song The Millenium Prayer, pünktlich 1999.
Längst rentenberechtigt, landete der Sänger mit dem Remake von Move It! - und der Mithilfe von Brian May und Brian Bennett – 2006 auf einem hervorragenden zweiten Platz und noch 2008 hievte er Thank You For A Lifetime auf Drei. Bekanntlich erlaubte er sich dann den ”Bold As Brass”-Ausflug und für “75 At 75” hat er mit Golden noch einen unveröffentlichten Titel parat. Der Titel wäre ebenfalls prophetisch für Cliff Richards Karriere sein könne, wenn vor über einem halben Jahrhundert veröffentlicht.
Gewürdigt wird diese Karriere mit dieser Box wohl ausreichend und ihr Inhalt überrascht wohl Fans wie Teilzeit-Charts-Hörer des Öfteren.