Clark Colborn Again, Eigenvertrieb, 2011 |
Clark Colborn | Gitarre, Gesang, Bass & Piano | |||
Joel Baer | Schlagzeug | |||
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01. The Unexpected | 07. It's Your Life | |||
02. An Imperfect Waltz | 08. Into The Mist | |||
03. Lie To Me | 09. 73 | |||
04. The Harmonic Thing | 10. Stop Talking | |||
05. Mr. In-a-Hurry, Part 2 | 11. Aftermath | |||
06. Lilacs And Cardinals | ||||
Clark Colborn ist ein amerikanischer Gitarren-Virtuose, der sich besonders in den Bereichen Hard Rock, Progressive und Experimentale Musik „austobt“. Und das ist auch auf seinem zweiten Studiowerk “Again“ wieder der Modus Operandi: austoben. Colborn kann seine Finger kaum länger als nötig still halten und wirbelt über die sechs Saiten seiner Gitarren, als ob er nach gespielten Tönen bezahlt würde. Die elf Stücke auf dem neuen Alben variieren zwischen epischem Progressive Metal, melodisch-einschmeichelnden Instrumentals und zudem gleich vier Tracks mit Gesang.
Allerdings sind es gerade diese, die mir hier am wenigsten gefallen. Dafür ist die Stimme von Colborn einfach zu eindimensional und wenig ausdruckstark. Dagegen ist selbst Joe Satriani ein echter Sänger. Zudem ist die Produktion leider nicht ganz so elegant, wie es der Musik gut tun würde. Vielmehr klingt es etwas altbacken, gerade angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten. Aber das Geleistete ist schon beeindruckend. Colborn spielt mit beeindruckenden Fähigkeiten, vollführt irrwitzige Tricks und überschreitet dabei nie die Grenzen zum nicht mehr nachvollziehbaren. Dabei zeigt er ein großes Repertoire an verschiedenen Stilistiken und eine Bandbreite an Sounds, die das ALbum über die knapp 51 Minuten hinweg spannend halten.
Großes Lob hat auch der zweite Mann verdient, der an “Again“ beteiligt ist. Joel Baer liefert hier an seinem Drumkit die perfekte rhythmische Untermalung für die irrwitzigen Griffbrettfahrten, teilweise atemberaubenden Tempo- und Rhythmus-Wechsel der Songs und drängt sich nie in den Vordergrund. Dabei wäre es manches Mal wünschenswert gewesen zu sehen, was Baer selbst an Kniffen in die Songs einbringen hätte können. So bleibt er über weite Strecken die kongeniale Rhythmus-Maschine für den Virtuosen Colborn.
Die Musik auf "Again" richtet sich natürlich vorwiegend an Anhänger von Gitarren-Cracks wie etwa Satriani, Steve Vai, den früheren Mike Varney-Jüngern wie etwa Michael Lee Firkins, Vinnie Moore, Greg Howe, Jason Becker oder Marty Friedman. Dabei dürfte es sich überwiegend selber um Gitarristen handeln. Wer Spaß an musikalischen Tricks und Kniffen, an vereinzeltem Hochgeschwindigkeits-Geshredde gepaart mit höchster Spielkultur hat, der kann sich auch an Clark Colborn und “Again“ erfreuen. Dabei klingt das Gebotene jederzeit leicht, als ob jeder seine Gitarre so klingen lassen könnte. Musiker und Gitarristen müssen sich aber dafür wappnen, dass ihnen die Lust am eigenen Musizieren ein wenig verdorben werden könnte.